Am "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen", dem 25. November, hat Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey die Kriminalstatistische Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2018 des Bundeskriminalamtes (BKA) vorgestellt. Demnach wurden 2018 insgesamt 140.755 Menschen Opfer versuchter und vollendeter Gewalt - 81,3 Prozent davon waren Frauen. Sie sind Opfer gewesen von Mord und Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexueller Nötigung, sexuellen Übergriffen, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. Die Zahlen sind alarmierend. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 114.393 Frauen und 26.362 Männer in Deutschland von Partnerschaftsgewalt betroffen. 2017 lag die Zahl der betroffenen Frauen bei 113.965, die der betroffenen Männer bei 24.928.
Kriminalstatistische Auswertung zu Partnerschaftsgewalt 2018
Bei Vergewaltigung, sexuellen Übergriffen und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind im Jahr 2018 die Opfer zu 98,4 Prozent weiblich gewesen, bei Bedrohung, Stalking, Nötigung in der Partnerschaft zu 88,5 Prozent. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung waren es 79,9 Prozent, bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen waren 77 Prozent der Opfer Frauen. Insgesamt starben durch Partnerschaftsgewalt 122 Frauen.
2018 wurden in Deutschland Frauen Opfer von versuchter und vollendeter Partnerschaftsgewalt in Fällen von:
- vorsätzlicher einfacher Körperverletzung: 68.482 Fälle
- Bedrohung, Stalking, Nötigung: 28.657
- gefährlicher Körperverletzung: 12.093
- sexuellen Übergriffen, sexueller Nötigung, Vergewaltigung: 3086
- Freiheitsberaubung: 1612
- Mord und Totschlag: 324
Jede dritte Frau betroffen
Die aufgeführten Zahlen sind nur die zur Anzeige gebrachten Straftaten. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher: Nach sogenannten Dunkelfeldstudien ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen - und damit nicht nur von Partnerschaftsgewalt. Statistisch gesehen sind das mehr als zwölf Millionen Frauen.
Dr. Franziska Giffey:
"Gewalt gegen Frauen geht uns alle an, sie kommt in allen sozialen Schichten und Altersgruppen vor. Die neuen Zahlen des BKA sind nach wie vor schockierend. Sie zeigen, dass wir alle in unserem direkten Umfeld Frauen kennen, die betroffen sind: Es kann die Freundin sein, die Kollegin, die Nachbarin oder die eigene Schwester. Wir alle können etwas dagegen unternehmen. Als Frauenministerin arbeite ich mit aller Kraft daran, dass Betroffene die Hilfe bekommen, die sie benötigen, um sich von Gewalt zu befreien. Und deshalb starten wir heute auch die bundesweite Initiative "Stärker als Gewalt". Ziel der Initiative ist es, von Gewalt betroffene Frauen und Männer zu ermutigen, sich Unterstützung zu holen und die Hilfsangebote besser bekannt machen. Gemeinsam mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern der Initiative wollen wir zugleich darüber informieren, was jede und jeder einzelne tun kann, um Gewalt zu verhindern oder zu beenden. Denn gemeinsam sind wir stärker als Gewalt."
Initiative "Stärker als Gewalt"
Die Bundesfrauenministerin startete die bundesweite Initiative "Stärker als Gewalt" am 25. November bei der Pressekonferenz. In der Initiative haben sich bislang 13 Organisationen zusammengeschlossen, die im Bereich Hilfe und Unterstützung aktiv sind. Die Initiative wendet sich ausdrücklich an betroffene Frauen und Männer, aber auch an ihr Umfeld. Die neue Internetseite der Initiative bündelt Hilfs- und Beratungsangebote: Wie können wir Frauen helfen, die Gewalt erleben? Wo bekommen wir Unterstützung?
Partnerorganisationen der Initiative "Stärker als Gewalt"
Die wichtigen Partnerorganisationen der Initiative sind: Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, die Frauenhauskoordinierung e.V., der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe e.V., die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser, Weibernetz e.V., das Bundesforum Männer e.V., die Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen, der Sozialdienst Katholischer Männer e.V., die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V., der Dachverband der Migrantinnenorganisationen, die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. und die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen.
"Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen"
Die Initiative ist eingebettet in ein Gesamtprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegenüber Frauen und ihren Kindern im Rahmen der Umsetzung der Istanbul-Konvention und des Koalitionsvertrags. Seit 2018 arbeitet der von Dr. Franziska Giffey eingerichtete Runde Tisch von Bund, Ländern und Gemeinden an einer Verbesserung des Hilfenetzes. Mit dem Bundesförderprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" will das Bundesfrauenministerium in den nächsten vier Jahren ab 2020 insgesamt 120 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau von Beratungsstellen und Frauenhäusern bereitstellen.
Hilfetelefon berät rund um die Uhr auf Deutsch und in 17 Fremdsprachen
Hilfe und Rat gibt es auch beim bundesweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen
Frauen". Unter der Nummer 08000 116 016 bekommen Betroffene und ihr Umfeld Unterstützung und Informationen, zum Beispiel über Beratungsstellen in ihrer Nähe.