Familienpolitik Familienreport 2017 informiert über Trends und Entwicklungen

Mutter, Vater und drei Kinder spielen auf einer Wiese
Familien unterstützen © shutterstock

Am 15. September hat das Bundesfamilienministerium den Familienreport 2017 veröffentlicht. Er informiert anhand neuster Zahlen und Daten zu Familienformen und stellt Leistungen, Wirkungen und Trends rund um Familie und Familienpolitik umfassend dar.

Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley:

"Mehr Unterstützung für mehr Familien - das ist das Motto der vergangenen Jahre. Wir haben in dieser Zeit viele Familienleistungen verbessert, gleichzeitig sind mehr Kinder geboren worden. Der Familienreport zeigt aber auch: Es bleibt eine der wichtigsten Aufgaben, ein gutes Aufwachsen für alle Kinder zu sichern. Familien erwarten zu Recht eine gute Unterstützung. Hier ist es vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für die Politik und Wirtschaft sorgen muss. Jeder Euro, den wir in gute Kitas, Ganztagsschulen und Horte investieren, zahlt sich mehrfach aus. Allein vernünftige Angebote für Grundschulkinder am Nachmittag helfen Müttern dabei, ihrem Beruf nachgehen zu können. Deswegen brauchen wir ein Recht auf Ganztagsbetreuung für alle Grundschulkinder."

Die wichtigsten Ergebnisse des Familienreports

Die Familie ist der wichtigste Lebensbereich - die Geburtenrate erreicht einen Höchststand

Familie ist in Deutschland weiterhin das Wichtigste im Leben: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland (79 Prozent) betrachtet die Familie als den wichtigsten Lebensbereich. Die Wertschätzung von Familie zeigt sich auch darin, dass mehr Kinder geboren werden. Die Geburtenrate hat im Jahr 2015 mit 1,5 Kindern je Frau im Vergleich der letzten 25 Jahre einen Höchststand erreicht.

Den meisten Familien geht es wirtschaftlich gut, aber nicht alle nehmen an der Entwicklung des Wohlstands teil

Den meisten Familien geht es wirtschaftlich gut, aber nicht alle nehmen an der derzeit positiven Entwicklung des Wohlstandes teil. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen von Familien ist zwischen 2004 und 2014 um knapp 23 Prozent gestiegen. Allerdings liegt das Armutsrisiko von Kindern - je nach Datenquelle - zwischen 14,6 und 21,1 Prozent. Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist viermal so hoch wie bei Paarfamilien mit einem oder zwei Kindern.

Die Chancen der Kinder sind wichtiger Maßstab

Kinder aus Elternhäusern mit geringen Einkommen nehmen seltener an sportlichen und musischen Angeboten teil und werden von den Leistungen auch nicht ausreichend erreicht. Um Armutsrisiken zu begegnen und Familien wirtschaftlich zu stärken, hat die Bundesregierung die finanzielle Unterstützung erhöht - beim Kindergeld, beim Kinderzuschlag, beim steuerlichen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende und beim Unterhaltsvorschuss kam es zu deutlichen Verbesserungen. Dennoch sieht Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley weiteren Handlungsbedarf:

"Ich setze mich dafür ein, ein neues Kindergeld für Familien mit kleinen Einkommen zu schaffen und überflüssige Bürokratie in diesem Bereich abzubauen. Ziel muss es sein, das durchschnittliche Existenzminimum eines Kindes abzusichern."

Trend zu mehr gelebter Partnerschaftlichkeit - auch nach Trennung und Scheidung

Mütter und Väter wollen heute Beruf und Familie partnerschaftlich leben. Zentrale Indikatoren für diesen Trend sind die steigende Müttererwerbstätigkeit sowie die steigende Beteiligung der Väter an Elterngeld und Elternzeit. Seit der Einführung des Elterngelds stieg die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern im Alter zwischen zwei und drei Jahren von 42 auf 58 Prozent, vor allem bei Tätigkeiten im mittleren und hohen Teilzeitumfang. Kinder sind auch dann zufrieden, wenn beide Elternteile erwerbstätig sind und gleich oder ähnlich viel Zeit für die Familie haben. Den Wunsch nach Partnerschaftlichkeit gibt es auch nach Trennung und Scheidung: 51 Prozent der Trennungseltern wünschen sich eine annähernd gleichmäßige Aufteilung bei der Kinderbetreuung.

Unternehmen bewegen sich in Richtung partnerschaftliche Vereinbarkeit

In der Arbeitswelt ist festzustellen, dass sich Unternehmen in Deutschland auf die familienbezogenen Wünsche ihrer Beschäftigten immer mehr einstellen - und dass die Unternehmenskultur ebenfalls Einfluss hat auf die Frage, ob und wie eine gewünschte Partnerschaftlichkeit von Eltern gelebt werden kann. Die Bedeutung von Familienfreundlichkeit hat sich angesichts des Fachkräftemangels für Unternehmen erhöht. Personalverantwortliche erwarten, dass Väter zukünftig vermehrt vereinbarkeitsfördernde Maßnahmen in Anspruch nehmen. Andererseits zeigen Befragungen, dass aus Sicht der Beschäftigten noch viel zu tun ist.

Die Digitalisierung hat Familien erreicht

Neue Chancen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Beschäftigten zu unterstützen, liegen auch in der Digitalisierung. 90 Prozent der Beschäftigten, die zumindest zeitweise im Homeoffice tätig sind, sagen, dass das Arbeiten von zu Hause aus die Vereinbarkeit erleichtere. Befragungen der Beschäftigten zeigen zugleich, dass aus ihrer Sicht weiter viel getan werden kann und sollte, damit es ihnen besser gelingt, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen.

Investitionen in Betreuungsinfrastruktur und gezielte familienbezogene Leistungen zahlen sich vielfältig aus

Für Unternehmen wie für die Gesellschaft insgesamt lohnt es sich, in die Vereinbarkeit von Familien und Beruf zu investieren. Gerade Investitionen in Betreuungsinfrastruktur zahlen sich vielfältig aus. So sorgt zum Beispiel die Nachmittagsbetreuung von Schulanfängern dafür, dass mehr Mütter eine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder ihre Erwerbstätigkeit ausweiten. Die langfristigen Mehreinnahmen durch Investitionen in Kitas und Ganztagsschulen überwiegen die Kosten bei weitem.

Familien erwarten eine Politik, die ihre Wünsche und Bedarfe ernst nimmt

Ganz oben auf der familienpolitischen Aufgabenliste steht die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 71 Prozent der Bevölkerung erwarten diesbezügliche Unterstützung, wobei nicht nur der Staat, sondern auch Unternehmen und Gewerkschaften gefragt sind. 61 Prozent der Eltern sind der Auffassung, der Staat sollte die Voraussetzungen dafür verbessern, dass beide Partner gleichermaßen berufstätig sein können. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, mehr Möglichkeiten im Homeoffice zu arbeiten und bessere Betreuungsmöglichkeiten für kleinere Kinder und Schulkinder.