Bundesjugendministerin Lisa Paus hat am 18. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises geehrt. Der Preis ist die wichtigste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland und wird vom Bundesjugendministerium gestiftet.
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden in den Kategorien Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch sowie in den Sonderkategorien "Gesamtwerk" und "Neue Talente" im Bereich Übersetzung ausgezeichnet. Eine unabhängige Jugendjury prämierte außerdem ihr eigenes Preisbuch.
Lisa Paus: "Es mag in Zeiten von TikTok altmodisch klingen, wenn ich sage: Bücher sind wichtig für unsere Demokratie. Aber es ist so. Gerade in der aktuellen Zeit. Denn Lesen verbindet - über Generationen hinweg. Bücher ermöglichen es uns, andere Perspektiven zu erleben und zu verstehen. Sie können Geschichte erfahrbar machen, regen die Fantasie an und stellen Fragen, die für unsere Gesellschaft wichtig sind. Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir mit dem Jugendliteraturpreis ein Zeichen für gute Kinder- und Jugendliteratur setzen."
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Die prämierten Titel ermöglichen Kindern und Jugendlichen eine Auseinandersetzung mit der sie umgebenden Welt und die Entwicklung einer eigenen Haltung.
- Als bestes Bilderbuch überzeugte "Wünsche" (Horami). In einem eindrücklichen Zusammenspiel von poetischem Text und starker Bildsprache erzählen die Autorin Mượn Thị Văn und die Illustratorin Victo Ngai eine Fluchtgeschichte aus Südvietnam, die auf der Familiengeschichte der Autorin basiert - ins Deutsche übersetzt von Petra Steuber.
- Gewinner in der Kategorie Kinderbuch ist der Roman "Wolf" (Carlsen) von Saša Stanišić. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers, der nicht eingreift, schildert Stanišić einen Mobbing-Vorfall unter Jugendlichen in einem Waldcamp. Trotz des ernsten Themas besticht der Roman durch seinen Wortwitz. Die schwarz-gelben, scharf konturierten Illustrationen von Regina Kehn geben zusätzliche Denkanstöße.
- In der Sparte Jugendbuch konnte sich Eva Rottmann mit "Kurz vor dem Rand" (Jacoby & Stuart) durchsetzen. Im Mittelpunkt dieses Romans steht die Skaterin Ari, die mit ihrem Vater in einer Hochhaussiedlung wohnt. Ein herausragender Coming-of-Age-Roman, der Jugend in all ihren Facetten ernst nimmt.
- Preisbuch der Sparte Sachbuch ist der dokumentarische Comic "Games. Auf den Spuren der Flüchtenden aus Afghanistan" (Splitter). In Comic-Sequenzen - angereichert durch Infografiken und Sachtexte - schildert der Autor und Illustrator Patrick Oberholzer die authentischen Fluchterfahrungen von fünf Menschen aus Afghanistan.
- Das Preisbuch der Jugendjury ist Alice Winns historischer Roman "Durch das große Feuer" (Eisele). Er erzählt auf bewegende Weise die heimliche Liebesbeziehung zweier Freunde vor dem Hintergrund ihrer Fronterlebnisse im Ersten Weltkrieg - ins Deutsche übersetzt von Benjamin Mildner und Ursula Wulfekamp.
- Der Sonderpreis Gesamtwerk Übersetzung ging an Rolf Erdorf. Er hat rund 200 Titel aus dem Niederländischen ins Deutsche übertragen, die sämtliche Sparten der Kinder- und Jugendliteratur umfassen.
- Der Sonderpreis "Neue Talente" ging an Astrid Bührle-Gallet, die mit ihrer Übersetzung der französischen Novelle "Möge der Tigris um dich weinen" (Orlanda) einen klugen und sprachlich überzeugenden Text vorgelegt hat. Die Autorin Emilienne Malfatto erzählt darin vom Schicksal einer unehelich schwanger gewordenen jungen Frau im ländlichen Irak.
Der Deutsche Jugendliteraturpreis
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 vom Bundesjugendministerium gestiftet und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur ausgerichtet. Jedes Jahr werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Der Preis will die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur fördern, das öffentliche Interesse an ihr wachhalten und zur Diskussion herausfordern. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche mit einem breiten Literaturangebot in ihrer Persönlichkeit zu stärken und ihnen Orientierungshilfe auf dem Buchmarkt zu bieten. Er ist mit insgesamt 72.000 Euro dotiert.