Zusammenkommen und gemeinsam sichtbarer werden - dieses Ziel hat der Tag der Lesbischen Sichtbarkeit. Seit 2008 wird er jedes Jahr am 26. April gefeiert, um auf die Rechte und Bedürfnisse lesbischer* Frauen aufmerksam zu machen. Denn sie werden oft benachteiligt und übersehen.
Das L* ist selbst in der großen Community von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) oftmals unsichtbar. Lesbische* Frauen werden meistens nur mitgemeint, wenn von Homosexuellen die Rede ist, ihre spezifischen Interessen nicht gesondert vertreten. Sie sind aber häufig wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität oder ihrer Herkunft von Mehrfachdiskriminierungen betroffen. In vielen Lebensbereichen begegnen ihnen Vorurteile und Stigmatisierungen.
Druck und Gewalt nach dem Outing
Noch immer erfahren lesbische* Frauen viel Druck und Gewalt, wenn sie sich in der Familie oder vor dem Ehemann outen, insbesondere wenn es religiöse und kulturelle Bezüge in der Familie gibt. Rechtlich ist die Mit-Mutterschaft nicht ausreichend geregelt. Verheiratete lesbische* Paare oder deren Kinder sind als Regenbogenfamilien in ihrer Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union (EU) eingeschränkt - mehr als heterosexuelle Ehepaare.
Lesbisches* Leben ist aber Teil unserer Gesellschaft. Lesbische* Frauen waren und sind wichtiger Motor der Frauen- und Gleichstellungsbewegung. Dennoch werden sie nicht ausreichend gesehen. Um dem entgegenzuwirken wurde 2008 in Spanien der "Día de la Visibilidad Lésbica", der Tag der Lesbischen Sichtbarkeit, ins Leben gerufen.
Mehr Sichtbarkeit schaffen trotz Corona
Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie wird der diesjährige "Lesbian Visibility Day" nicht wie traditionell üblich mit Protestmärschen (Dyke-Marches), Kiss-ins, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und anderen Veranstaltungen und Kundgebungen begangen. Die Organisator_innen werden dieses Jahr vor allem virtuell aktiv. Die LGBTI-Intergroup im Europäischen Parlament und die Eurocentralasian Lesbian* Community machen mit einer Online-Konferenz "EU and Lesbians: A Critical Time to Connect" am 23. April auf den Tag aufmerksam.
Förderungen des Bundesfamilienministeriums
Neben zwei aktuellen Studien zur Lebenssituation von lesbischen* Frauen fördert das Bundesfamilienministerium ein Vernetzungstreffen der Regenbogenberatungsstellen, das primär von lesbischen Frauen und Müttern initiiert wird. Außerdem werden der "Dachverband Lesben und Alter e.V." sowie das Infoportal für Lesben "RuT-online", das Angebote für ältere lesbische Frauen bundesweit anbietet, gefördert. Und im Rahmen der diesjährigen deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist eine Konferenz zu Lebensrealitäten von lesbischen* Frauen und der Anerkennung von Regenbogenfamilien geplant.