Der Familienreport 2020 informiert auf Grundlage aktueller Zahlen und Daten über Familienformen, Kinderwünsche, Geburten, Eheschließungen und Ehescheidungen, über die wirtschaftliche Situation sowie über die Maßnahmen, mit denen Familienpolitik die Familien unterstützt. Neu im Vergleich zu früheren Ausgaben sind umfangreiche Vergleiche mit anderen Ländern sowie die Erkenntnisse darüber, wie es Familien im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 ergangen ist.
Familie ist in Deutschland für die meisten weiterhin das Wichtigste im Leben: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland (77 Prozent) betrachtet die Familie als den wichtigsten Lebensbereich. Die hohe Bedeutung von Familie geht in Deutschland und Europa überwiegend mit einer hohen Zufriedenheit mit dem Familienleben einher. Mehr als sieben von zehn Befragten in jedem EU-Mitgliedstaat sagen 2017, sie seien glücklich mit ihrem Familienleben, im EU-Durchschnitt sagen dies 91 Prozent. In Deutschland sagen 94 Prozent der Befragten, dass sie "total glücklich" mit ihrem Familienleben seien.
Die Einstellungen zur Aufgabenteilung zwischen den Eltern haben sich geändert und der Anteil an familienorientierten Arbeitgebern steigt. Knapp drei Viertel (71 Prozent) der Deutschen lehnten 2017 die Aussage ab, dass es die wichtigste Aufgabe einer Frau sei, sich um Haushalt und Familie zu kümmern. Damit lag Deutschland deutlich über dem EU-Durchschnitt (54 Prozent Ablehnung). Auch Unternehmen in Deutschland stellen sich auf die familienbezogenen Wünsche ihrer Beschäftigten immer mehr ein. Der Anteil der Geschäftsleitungen und Personalverantwortlichen, für die familienfreundliche Maßnahmen wichtig sind, ist seit 2015 um knapp sechs Prozentpunkte auf über 83 Prozent (2018) gestiegen. Besonders in den Bereichen flexible Arbeitszeiten und Förderung aktiver Väter haben die Unternehmen aufgeholt. In der Corona-Krise hat das mobile Arbeiten zusätzlich einen Schub erhalten.
In der Mehrheit der Paarfamilien (65 Prozent) waren 2018 beide Eltern erwerbstätig. Die Müttererwerbstätigkeit steigt seit 2006 kontinuierlich an. Im Jahr 2018 waren 69 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder insgesamt erwerbstätig (2006 waren es noch 60 Prozent). 64 Prozent der Mütter mit Kindern unter sechs Jahren sind in Deutschland erwerbstätig. Damit liegt Deutschland im EU-Durchschnitt (64 Prozent).
Vor der Corona-Pandemie zeigte sich: Die Mehrheit der Familien empfand ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sogar sehr gut. Den meisten Familien ging es wirtschaftlich gut. Aber nicht alle nahmen an der positiven Entwicklung des Wohlstandes teil. Daher stehen Familien mit kleinen Einkommen regelmäßig ganz oben auf der Liste derjenigen, die aus Sicht der Bevölkerung vom Staat besser unterstützt werden sollten. 2019 sprach sich eine Mehrheit von 84 beziehungsweise 79 Prozent der Gesamtbevölkerung für eine stärkere staatliche Unterstützung von Alleinerziehenden und Familien mit kleinen Einkommen aus. Mit dem Starke-Familien-Gesetz (Juli 2019) wurde der Kinderzuschlag neu gestaltet und die Leistungen für Bildung und Teilhabe wurden verbessert. Durch die Reform des Kinderzuschlags im Jahr 2019 erhalten aktuell mehr Familien mit kleinen Einkommen bessere Unterstützung und Kinder faire Chancen auf Teilhabe. Mit der Erhöhung des Kindergeldes zum 1. Januar 2021 steigt auch der Kinderzuschlag noch einmal deutlich - auf bis zu 205 Euro pro Monat pro Kind. Zusätzlich zum Starke-Familien-Gesetz wurden mit dem Gute-KiTa-Gesetz (Januar 2019) alle Eltern, die Kinderzuschlag, Leistungen aus dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) oder Wohngeld beziehen, von Kita-Gebühren befreit. Alleinerziehende, die für ihr Kind keinen oder nicht regelmäßig Unterhalt erhalten, können außerdem Unterhaltsvorschuss beantragen. Auch dieser wird zum neuen Jahr angehoben.
Digitalisierung kann ein Schlüssel zu einem aktiven, vorsorgenden Sozialstaat sein. Digitale Vernetzung und Kommunikation können gezielter eingesetzt werden, um Familien bei der Inanspruchnahme von ihnen zustehenden Leistungen zu unterstützen. 88 Prozent der Eltern bewerten die Möglichkeit, Anträge auf Leistungen wie Elterngeld oder Kindergeld online und papierlos zu stellen, als große Hilfe für die Familie.
Unterstützen sollen hierbei digitale Zugänge in Form von digitalen Antragsassistenten zu allen familienbezogenen Leistungen. Im Oktober 2018 startete neu und bisher einmalig in dieser Form der digitale Antragsassistent "ElterngeldDigital". Mit "Kinderzuschlag Digital" (KiZDigital) steht seit Januar 2020 ein weiterer digitaler Antragsassistent für eine Familienleistung zur Verfügung. Das Digitale-Familienleistungen-Gesetz ermöglicht es zukünftig, vier wichtige Familienleistungen in einem digitalen Kombiantrag zusammenzufassen.
Das Infotool Familie bietet Müttern, Vätern und werdenden Eltern eine gute Übersicht über verschiedene finanzielle Leistungen. Damit können sie in wenigen Schritten individuell ermitteln, auf welche Familienleistungen und Unterstützungsangebote sie voraussichtlich Anspruch haben.
"'Familie heute. Daten. Fakten. Trends - Familienreport 2020' zeigt eindrucksvoll, wo unser Land familienpolitisch steht und welche Bedeutung eine moderne Familienpolitik hat: Sie ist ein zentrales Handlungsfeld für einen vorsorgenden und aktivierenden Sozialstaat."
Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin
Die Corona-Pandemie stellt die gesamte Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, aber auch alle Einzelnen immer noch vor sehr große Herausforderungen. Von den weitreichenden Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens in der frühen Phase der Pandemie, insbesondere von der Schließung von Kitas, Schulen oder Sporteinrichtungen, waren Familien in besonderer Weise betroffen. Um zu ermitteln, wie sich die Beschränkungen im Frühjahr 2020 auf Familien auswirkten, wie sie mit diesen umgingen, welche Erfahrungen Eltern mit ihren Arbeitgebern und der Kinderbetreuung machten und welche Unterstützung sie sich gewünscht hätten, hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums im April und Mai 2020 eine repräsentative Online-Befragung unter Eltern durchgeführt.
Die hier vorgestellten ausgewählten Ergebnisse zeigen, was sich für Eltern mit Kindern unter 15 Jahren etwa anderthalb Monate nach der Schließung von Betreuungseinrichtungen im Beruf und Alltag verändert hatte. Sie verdeutlichen einerseits, wie unterschiedlich Familien durch die Zeit großer Beschränkungen gekommen sind und andererseits, welche Faktoren sich als bedeutsam erwiesen haben, um diese Zeit gut zu bewältigen.
Familien waren unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Beschränkungen und Folgen der Pandemie betroffen und haben diese Zeit unterschiedlich gut bewältigt. Eine gute Bewältigung gelang vor allem dort, wo es günstige Voraussetzungen gerade im Betrieb und damit auch für die wirtschaftliche Lage der Familien gab, wo Arbeitgeber sich flexibel und Väter sich engagiert zeigten und die Kinderbetreuung zu Hause gut funktionierte.
Viele Familien waren von den Schul- und Kitaschließungen betroffen, und damit von der Notwendigkeit, die damit weggefallene Betreuung von Kindern selbst übernehmen zu müssen. Die plötzliche Neuorganisation der Kinderbetreuung war vor allem für Paare und Alleinerziehende mit höheren Erwerbsumfängen schwierig.
Wenn Eltern mit ihren Arbeitgebern sprachen, um Lösungen für die Kinderbetreuung zu finden, erlebten sie mehrheitlich Verständnis und vielfach Hilfe. Viele Unternehmen bemühten sich um bessere Vereinbarkeit in den Betrieben und Familien nutzten diese Angebote häufig. In vielen Betrieben wurden Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergriffen oder bestehende Möglichkeiten stärker genutzt. Etwa die Hälfte der Eltern hat in der Phase der Beschränkungen wenigstens eine betriebliche Verbesserung für die Vereinbarung von Familie und Beruf erlebt (48 Prozent).
Eltern sind in der Corona-Zeit mehrheitlich nicht in traditionelle Rollen "zurückgefallen". Meist blieb die Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen den Elternteilen unverändert, in etwa jeder fünfter Familie wurde die Aufteilung gleichmäßiger, in ebenso vielen Familien aber auch ungleichmäßiger. Die zusätzlich anfallenden Betreuungsaufgaben haben Mütter und Väter vielfach gemeinsam geschultert.
Eltern haben die Betreuung zu Hause unterschiedlich erlebt. Trotz großer Herausforderungen und vielfachen Belastungen funktionierte die Betreuung zu Hause für fast die Hälfte der Eltern gut. Verbreitet waren jedoch Sorgen um die Förderung der Kinder sowie mögliche langfristige Nachteile durch die fehlende institutionelle Förderung - vor allem unter Eltern, die sich bei der Förderung zu Hause wenig zutrauen. Hier zeigen sich starke Unterschiede nach Bildung und Einkommen von Eltern.
Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen, die Familien in der Corona-Pandemie schnell und unmittelbar geholfen haben, auf den Weg gebracht. Dazu gehören ein Entschädigungsanspruch für erwerbstätige Eltern, die wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht arbeiten gehen können, den Kinderbonus von 300 Euro und die Ausdehnung des Kinderkrankengel-des. Der Kinderzuschlag wurde mit den Regelungen zum "Notfall-KiZ" krisenfest gemacht. Auch das Elterngeld wurde angepasst.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine nachhaltige Familienpolitik ist - für Eltern und ihre Kinder, die Gesellschaft, die Wirtschaft und den Sozialstaat. Es geht daher darum,
Der Report enthält unter anderem aktuelle Daten zum Familienleben und eine umfassende Darstellung von Leistungen, Wirkungen und Trends rund um Familie und Familienpolitik.
Ergebnisse einer repräsentativen Elternbefragung im April und Mai 2020
Familienportal: Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten für Familien
bmfsfj.de: Online-Konferenz "COVID-19 überwinden - gemeinsam Perspektiven für starke Familien entwickeln"
bmfsfj.de: Neue Chancen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Prognos-Studie: "Neue Chancen für Vereinbarkeit! Wie Unternehmen und Familien der Corona-Krise erfolgreich begegnen"
bmfsfj.de: Bundestag beschließt das Digitale-Familienleistungen-Gesetz
Infotool Familie: Informationen zu Familienleistungen und -hilfen
bmfsfj.de: Mehr Geld für Familien mit kleinen Einkommen