Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat am 30. Mai das erste Einsamkeitsbarometer im Rahmen einer Pressekonferenz mit Benjamin Landes, dem Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und Leiter des Kompetenznetzes Einsamkeit (KNE), vorgestellt. Bundesministerin Lisa Paus äußerte sich außerdem in einer Videobotschaft zu der Veröffentlichung.
Mit dem Einsamkeitsbarometer 2024 erfolgt erstmalig eine umfassende Analyse des Einsamkeitserlebens der Bevölkerung in Deutschland. Auf Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) konnten repräsentative Aussagen zur Einsamkeitsbelastung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zwischen 1992 bis 2021 getroffen werden. Das Kompetenznetz Einsamkeit am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS) hat die Daten als Langzeitbeobachtung und in einem Factsheet aufbereitet.
Lisa Paus: "Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Während der Pandemie hat dieses Gefühl stark zugenommen. Ältere und jüngere Menschen sind am häufigsten betroffen, außerdem Menschen, die intensive Care-Arbeit leisten. Wir müssen uns der großen Herausforderung stellen, Einsamkeit gemeinsam anzugehen. Einsame Menschen nehmen seltener an Wahlen teil und engagieren sich weniger. So bleibt Einsamkeit ein drängendes Problem und schadet uns als Gesellschaft. Als Bundesregierung holen wir das Thema aus der Tabu-Ecke und gehen es mit der Strategie gegen Einsamkeit an. Mit dem Einsamkeitsbarometer haben wir nun die nötigen Daten, um noch gezielter handeln zu können."
Benjamin Landes: “Das Einsamkeitsbarometer legt einen wichtigen Grundstein für eine regelmäßige Beobachtung der Einsamkeitsbelastung der deutschen Bevölkerung. Die Ergebnisse zeigen einerseits einen erfreulichen Rückgang der Einsamkeitsbelastung nach der Pandemie für einen großen Teil der Bevölkerung. Gleichzeitig bleiben bestimmte Risikogruppen stark belastet und hier müssen wir besonders genau hinschauen und auch weiter unterstützen."
Einsamkeitsbarometer ermöglicht effektives Handeln gegen Einsamkeit
Das Einsamkeitsbarometer 2024 soll repräsentative Aussagen zur Entwicklung von Einsamkeit in Deutschland ermöglichen, vulnerable Gruppen und Risikofaktoren identifizieren, Veränderungen und Trends in den Einsamkeitsbelastungen aufzeigen und eine internationale Vergleichbarkeit der Daten gewährleisten.
Das Einsamkeitsbarometer 2024 ist Bestandteil einer umfassenden Berichterstattung zu Einsamkeit in Deutschland, die sich aus den Modulen Einsamkeitsmonitoring und Einsamkeits-Fokusanalysen zusammensetzt.
Zentrale Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers 2024 sind:
- Die Einsamkeitsbelastungen durch die Corona-Pandemie gehen zurück. Die Einsamkeitsbelastungen bei der Gesamtbevölkerung sank von 28,2 Prozent im Jahr 2020 auf 11,3 Prozent im Jahr 2021.
- Einsamkeit zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Die Einsamkeitsbelastungen im Jahr 2021 betrugen bei den 18- bis 29-Jährigen 14,1 Prozent, bei den 30- bis 50-Jährigen 12,3 Prozent, bei den 51- bis 75-Jährigen 9,8 Prozent und bei den Menschen ab 75 Jahren 10,2 Prozent.
- Frauen weisen eine höhere Einsamkeitsbelastung als Männer auf. Im Jahr 2021 betrugen die Einsamkeitsbelastungen bei Frauen 12,8 Prozent und bei Männern 9,8 Prozent. Die Corona-Pandemie hat diesen Effekt weiter verstärkt.
- Einsamkeit wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus. Im Jahr 2021 hatten 60,7 Prozent der Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen eine unterdurchschnittliche körperliche Gesundheit.
- Care-Arbeit und Migration hängen stark mit Einsamkeit zusammen. Menschen, die intensive Sorgearbeit leisten sind stärker von Einsamkeitsbelastungen betroffen, ebenso Menschen mit Migrations‐ und/oder Fluchterfahrung.
- Einsamkeitsbelastungen beeinflussen die Einstellungen zur Demokratie. Personen mit erhöhter Einsamkeitsbelastung haben ein niedrigeres Vertrauen in politische Institutionen (Polizei, Parteien, Politiker und Politikerinnen, Rechtssystem, Bundestag) als Personen ohne erhöhte Einsamkeitsbelastung.
Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit
Das Bundesfamilienministerium arbeitet seit 2022 federführend an der Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit. Mit Kabinettsbeschluss vom 13. Dezember 2023 wurde die Strategie beschlossen. Sie enthält zahlreiche Maßnahmen zur Prävention und Linderung von Einsamkeit. Die Strategie der Bundesregierung bezieht alle Altersgruppen und alle Menschen ein, die aufgrund ihrer Lebensführung in bestimmten Lebensphasen von Einsamkeit betroffen sein können.
Ziel ist es, auf das Problem der Einsamkeit aufmerksam zu machen und dagegen vorzugehen. Um das Bewusstsein für Einsamkeit weiter zu fördern, wurde die Kampagne “Gemeinsam gegen Einsamkeit“ gestartet.
Über das Kompetenznetz Einsamkeit
Das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) befasst sich mit den Ursachen und Folgen von Einsamkeit und fördert die Erarbeitung und den Austausch über förderliche und hinderliche Faktoren in der Prävention von und Intervention von Einsamkeit in Deutschland.
Dazu verbindet das KNE Forschung, Netzwerkarbeit und Wissenstransfer. Das Projekt hat zum Ziel, das bestehende Wissen zum Thema Einsamkeit zu bündeln Wissenslücken zu schließen und gewonnene Erkenntnisse in die politische und gesellschaftliche Praxis einfließen zu lassen. Das Projekt wird durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. umgesetzt.