Kinder- und Jugend 19. Shell Jugendstudie veröffentlicht

Gruppenbild der Teilnehmenden der Pressekonferenz
Lisa Paus bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der 19. Shell Jugendstudie © Annette Riedl/photothek.de

"Jugend 2024 - Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt" - unter diesem Titel hat Bundesjugendministerin Lisa Paus am 15. Oktober mit der Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Mathias Albert die Ergebnisse der neuen Shell Jugendstudie vorgestellt.

Sorgen und Ängste überlagern sich

Aktuell wachsen junge Menschen mit verschiedenen Krisen auf. Das schlägt sich in ihren Ängsten und Sorgen nieder. Seit Veröffentlichung der letzten Shell Jugendstudie im Jahr 2019 sind neue Sorgen hinzugekommen: Die Angst vor einem Krieg in Europa (81 Prozent) und die Sorge um die wirtschaftliche Lage (67 Prozent) sind an die Spitze gerückt. Auch eine wachsende Feindseligkeit zwischen den Menschen (64 Prozent) besorgt junge Menschen. Sorgen angesichts von Umweltverschmutzung (64 Prozent) und Klimawandel (63 Prozent) bestehen fort.

Lisa Paus: "Um gute Kinder- und Jugendpolitik zu machen, ist es wichtig, die Perspektiven und Bedürfnisse junger Menschen zu kennen. Die 19. Shell Jugendstudie zeigt uns: Obwohl junge Menschen aktuell in sehr krisenhaften und kriegerischen Zeiten aufwachsen, bleibt die Mehrheit zuversichtlich. Junge Menschen sind politisch interessiert und wollen sich einbringen. Hier setzen wir beispielsweise mit dem von mir initiierten Bündnis für die junge Generation an. Indem wir junge Menschen ernst nehmen, ihnen zuhören und sie stärken. So verlieren wir auch die Kinder und Jugendlichen nicht aus dem Blickfeld, die weniger optimistisch in die Zukunft schauen. Es ist unser Ziel: politisches Handeln verlässlich an den Interessen künftiger Generationen auszurichten. Damit Kinder- und Jugendliche nicht müde werden, sich für unsere Gesellschaft zu engagieren."

Vertrauen in die Demokratie ist weiterhin groß

Trotz Ängsten und Sorgen haben 75 Prozent der Jugendlichen weiterhin hohes Vertrauen in die Demokratie. Auch das Zutrauen in die regierungsunabhängigen staatlichen Institutionen wie etwa das Bundesverfassungsgericht oder die Polizei ist hoch; Parteien hingegen genießen deutlich weniger Vertrauen. Festzustellen ist aber auch, dass deutlich mehr junge Menschen als noch vor fünf Jahren heute autokratisch-autoritären Positionen zustimmen.

Einsamkeitsgefühle haben zugenommen

Die COVID-19-Pandemie hat zu mehr Einsamkeit bei jungen Menschen geführt. Auch wenn mit 55 Prozent die Mehrheit der Jugendlichen angibt, die COVID-19-Pandemie hinter sich gelassen zu haben, wirken die Belastungen aus dieser Zeit noch nach: Mehr als jede vierte junge Frau (27 Prozent) und mehr als jeder fünfte junge Mann (21 Prozent) gibt an, sich oft einsam zu fühlen.

Nutzung digitaler Medien nimmt weiter zu

Die Nutzung digitaler Medien für Kommunikation, Unterhaltung und Informationsbeschaffung nimmt weiter zu. Klassischen Medien wie ARD und ZDF-Fernsehnachrichten (83 Prozent) und überregionalen Tageszeitungen (80 Prozent) vertrauen Jugendlichen weiter am meisten; Online-Informationskanäle wie YouTube (53 Prozent), TikTok oder Instagram (36 Prozent) und X (29 Prozent) gewinnen deutlich hinzu.

Partnerschaftlichere Aufteilung der Erwerbsarbeit gewünscht

Junge Männer wünschen sich zunehmend, in Teilzeit zu arbeiten, wenn sie einmal Kinder haben. Eine 30-Stunden-Woche des Vaters finden viele inzwischen attraktiver als eine Erwerbstätigkeit in Vollzeit - darin sind sich junge Männer (42 Prozent) und Frauen (41 Prozent) einig. 

Knapp die Hälfte die Jugendlichen wünscht sich aber nach wie vor eine eher traditionelle Aufteilung der Erwerbsarbeit mit dem Mann als Haupt- oder Alleinversorger.

Jugend blickt optimistisch in die Zukunft

Mit 56 Prozent schauen so viele jungen Menschen wie lange nicht zuversichtlich auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Etwa drei Viertel der Befragten (76 Prozent) sind der Ansicht, dass Deutschland ihnen alle Möglichkeiten bietet, ihre Lebensziele zu verwirklichen und zu 71 Prozent vertrauen junge Menschen darauf, dass alle gemeinsam als Gesellschaft eine lebenswerte Zukunft schaffen können. Was ihre persönliche Zukunft betrifft, sieht diese zwar weiterhin eine knappe Mehrheit junger Menschen (52 Prozent) positiv, eine wachsende Anzahl schaut den kommenden Jahren aber mit gemischten Gefühlen entgegen.

Junge Menschen aktiv unterstützen

Die Shell Jugendstudie zeigt, dass junge Menschen vor vielfältigen Herausforderungen stehen. Mit verschiedenen Maßnahmen arbeitet das Bundesjugendministerium daran, ihnen den Rücken zu stärken und ihnen gute Gründe für einen zuversichtlichen Blick auf Gegenwart und Zukunft zu bieten, zum Beispiel mit dem Nationalen Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung, den über das Bundesprogramm "Demokratie leben!" geförderten Projekten, der Strategie gegen Einsamkeit sowie verschiedenen Maßnahmen zur Stärkung der Kompetenzen für selbstbestimmtes Handeln in der digitalen Welt.

Shell Jugendstudie

Die Shell Jugendstudie ist eine empirische Untersuchung der Einstellungen, Werte, Gewohnheiten und des Sozialverhaltens von Jugendlichen in Deutschland. Sie wird seit 1953 im Abstand von etwa vier Jahren vom Mineralölkonzern Shell finanziert und herausgegeben. Seit der 14. Studie von 2002 wird sie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit demoskopischen Institut Verian (ehemals Kantar Public) durchgeführt.

Die diesjährige Studie stützt sich auf persönlich-mündliche Befragungen von 2509 Jugendlichen im Alter von zwölf bis 25 Jahren. Die Befragung erfolgte entlang eines standardisierten Erhebungsbogens im Zeitraum Anfang Januar bis Mitte März 2024; zudem gab es 20 vertiefende qualitative Befragungen.