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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey |
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Grußwort
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"Familien brauchen materielle Sicherheit und Stabilität - insbesondere in Zeiten der Pandemie. Gute Familienpolitik schafft die Rahmenbedingungen dafür: mit gezielten Geldleistungen und guten Angeboten der Kinderbetreuung. Nur so können Eltern und Kinder in allen Lebensbereichen gut unterstützt werden. Die Fortschrittsagenda zeigt auf, welche Investitionen zu einer nachhaltigen Familienpolitik beitragen können: Eine Familienarbeitszeit würde Eltern darin unterstützen, erwerbstätig zu sein und ausreichend Zeit für die Familie zu haben. Die Zusammenführung von Kindergeld und Kinderzuschlag zu einem bedarfsgerechten, gestaffelten Kindergeld, könnte Armut effektiv bekämpfen. Klar ist: Investitionen in Familien zahlen sich langfristig für alle aus."
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Schwerpunkt
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Familienpolitik weiterentwickeln
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Die Fortschrittsagenda "Sicherheit und Chancen für Familien" umfasst vier Handlungsbereiche, die die Familienpolitik für die Zukunft weiterentwickelt. Dabei geht es um Vereinbarkeit, Chancen für Kinder, finanzielle Unterstützung und Zugänglichkeit von Leistungen. |
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Der Anspruch des Sozialstaats ist es, den Menschen Sicherheit in schwierigen Lebensphasen zu bieten und zusätzlich Chancen für eine eigenverantwortliche Lebensführung zu eröffnen. Die Familienpolitik orientiert sich an diesem Verständnis des vorsorgenden Sozialstaats. Mit gezielten finanziellen Unterstützungen bietet sie zum einen in schwierigen Lebensphasen materielle Sicherheit. Zum anderen schafft die Familienpolitik Rahmenbedingungen und setzt Anreize, damit beide Elternteile arbeiten können, und alle Kinder eine gute Förderung erhalten. Trends, die das Familienleben prägenVor dem Hintergrund des vorsorgenden Sozialstaates nimmt die Fortschrittsagenda "Sicherheit und Chancen für Familien. Wie weiter mit der Familienpolitik in und nach der Pandemie?" eine Standortbestimmung der Familienpolitik vor. Sie skizziert vier zentrale Trends, die das Familienleben in Deutschland bereits vor der Pandemie maßgeblich geprägt haben: - Partnerschaftliche Vereinbarkeit: Während sich junge Väter zunehmend wünschen, bei der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder eine aktivere Rolle einzunehmen, wollen Mütter ihren bereits eingeschlagenen beruflichen Weg auch mit kleinen Kindern fortsetzen. Wenn Mütter und Väter in ihrem Wunsch nach einer gleichmäßigen Aufteilung von Erwerbsarbeit und Familienaufgaben zwischen den Elternteilen unterstützt werden, schafft das für Familien Sicherheit und Chancen.
- Familienergänzende Bildung und Betreuung: Damit Eltern so arbeiten können, wie sie es sich vorstellen, ist eine gut ausgebaute Betreuungsinfrastruktur elementar. Gute Kinderbetreuungsangebote sorgen zudem dafür, dass sich alle Kinder - unabhängig von den Ressourcen in ihrem familiären Umfeld - gut entwickeln können.
- Familiensensible Arbeitsbedingungen: Das Thema Vereinbarkeit führt auch dazu dass Mütter und Väter andere Anforderungen an ihre Arbeitgeber stellen. Es trägt dazu bei, dass familiensensible Arbeitsbedingungen in Deutschland immer bedeutsamer werden. Die wichtigsten Instrumente betrieblicher Vereinbarkeitspolitik bleiben flexible Arbeitszeitmodelle sowie flexibles und mobiles Arbeiten, auch von zu Hause aus.
- Müttererwerbstätigkeit: Durch die Veränderungen der Rollenbilder und durch die unterstützende Familienpolitik ist die Zahl der Mütter, die einem Beruf nachgehen, in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Auch ihre durchschnittliche Arbeitszeit ist dabei angestiegen. Das bringt Familien mehr wirtschaftliche Sicherheit, denn zwei Familieneinkommen sind ein sehr wirksamer Schutz vor Armutsrisiken und sichern Teilhabe- und Entwicklungschancen der Kinder.
Starke Familien für ein stärkeres LandDie beschriebenen Trends würden sich ohne einen wirksamen familienpolitischen Rahmen heute kaum so deutlich abzeichnen. Durch einen Dreiklang aus finanzieller, zeitbezogener und infrastruktureller Unterstützung schafft der Sozialstaat die notwendigen Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit. Dabei setzt er Anreize, eigenständig Lebenschancen zu entwickeln. So unterstützt beispielsweise das Elterngeld zusammen mit dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und trägt so zur wirtschaftlichen Sicherheit der Familien bei. Gleichzeitig bietet der Sozialstaat Sicherheit in schwierigen Lebensphasen. Das erfolgt zum Beispiel durch den Kinderzuschlag, der Eltern unterstützt, wenn ihr kleines Erwerbseinkommen nicht für die ganze Familie ausreicht. Die Kombination aus Kinderzuschlag und eigener Erwerbstätigkeit schafft für Familien langfristige Chancen, weil sie eine Brücke aus dem Transferbezug hin zur eigenständigen Existenzsicherung bildet. Zahlreiche Studien zeigen, dass Ausgaben für Familien als soziale Investitionen mit vielfältigen Gewinnen zu verstehen sind. Vier Handlungsfelder für eine fortschrittliche FamilienpolitikDie Familienpolitik schafft im vorsorgenden Sozialstaat Sicherheit und Chancen. Wie bedeutsam dafür die familienbezogenen Leistungen sind, hat die Corona-Pandemie gezeigt. Besonders deutlich ist die immense Relevanz der Betreuungsinfrastruktur geworden, als Schulen und Kitas flächendeckend geschlossen wurden. Gleichzeitig hat sich auch während der Krise die partnerschaftliche Aufteilung von Betreuungsaufgaben als hilfreich erwiesen. Zudem haben Unternehmen in der Krise Verantwortung übernommen und gemeinsam mit den Eltern Vereinbarkeitslösungen gefunden. Angesichts der ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise ist der Sozialstaat, der Risiken absichert und Zugänge zu finanziellen Hilfen schafft, für Familien essenziell. Vor dem Hintergrund des vorsorgenden Sozialstaats und dieser aktuellen Erfahrungen werden in der Fortschrittsagenda konkrete Vorschläge für familienpolitische Entwicklungen in vier Fortschrittsfeldern vorgelegt: - Neue Qualität der Vereinbarkeit: Um auch bei vollzeitnaher, existenzsichernder Erwerbstätigkeit beider Eltern Optionen für Familienzeit zu schaffen, soll eine Familienarbeitszeit eingeführt werden. Eltern und Unternehmen stehen einer solchen Leistung mit großer Offenheit gegenüber.
- Chancen für Kinder: Um eine gerechte Chancenverteilung für Kinder bis ins Grundschulalter abzusichern, soll der quantitative und qualitative Ausbau von (Ganztags-)Angeboten vorangetrieben werden.
- Wirtschaftliche Sicherheit: Um Armutsrisiken und verdeckte Armut effektiv zu bekämpfen und eine Brücke aus dem Transferbezug in die eigene Unabhängigkeit zu bauen, sollen Kindergeld und Kinderzuschlag zu einem bedarfsgerechten, gestaffelten Kindergeld integriert werden. In der Bevölkerung gibt es eine breite Mehrheit von 70 Prozent, die den Vorschlag unterstützt, Geringverdienenden ein höheres Kindergeld zu zahlen.
- Zugänglichkeit von Leistungen: Um die Bekanntheit und Zugänglichkeit von Leistungen zu verbessern, müssen die Entbürokratisierung und die Digitalisierung vorangetrieben werden.
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Perspektivforum "Sicherheit und Chancen für Familien"
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Familien Sicherheit geben und mehr Vereinbarkeit ermöglichen
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Politische Entscheidungen müssen die Wünsche, Bedürfnisse und Lebenslagen von Familien berücksichtigen, damit sie ihnen auch Perspektiven eröffnen können. Das Perspektivforum "Sicherheit und Chancen für Familien" beleuchtete Trends für eine fortschrittliche Familienpolitik. |
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Mit welchen Maßnahmen gibt Familienpolitik den Menschen Sicherheit? Welche Perspektiven kann die Politik den Familien für die Zeit nach der Pandemie eröffnen? Das thematisierte das digitale Perspektivforum "Sicherheit und Chancen für Familien", das am 27. Mai im Bundesfamilienministerium stattfand. Dabei diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik über Trends und daraus abgeleitete Handlungsfelder für eine fortschrittliche Familienpolitik. FortschrittsagendaBereits die Fortschrittsagenda "Sicherheit und Chancen für Familien" benennt klare Trends, die das Familienleben in Deutschland prägen. Sie zeigt außerdem die Notwendigkeit auf, dass ein vorsorgender Sozialstaat mit gezielten Investitionen: - Sicherheit in schwierigen Lebensphasen bietet,
- Rahmenbedingungen schafft für eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit von Eltern und
- mit einer guten Förderung die Chancen für alle Kinder gerecht verteilt.
Wie geht es Eltern in Deutschland und was erwarten sie von der Familienpolitik? Dazu hielten Professorin Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie in Allensbach und Professorin Dr. Sabine Walper, Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut und Vorsitzende der Sachverständigenkommission für den Neunten Familienbericht, während des Perspektivforums zwei Impulsvorträge: Eltern wünschen sich eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben. Sie schätzen und wünschen finanzielle Unterstützung und eine verlässliche Kinderbetreuung. Elternschaft hat sich für viele intensiviert, weil sie sich mehr Zeit und eine gute Förderung für ihre Kinder wünschen, zugleich aber befürchten, den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Das zeigt auch der Neunte Familienbericht. Um Familien weiter gute Perspektiven zu bieten, müssen der Dreiklang aus finanzieller, zeitbezogener und infrastruktureller Unterstützung kontinuierlich als Handlungsfelder einer nachhaltigen, chancengerechten und fortschrittlichen Familienpolitik weiterentwickelt werden. Handlungsfeld: Wirtschaftliche SicherheitDas Handlungsfeld Wirtschaftliche Sicherheit beginnt bei der finanziellen Unterstützung von Familien, deren Einkommen nicht ausreicht, um ihren Kindern wirtschaftliche Sicherheit und Chancen zu ermöglichen. Um Armutsrisiken und verdeckte Armut effektiv zu bekämpfen und eine Brücke aus dem Transferbezug in die eigene Unabhängigkeit zu bauen, sollen Kindergeld und Kinderzuschlag zu einem bedarfsgerechten, gestaffelten Kindergeld integriert werden. Ein Chartbook der Prognos AG führt Argumente für ein bedarfsgerechtes Kindergeld auf. Auch die Sachverständigenkommission für den Neunten Familienbericht benennt Kriterien für eine Kinderabsicherung, die Armutsrisiken von Kindern weiter senkt und zugleich Beschäftigungsanreize setzt. Professor Dr. Holger Bonin, Forschungsdirektor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit: "Die Brücke für die Kinder zwischen Hartz-IV-Bezug und Kinderzuschlag aufheben durch ein System aus einem Guss. Das ist etwas, was wir brauchen."
Handlungsfeld: Chancen für Kinder
Um eine gerechte Chancenverteilung für Kinder bis ins Grundschulalter abzusichern, soll der quantitative und qualitative Ausbau von (Ganztags-)Angeboten vorangetrieben werden. Die Fortschrittsagenda und auch die Empfehlungen des Neunten Familienberichts verweisen auf die Wirkungen, die Investitionen in eine gute Betreuungsinfrastruktur hatten und haben werden. Deswegen empfiehlt auch die Sachverständigenkommission, an diese Erfolge anzuknüpfen und bewährte Unterstützungsangebote aus dem frühkindlichen Bereich auf spätere Familienphasen und die gesamte Bildungslaufbahn der Kinder zu übertragen. Professorin Dr. Katharina Spieß, Leiterin Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: "Es geht nicht nur um die Eltern, sondern es geht auch um die Kinder, die in diesen Einrichtungen gute frühe Bildung erfahren, wenn die pädagogische Qualität der Einrichtung gut ist."
Durch Investitionen in die Betreuungsinfrastruktur ergeben sich einerseits bessere Entwicklungschancen für Kinder unabhängig von ihrem familiären Umfeld. Andererseits eröffnen sich dadurch vor allem für Mütter mehr Möglichkeiten für eine Erwerbstätigkeit und damit für ein höheres Einkommen. Damit Eltern so arbeiten können, wie sie es sich vorstellen, sich partnerschaftlich um Beruf und Familie kümmern können, muss sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessern. Dr. Michael Böhmer, Chefvolkswirt der Prognos AG:
"Der Ausbau der Ganztagsbetreuung […] ist ein Plusgeschäft für den Staat. Natürlich verursacht das erstmal Investitionskosten, es verursacht laufende Betriebskosten. Aber wir haben eben positive fiskalische Effekte über zusätzliche Steuereinnahmen bei mehr Beschäftigung, Sozialversicherungsbeiträge steigen auch. Und in Modellrechnungen [...] sehen wir also, dass wir ab dem sechsten Jahr eines solchen Programms schon wieder positive Zahlen haben auf der fiskalischen Seite und ab dem elften Jahr [...] sind die gesamten Investitionen und Betriebskosten amortisiert und ab da ist das wirklich ein Plusgeschäft für den Staat."
Handlungsfeld: Neue Qualität der VereinbarkeitUm auch bei vollzeitnaher, existenzsichernder Erwerbstätigkeit beider Eltern Optionen für Familienzeit zu schaffen, schlägt die Prognose AG in einem Chartbook außerdem vor, Familienarbeitszeit einzuführen. Über die Hälfte der Eltern wünscht sich 2021 eine partnerschaftlichere Aufteilung der Kinderbetreuung (53 Prozent). 66 Prozent der Eltern können sich vorstellen, ein Instrument wie die Familienarbeitszeit zu nutzen. Und auch die Unternehmen stehen einem solchen Vorschlag mit großer Offenheit gegenüber. Dr. Martin Bujard, Forschungsdirektor Familie und Fertilität am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: "Familienarbeitszeit ist etwas, was für die nächsten Jahre prägend sein sollte. Alle Studien zeigen, wenn die Mütter gefragt werden, dass sie gern ein paar Stunden mehr arbeiten wollen. Umgekehrt möchten Väter gerne mehr Zeit für die Kinder haben. Und Politik muss sich auch an den Wünschen orientieren und helfen, dass die erfüllt werden." |
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Hintergrund
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Eltern in der Corona-Krise
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Wie sind Familien in Deutschland bislang durch die Corona-Pandemie gekommen? Zwei repräsentative Befragungen von Eltern mit Kindern unter 15 Jahren aus dem Frühjahr 2020 und vom Jahresanfang 2021 zeigen die unterschiedlichen Erfahrungen von Eltern im Familienalltag, im Beruf und mit ihrer wirtschaftlichen Situation. |
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Zwei Allensbach-Befragungen offenbaren eine zunehmende Erschöpfung bei den Familien: 44 Prozent der Eltern zeigten sich im Februar 2021 entmutigt, weil die Pandemie so lange anhält. Die Belastungen für die Familien sind mit der Dauer der Krise gewachsen. Der Anteil der Eltern, die Stress dabei empfinden, sich neben Beruf und Haushalt noch um Kinderbetreuung und Schulunterricht zu kümmern, ist zwischen Frühjahr 2020 und Februar 2021 von 23 Prozent auf 42 Prozent angestiegen. Insgesamt erlebten im Februar 2021 59 Prozent der Eltern Belastungen, Stress und/oder Streit und Spannungen in Folge des Lockdowns, während es im Frühjahr 2020 noch 41 Prozent waren.
Die Krise hat auch ökonomische Auswirkungen auf die Familien. Im Vergleich zum Frühjahr 2020 haben die Einkommensverluste und finanziellen Sorgen im Februar 2021 eher abgenommen. Der Anteil der Eltern, die sich große Sorgen wegen möglicher Auswirkungen der Krise auf die finanzielle Situation ihrer Familie machen, sank von 35 auf 26 Prozent. Allerdings waren Eltern mit niedrigem Haushaltseinkommen und Alleinerziehende weiterhin besonders von deutlichen Einkommensverlusten betroffen (23 Prozent und 25 Prozent) und zeigten sich entsprechend besorgt (35 Prozent und 38 Prozent). Der Blick auf die familiale Aufgabenteilung zeigt, dass Mütter und Väter die zusätzlich anfallenden Betreuungsaufgaben vielfach partnerschaftlich geschultert haben. Auch wenn in der Krise Mütter nach wie vor den größten Teil der Kinderbetreuung übernommen haben, kann von einer allgemeinen Retraditionalisierung der Aufgabenteilung in Familien nicht die Rede sein. In den meisten Familien blieb die Aufteilung bei der Kinderbetreuung zwischen den Partnern während der Lockdowns im Frühjahr 2020 und im Winter 2020/2021 insgesamt unverändert, in etwa jeder fünften Familie wurde sie ungleicher, in ebenso vielen Familien aber auch gleichmäßiger. Insbesondere von den Vätern in Paarfamilien, in denen beide Eltern vor den Beschränkungen über 25 Wochenstunden erwerbstätig waren, übernahm ein überdurchschnittlich großer Anteil mehr Betreuungsaufgaben (51 Prozent im Vergleich zu 38 Prozent der übrigen Väter, Frühjahr 2020).
Vereinbarkeit von Familie und Beruf Der Wegfall verlässlicher Kinderbetreuungsangebote in Kitas und/oder Schulen stellt eine wesentliche Belastung für Eltern dar. Vor allem Familien mit zwei erwerbstätigen Elternteilen sowie Alleinerziehende erlebten Schwierigkeiten, die Betreuung neu zu organisieren. Insgesamt berichtet mehr als jede zweite Familie, 56 Prozent, über entsprechende Schwierigkeiten - ähnlich viele waren es im ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Dabei stehen die erwerbstätigen Eltern im Dialog mit ihren Arbeitgebern, um Lösungen für die notwendige Betreuung ihrer Kinder zu finden. Ebenso wie im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sprachen auch 2021 viele Eltern mit ihren Vorgesetzten über mögliche Lösungen; seit Dezember 2021 führten 47 Prozent der berufstätigen Mütter und 42 Prozent der berufstätigen Väter Gespräche mit Blick auf die Kinderbetreuung. Die Gespräche gingen meist zufriedenstellend aus: Insgesamt 81 Prozent der Mütter und Väter, die in den Dialog getreten sind, wurde von ihrem Arbeitgeber weitergeholfen. Im Vergleich zu 2020 (75 Prozent) hat die erlebte Unterstützung sogar noch zugenommen. Wichtige betriebliche Personalmaßnahmen zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die gerade in der Zeit eingeschränkter oder weggefallener Betreuung bedeutsam sind, sind beispielsweise Homeoffice und flexible Arbeitszeiten. Fast jeder dritte berufstätige Elternteil (31 Prozent) berichtet über die Einführung von Homeoffice, 23 Prozent geben an, dass flexiblere Arbeitszeiten eingeführt wurden, etwa jede vierte Person, dass entsprechende bestehende Möglichkeiten nun stärker genutzt werden. Im Vergleich zur Zeit vor der Coronavirus-Pandemie erlebten im Februar 2021 60 Prozent der Eltern wenigstens eine konkrete Verbesserung für die Vereinbarkeit. Vor dem Hintergrund der familialen Aufgabenteilung, betrieblicher Unterstützungsangebote und weiterer Arrangements, etwa Kurzarbeit, erklären 44 Prozent der Eltern, dass die Kinderbetreuung zu Hause insgesamt gut funktioniere. Familienkonstellation und sozioökonomischer Status wirken sich dabei allerdings erheblich aus: Alleinerziehende berichten seltener von einer zu Hause gut funktionierenden Kinderbetreuung als Eltern insgesamt (34 Prozent im Vergleich zu 44 Prozent), Eltern mit niedriger Bildung und geringem Einkommen seltener als Eltern mit höherer Bildung und entsprechenden Einkommen (36 Prozent im Vergleich zu 51). |
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