Am 16. Dezember hat das Bundesfamilienministerium im Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung die "Agenda 2030 - Nachhaltige Familienpolitik" vorgestellt. Zum ersten Mal setzt sich die Bundesregierung damit konkrete und überprüfbare Ziele für eine nachhaltige Familienpolitik über einen Zeithorizont von zehn Jahren. Damit sollen die Chancen für alle Familien in Zukunft verbessert werden. Der Bericht zeigt zudem, was bisher in der Familienpolitik erreicht wurde und ergänzt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey:
“Für eine lebenswerte Zukunft brauchen wir mehr als nur Umweltschutz. Mit einer Familienpolitik, die dafür sorgt, dass alle Kinder gut aufwachsen und in ihren Talenten von Anfang an gefördert werden, investieren wir in die Zukunft unseres Landes.
Warum ist das nachhaltig? Weil wir mitdenken, dass Mütter heute arbeiten möchten und damit morgen über eine eigene Altersabsicherung verfügen. Weil wir erkannt haben, dass Väter, die sich heute Elternzeit für ihr Kind nehmen, morgen eine enge Bindung zu ihrem 18-jährigen Sohn haben. Weil wir wissen, dass der Besuch einer Kindertagesstätte heute den Jugendlichen von morgen Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten sichert.
Der vorliegende Bericht legt dar, welche Ziele wir uns in der Familienpolitik bis 2030 stecken und wie wir kontrollieren, ob wir sie erreichen. Wir wollen uns an unseren Zielen messen lassen. Denn Verbindlichkeit gehört für uns zu einer modernen, nachhaltigen Politik dazu."
13 konkrete Ziele bis 2030
Kernstück der "Agenda 2030 - Nachhaltige Familienpolitik" sind 13 Ziele, die in den nächsten zehn Jahren in den Bereichen "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", "Partnerschaftlichkeit" und "wirtschaftliche Stabilität von Familien" umgesetzt werden sollen.
- 35 Prozent der Kinder im Alter von null bis zwei Jahren sollen ganztags betreut werden. 2018 wurden 16,5 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe ganztags betreut.
- In der Altersgruppe der Drei- bis Fünfjährigen sollen 70 Prozent der Kinder ganztags betreut werden. 2018 waren es 45,9 Prozent.
- Bei Schulkindern soll die Lücke zwischen Betreuungsbedarf und -angebot bis 2030 weiter geschlossen werden, der Anteil der Familien ohne Betreuungsplatz sinken. 2017 wurden 47,8 Prozent der Kinder im Grundschulalter ganztags betreut.
- Die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren von Müttern ohne Berufsausbildung soll sich der Quote der Kinder von Müttern mit hohem Bildungsabschluss angleichen. 2015/2016 belief sich die Differenz auf 22 Prozentpunkte.
- Der Anteil der Unternehmen, die ihre Beschäftigten mit familienfreundlichen Maßnahmen unterstützen, soll weiter ansteigen.
- Der Anteil der Beschäftigten, die gewöhnlich oder manchmal von zuhause aus arbeiten, soll bis 2030 den dann erreichten EU28-Mittelwert überschreiten. 2018 arbeiteten zwölf Prozent der Beschäftigten gewöhnlich oder manchmal im Homeoffice.
- Die Müttererwerbstätigkeit soll sich der Vätererwerbstätigkeit weiter annähern. 2018 waren 69 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern erwerbstätig, die Differenz zur Erwerbstätigkeitsquote der Väter beläuft sich auf 23 Prozentpunkte.
- Der Anteil der Mütter, die ein existenzsicherndes Erwerbseinkommen erzielen, soll auf rund 80 Prozent ansteigen. 2017 erzielten 65 Prozent der erwerbstätigen Mütter ein existenzsicherndes Einkommen. Die Differenz zum entsprechenden Wert der Väter betrug 31 Prozentpunkte.
- Jeder zweite Vater soll bis 2030 Elternzeit nehmen und Elterngeld beziehen sowie sich Zeit für die Kinder nehmen. Im dritten Quartal 2016 lag der Wert bei 37,5 Prozent.
- Der Abstand bei der Zeit, die Väter und Mütter minderjähriger Kinder in die Familie investieren, soll bis 2030 um 30 Prozentpunkte auf dann rund 80 Prozent geschlossen werden. 2017 betrug der Abstand 111 Prozent.
- Die Einkommen der Familien sollen sich parallel zu den Einkommen der Haushalte ohne Kinder entwickeln.
- Die Einkommen der Alleinerziehenden sollen in Relation zu den Einkommen der Paarfamilien stärker ansteigen.
- Der Anteil der Familien, die erheblichen materiellen Entbehrungen ausgesetzt sind, soll so niedrig bleiben wie bisher und weiterhin deutlich unter dem EU28-Wert rangieren. 2017 waren 2,8 Prozent der Familien in Deutschland erheblich materiell eingeschränkt.
Um zu messen, ob die Ziele erreicht werden, nutzt das Bundesfamilienministerium Indikatoren, die sich mithilfe öffentlich zugänglicher Statistiken und Daten darstellen lassen oder aus der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie übernommen wurden.
Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung
Im Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung ist pro Bundesministerium jeweils eine Staatssekretärin oder ein Staatssekretär vertreten sowie der Chef des Bundeskanzleramtes. Zu seinen Aufgaben gehört, die nationale Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen, inhaltlich weiterzuentwickeln und die Umsetzung zu überprüfen.