Die Initiative "Für ein kindergerechtes Deutschland"
Um den Nationalen Aktionsplan in die Praxis umzusetzen und an bereits erreichte Erfolge anzuknüpfen, startet das Bundesfamilienministerium nun die Initiative "Für ein kindergerechtes Deutschland". Die Initiative soll die politische und öffentliche Aufmerksamkeit für Kindergerechtigkeit erhöhen, Aktivitäten auf Bundes-, Landes- und vor allem auch auf kommunaler Ebene anstoßen und ein starkes Netzwerk aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft knüpfen. Die Initiative besteht aus folgenden Bausteinen:
- Städte und Kommunen erhalten Unterstützung für ihre vielfältigen Vorhaben für mehr Kindergerechtigkeit.
- Engagierte Personen und Initiativen im Bereich Kindergerechtigkeit schaffen eine gemeinsame Plattform für Information, Austausch und Beratung.
- Kinder und Jugendliche beteiligen sich mit einem Projekt des Deutschen Bundesjugendrings intensiv an der Umsetzung des NAP.
Das Webportal www.kindergerechtes-deutschland.de wird fortlaufend ausgebaut, eine Projektdatenbank stellt gute Beispiele vor und das Servicebüro der Initiative berät Verantwortliche aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft zu allen Fragen der Vernetzung, des Projektmanagements und der Kommunikation.
Nationaler Aktionsplan zeigt die Bedeutung von Bildung und früher Förderung
Der NAP geht auf den Weltkindergipfel der Vereinten Nationen in New York im Jahr 2002 zurück. In der Folge hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen den Alltag in Deutschland auf Kinderfreundlichkeit geprüft und nun eine Zwischenbilanz gezogen. Der Nationale Aktionsplan zeige, so Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, "dass frühe Bildung und gezielte Förderung für sozial benachteiligte Kinder immer mehr zur zentralen Gerechtigkeitsfrage für unser Land wird. Nur wenn alle Kinder am Anfang gute Startbedingungen haben, haben sie auch gleichberechtigte und gerechte Chancen, ihre Talente und Fähigkeiten im späteren Leben zu entfalten. Deutschland kann davon nur profitieren", sagte Ursula von der Leyen bei der Vorstellung der Initiative für ein kindergerechtes Deutschland.
Aktuelle Elternumfrage zeigt die Hindernisse im Alltag auf
Dass Kindergerechtigkeit schon heute einen hohen Stellenwert hat, im Alltag jedoch auf viele Hindernisse stößt, belegt eine aktuelle repräsentative Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag des Bundesfamilienministeriums, die gemeinsam mit der Zwischenbilanz zum NAP veröffentlicht wurde. Nach der repräsentativen Elternumfrage ist für 85 Prozent der Eltern die Zeit mit ihren Kindern "sehr wichtig", für 15 Prozent "wichtig". Doch zwei Drittel der Befragten sehen gerade Zeitmangel als häufigstes Hindernis, den Familienalltag kindergerechter zu gestalten.
85 Prozent der Befragten geben an, oft beziehungsweise sehr oft mit ihren Kindern gemeinsam zu kochen und zu essen. Allerdings kochen und essen 27 Prozent der Eltern mit einem Haushaltsnetteinkommen unter 1.500 Euro nur gelegentlich, selten oder nie mit ihren Kindern. Gemeinsam mit Starköchin Sarah Wiener und Berliner Kindern kochte die Bundesfamilienministerin im Anschluss an die Präsentation der Zahlen im Hamburger Bahnhof in Berlin, um auf die Bedeutung des gemeinsamen Kochens mit Kindern aufmerksam zu machen.
Die Bundesfamilienministerin forderte, die Zeittaktung im Alltag stärker auf die Bedürfnisse von Familienleben auszurichten. "Eltern brauchen Entlastung in der Organisation des Alltags, um verlässlich gemeinsame Zeit mit ihren Kindern zu haben. Zeitmuster der Arbeitswelt können trotz hoher Effizienzanforderungen kinderfreundlich gestaltet werden. Dies zeigen die Erfahrungen der inzwischen 1.700 Unternehmen, die sich im Unternehmensnetzwerk 'Erfolgsfaktor Familie' mit dem Bundesfamilienministerium zusammengetan haben. Im Zusammenspiel mit familienbewussten Arbeitsstrukturen steht auch eine flexible, hochwertige Kinderbetreuung, in der Kinder früh gefördert werden und die Eltern ermöglicht, ihrer Arbeit konzentriert nachzugehen. Der Ausbau der familienunterstützenden Dienstleistungen gibt den Familien den Spielraum, bei zeitraubenden Alltagsaufgaben Entlastung zu finden, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu gewinnen", so Ursula von der Leyen.
Erste Punkte bereits umgesetzt
Erste Meilensteine auf dem Weg zu mehr Kindergerechtigkeit konnte das Bundesfamilienministerium gemeinsam mit anderen Ministerien, mit den Ländern und Kommunen bereits setzen:
- Unter dem Motto "Nur wer was macht, kann auch verändern!" fördert das Bundesfamilienminsterium in einem Aktionsprogramm mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Deutschen Bundesjugendring die aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse.
- Beim wirksamen Kinderschutz ist das Bundesfamilienministerium auf das Engagement der Kommunen angewiesen. "Zukunft für Kinder in Düsseldorf" ist eines von vielen beispielhaften Präventionsprojekten. Hier vernetzen sich Kliniken, Kinderärzte, Hebammen, soziale Dienste und Kindertageseinrichtungen und bieten Eltern in belasteten Lebenslagen frühe Hilfen an.
- Mit der "Qualifizierungsinitiative Kinderbetreuung" für Erzieherinnen, Erzieher und für Tagespflegepersonen und der "Qualitätsoffensive für frühkindliche Bildung und Förderung" flankiert das Bundesfamilienministerium wichtige Aktivitäten der Länder im Bereich der Frühförderung.
- Die Initiative der Bundesregierung "Leben hat Gewicht - gemeinsam gegen den Schlankheitswahn" stärkt unter anderem die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen und schützt sie vor Magersucht verherrlichenden Internetseiten.
- In über 500 Mehrgenerationenhäusern kommen täglich rund 90.000 Menschen jeden Alters zum Essen, zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten zusammen. Offene Treffs sind das Herzstück der Mehrgenerationenhäuser und ergänzen und stärken familiäre Strukturen.