Wenn Eltern sich trennen oder scheiden lassen, ist das für die Kinder eine sehr belastende Situation. Die Forschungsgruppe PETRA hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht" durchgeführt. Das Forschungsprojekt liefert empirisch Erkenntnisse, wie sich der Umgang im Falle einer Trennung oder Scheidung der Eltern auf das Kindeswohl auswirkt. Dabei wurde ein "kindzentrierter Ansatz" gewählt, das heißt, dass die Forschungsfrage aus dem Blickwinkel betroffener Kinder beantwortet werden soll.
PD Dr. Peter Büttner, Forschungsgruppe PETRA: "Die vorliegende Studie ist mit ihrem kindzentrierten Ansatz die erste dieser Art in Deutschland und stellt einen Fortschritt in der Trennungs- und Scheidungsforschung dar. Die Befunde basieren auf der Perspektive der Kinder und der Sicht der Eltern auf ihre Kinder. Im Zentrum aller Betrachtungen stehen die Auswirkungen auf das Wohlergehen und die Entwicklung des Kindes im Kontext von Trennung und Scheidung."
Die Studie zeigt:
- Am wichtigsten für das Wohlergehen der Kinder sind ihre Bindungen und Beziehungen zu ihren Eltern sowie das Erleben eines möglichst konfliktfreien Umgangs der Eltern miteinander.
- Die Wahl des Betreuungsarrangements ist nicht der wesentliche Faktor, sondern nur einer von vielen.
- Maßgeblich für das kindliche Wohlergehen sind beispielsweise positive Familienbeziehungen und ein regelmäßiger Kontakt zum anderen Elternteil - unabhängig vom jeweiligen Betreuungsarrangement.
- Und: Wurden im Hinblick auf Kontakt- und Betreuungsregelungen die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt, so sind diese zufriedener. Dagegen wirken sich Entscheidungen gegen ihren Willen stark auf Gesundheit und Lebensqualität aus.
- Es ist für das Kindeswohl von zentraler Bedeutung, die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in Trennungsfamilien zu stärken, ihnen zuzuhören und ihren Anliegen und Interessen Raum zu geben.
Über die Studie "Kindeswohl und Umgangsrecht"
Das Ziel des Forschungsvorhabens war es, darüber Erkenntnisse zu gewinnen, wie sich die Gestaltung des Umgangs im Falle der Trennung oder Scheidung der Eltern auf das Kindeswohl auswirkt. Dafür wurden mit einem kindzentrierten Ansatz Kinder, Jugendliche und ihre Eltern interviewt. Es handelt sich um eine nicht repräsentative Querschnittsbefragung. Die Erhebungen fanden im Zeitraum von Juni 2016 bis Dezember 2017 statt. Die Durchführung der Interviews mit Kindern bildet den Kern der Studie. Erstmalig wurden im Rahmen einer Studie großflächig Kinder und Jugendliche zur Gestaltung des Umgangs und ihrem Wohlbefinden befragt. Ein zweiter wichtiger Schwerpunkt der Studie waren die Interviews mit Eltern.