Frauen vor Gewalt schützen EU-Konferenz zu Gleichstellung: Ministerinnen und Minister fordern europaweites Hilfetelefon

Dr. Franziska Giffey beim informellen Treffen neben einer Videowand mit den Gleichstellungsministern
Franziska Giffey (rechts) leitet das informelle Treffen mit den Gleichstellungsministerinnen und -minstern der EU © Konstantin Gastmann

116 016 - unter dieser Telefonnummer sollen in Zukunft Frauen in vielen Ländern Europas Hilfe bekommen, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Dafür hat sich am 20. November eine Mehrheit der Gleichstellungsministerinnen und -minister aller EU-Staaten, der EFTA-Staaten sowie Großbritannien auf einem informellen Treffen ausgesprochen. Bundesfrauenministerin Franziska Giffey, die die Videokonferenz geleitet hatte, sprach anschließend von einem starken Signal für betroffene Frauen und Mädchen in ganz Europa.

Franziska Giffey:

"Gewalt gegen Frauen geht uns alle an und ist nirgendwo Privatsache. Sie betrifft sämtliche Altersgruppen und soziale Schichten - und sie ist in allen europäischen Ländern ein großes Thema. Deshalb brauchen wir darauf auch eine europäische Antwort. Eine einheitliche, gemeinsame Nummer für Hilfetelefone wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg dorthin. Niedrigschwellige und wirksame Maßnahmen zum Gewaltschutz sind vor dem Hintergrund der Corona-Krise wichtiger denn je. Deutschland ist mit seinem Hilfetelefon Vorbild, und ich hoffe, dass durch unseren heutigen Beschluss noch mehr EU-Staaten ihr telefonisches Hilfeangebot ausbauen."

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Deutschland hat seit 2013 ein bundesweites Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der Nummer 08000 116 016 eingerichtet. Es ist ein kostenfreies, rund um die Uhr erreichbares, 18-sprachiges und anonymes Beratungsangebot. Viele EU-Staaten verfügen über ähnliche Angebote. Ziel des Beschlusses ist es, eine europaweit einheitliche Telefonnummer, die 116 016, einzurichten, unter der das jeweilige nationale Hilfetelefon erreichbar ist. Es haben sich am 20. November 22 EU-Staaten sowie die Schweiz und die Europäische Kommission dafür ausgesprochen, dieses Vorhaben zu unterstützen.

Frauen vor Gewalt schützen

Zweiter Schwerpunkt des informellen Treffens war der Austausch von Best-Practice-Maßnahmen im Bereich Gewaltschutz. Ministerinnen und Minister einzelner Mitgliedstaaten stellten während der Videokonferenz herausragende Beispiele persönlich vor. Die Angebote reichen von der Ausweitung der Frauenhäuser, über breit angelegte Informationskampagnen, Verbesserungen in der Polizeiarbeit bis hin zu Maßnahmen, die konkret zur Linderung entsprechender Folgen der Corona-Krise ergriffen wurden.

Initiative "Stärker als Gewalt"

Fazit dieses Austauschs: "Gemeinsam sind wir stärker als Gewalt!". Das ist auch der Name einer bundesweiten Initiative, die Franziska Giffey im November 2019 gestartet hat. Bisher haben sich 13 Partnerinnen und Partner zusammengeschlossen, die im Bereich Hilfe und Unterstützung aktiv sind. Ziel der Initiative ist es, von Gewalt betroffene Frauen und Männer zu ermutigen, sich Unterstützung zu holen und die Hilfsangebote besser bekannt zu machen.

Das informelle Treffen

Der informelle Gipfel der EU-Gleichstellungsministerinnen und -minister ist aus Sicht des Bundesfrauenministeriums einer der Höhepunkte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten sich die Teilnehmenden nicht persönlich treffen, so dass eine Videokonferenz stattfinden musste. Ursprünglich sollte der Gipfel in Potsdam im Brandenburger Landtag stattfinden.