Auf der Konferenz "Gemeinsam aus der Einsamkeit" in Berlin hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus am 14. Juni die Erarbeitung einer Strategie gegen Einsamkeit gestartet. Die Strategie des Bundesfamilienministeriums soll in einem breiten Beteiligungsprozess entstehen und gemeinsam mit dem Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) bis zum Ende der 20. Legislaturperiode umgesetzt werden. Ziel ist, das Thema Einsamkeit in Deutschland stärker politisch und wissenschaftlich zu beleuchten. Zudem soll der Diskurs zur Vorbeugung des negativen Gefühls weiter vorangetrieben werden.
Lisa Paus: "Einsamkeit betrifft viele Menschen. Häufig sind es die Älteren unter uns, deren Partner oder Partnerin gestorben ist, deren Freundeskreis kleiner wird oder die nicht mehr mobil genug sind, um das Haus zu verlassen. Und die sich jemanden wünschen, um zu reden und um Sorgen und Freude zu teilen. Aber auch viele jüngere Menschen kennen das Gefühl der Einsamkeit und leiden darunter, wie sich gerade während der Corona-Pandemie gezeigt hat. Für eine erfolgreiche Strategie gegen Einsamkeit sind unterschiedliche Perspektiven notwendig, weil Einsamkeit ein vielfältiges gesellschaftliches Phänomen ist. Dafür legen wir heute den Grundstein."
Die Veranstaltung des Bundesfamilienministeriums fand in Kooperation mit dem KNE statt. Das Netzwerk hatte im Februar seine Arbeit aufgenommen.
Benjamin Landes, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und Leiter des Projekts KNE: "Wir möchten mit dieser Konferenz einerseits zur Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit beitragen und andererseits die Debatte in Deutschland mit vielfältigen Impulsen bereichern. Dazu wird das Thema aus internationaler, wissenschaftlicher, zivilgesellschaftlicher, sowie politischer Perspektive betrachtet. Dabei legen wir den Fokus besonders auf die Praxis der Aktiven im Engagement sowie der Sozialen Arbeit und wollen damit einen Beitrag zur Verbesserung der Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit leisten. Gleichzeitig möchten wir mit vielfältigen Beiträgen von Forschenden das bestehende Wissen zum Thema weiterverbreiten. Das KNE möchte mit qualitativen und quantitativen Forschungsprojekten zur weiteren Erforschung von Einsamkeit beitragen."
An der Konferenz nahmen rund 200 Interessierte teil. Dazu zählten vor allem Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Engagierte, Politikerinnen und Politiker, Forschende sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wohlfahrtsverbänden und anderen Projekten sowie Organisationen.
Einsamkeit begegnen
Bereits jetzt setzt sich das Bundesfamilienministerium für die Belange einsamer Menschen ein:
- Über das Programm des Malteser Hilfsdienstes "Miteinander Füreinander" sollen an rund 110 Malteser-Standorten besonders hochbetagte Seniorinnen und Senioren erreicht werden.
- Mit dem Programm "Stärkung der Teilhabe Älterer - Wege aus der Einsamkeit und sozialen Isolation im Alter" aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) werden 29 Modellprojekte bis Oktober gefördert, die ungewollter Einsamkeit und zugleich Altersarmut entgegenwirken.
- Ab Oktober schließt sich ein weiteres ESF Plus-Programm zur Stärkung der Teilhabe älterer Menschen an. Bis zum September 2027 können rund 80 Projekte mit sozial neuartigen Angeboten gefördert werden.
- Zudem helfen die bundesweit von uns geförderten 530 Mehrgenerationenhäuser, Isolation sowie Einsamkeit zu verhindern.
- Mit dem Projekt Zukunftswerkstatt Kommunen werden Kommunen unterstützt, die Folgen des demografischen Wandels zu gestalten. Dabei geht es unter anderem um die Einrichtung von Orten der Begegnung wie zum Beispiel den Jugendladen im sächsischen Riesa oder die Erzählsalons in plattdeutscher Sprache im Emsland.
Das Kompetenznetz Einsamkeit
Kernaufgaben des Kompetenznetzes Einsamkeit sind, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das solidarische Miteinander zu stärken. Dazu werden Faktoren der aktiven Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit erforscht, Strategien gegen Einsamkeit weiterentwickelt sowie Wissen zum Thema weiterverbreitet. Zudem soll die Sensibilisierung in der Gesellschaft für einsame Menschen erhöht werden.
Das Projekt wird durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. umgesetzt und vom Bundesfamilienministerin gefördert.