FAIR SHARE Monitor 2024 Frauenanteil in Führungsteams zivilgesellschaftlicher Organisationen steigt

Zwei Frauen im Gespräch
Immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen in zivilgesellschaftlichen Organisationen © BMFSFJ

Am 14. Mai hat die Organisation FAIR SHARE of Women Leaders die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung zur Geschlechterverteilung in den Führungsebenen deutscher zivilgesellschaftlicher Organisationen veröffentlicht - den sogenannten FAIR SHARE Monitor 2024.

Die diesjährige Untersuchung von 222 Organisationen legt sowohl erste Fortschritte als auch anhaltende Baustellen auf dem Weg zu echter Geschlechtergerechtigkeit in der Zivilgesellschaft offen.

42 Prozent Frauen sind in Führungspositionen tätig

Das Jahr 2024 markiert einen Meilenstein für Geschlechtergerechtigkeit: Erstmals seit Beginn des jährlichen Monitorings von FAIR SHARE wurde die 40-Prozent-Schwelle beim Frauenanteil in Führungspositionen in der Zivilgesellschaft nicht nur erreicht, sondern überschritten. Bei der Untersuchung von 222 NGOs, Stiftungen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Sozialunternehmen ermittelte FAIR SHARE im Durchschnitt einen Anteil von 42 Prozent Frauen in den Geschäftsführungen und Aufsichtsgremien. 

Bundesgleichstellungsministerin Lisa Paus: "Seit fünf Jahren setzt sich FAIR SHARE mit Unterstützung meines Hauses für eine angemessene Geschlechterverteilung in den Führungsetagen der Zivilgesellschaft ein. Die Fortschritte in dem Bereich bestätigen die Wichtigkeit und Wirksamkeit dieses Engagements. Ich freue mich, wenn sich zunehmend mehr zivilgesellschaftliche Organisationen angesprochen fühlen und gerechtere Verhältnisse zu einer Priorität machen."

Gerechte Repräsentation ist noch nicht erreicht

Jedoch ist dieser verbesserte Wert angesichts des stabil bleibenden durchschnittlichen Frauenanteils in den Belegschaften von 69 Prozent noch weit entfernt von einer gerechten Repräsentation. Dies wird umso deutlicher, wenn die Zahlen aus der mittleren Führungsebene zum Vergleich hinzugezogen werden. Hier beträgt der Frauenanteil durchschnittlich 62 Prozent, sodass sich unmittelbar die Frage nach den Aufstiegschancen für Frauen im zivilgesellschaftlichen Sektor stellt.

Tatsächlich scheint die sektorübergreifende Unterrepräsentation von Frauen von mehr und mehr zivilgesellschaftlichen Organisationen (ZGO) als Problem erkannt zu werden. In diesem Jahr beteiligten sich 48 Prozent der zur Teilnahme aufgerufenen ZGO aktiv an der Datenerhebung - ein Rekord in der bisherigen Geschichte des Monitors und ein klarer Zugewinn an Transparenz für den Sektor. 

Der Blick auf die Zahlen zur Lage der Geschlechtergerechtigkeit selbst offenbart dennoch eine Reihe an Missständen. Immer noch beschäftigen 29 Prozent der Organisationen keine einzige Frau in ihren geschäftsführenden Teams und wenn Frauen Teil der Geschäftsführung und -leitung sind, befinden sie sich in 55 Prozent der ZGO in der Minderheit. Bei den zumeist ehrenamtlich tätigen Aufsichtsgremien fanden sich immerhin nur noch elf Organisationen, in denen keine Frau vertreten ist. In 59 Prozent dieser Gremien stellen Männer die Mehrheit, wobei sie mittlerweile nur noch in 51 Prozent der Organisationen die Vorsitzposition innehalten.

Helene Wolf, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von FAIR SHARE: "Auch wenn wir in den letzten fünf Jahren erste positive Veränderungen in der Zivilgesellschaft beobachten, dürfen die Organisationen und der Sektor allgemein nun keinesfalls nachlassen. Zukunftsfähig bleiben allein die Akteurinnen und Akteure, die diesen Kurs nicht nur halten, sondern ihre Bemühungen noch intensivieren. Die Veröffentlichung des mittlerweile fünften Monitors möchten wir daher auch als Handlungsaufruf für regelmäßige Selbstreflexion der eigenen Kultur und Strukturen verstanden wissen."

Organisationen wollen mehr Transparenz und Gerechtigkeit schaffen

Auf die Frage hin, warum die ZGO am jährlichen Monitoring teilnehmen, gaben 89 Prozent an, einen Beitrag zu mehr Transparenz leisten zu wollen. Über die Hälfte der Organisationen möchte sich selbst in die Verantwortung nehmen. Abgesehen von den in einem Ranking und Analysen aufbereiteten Daten, die der Öffentlichkeit jährlich zur Verfügung gestellt werden und die Entwicklung des Sektors dokumentieren, bewirkt das Monitoring laut den befragten Organisationen darüber hinaus, dass zum Beispiel in 30 Prozent der ZGO das Thema Geschlechtergerechtigkeit insgesamt einen höheren Stellenwert in der Organisation einnimmt.

Diese Ergebnisse belegen ein weiteres Mal, dass der FAIR SHARE Monitor sich als ein wirkungsvolles Instrument erwiesen hat, um Transparenz über und innerhalb der Zivilgesellschaft zu schaffen und Organisationen sowohl in die Verantwortung zu nehmen als auch anzuspornen, ihre Führungsstrukturen und -kultur kritisch zu reflektieren und aktiv zu gestalten. Geschlechtergerechtigkeit ist längst überfällig, doch wird es noch viel Ausdauer und Beharrlichkeit brauchen, bis die gesamte deutsche Zivilgesellschaft diesen Weg eingeschlagen hat. FAIR SHARE will dabei in den kommenden Jahren vor allem weitere Schwerpunkte in der Erfassung und dem Abbau von Mehrfachdiskriminierung in zivilgesellschaftlichen Strukturen setzen.

FAIR SHARE of Women Leaders e. V.

FAIR SHARE of Women Leaders e. V. setzt sich international und in Deutschland für einen angemessene Repräsentation von Frauen in den Führungsetagen zivilgesellschaftlicher Organisationen ein und erprobt Ansätze einer feministischen Führungs- und Organisationskultur. Dazu erhebt und veröffentlicht der Verein jährlich die Daten zur Geschlechterverteilung in Führungspositionen und unterstützt den Sektor dabei, bis spätestens 2030 Geschlechtergerechtigkeit in den Leitungsebenen zu erreichen. Seit 2020 fördert das Bundesgleichstellungsministerium die Arbeit von FAIR SHARE of Women Leaders.