Am 14. Dezember hat sich das neu gegründete Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz in Berlin offiziell vorgestellt und seine Arbeit aufgenommen. Vier Träger haben sich dafür zusammengeschlossen: Das Nettz, Jugendschutz.net, Neue Deutsche Medienmacher und HateAid. Das gemeinsame Ziel des neuen Netzwerkes ist es, zentrale Anlaufstelle zu allen Fragen rund um das Thema Hass im Netz zu werden. Bei der Auftaktveranstaltung wurden das neue Logo sowie die gemeinsame Website vorgestellt. Das Netzwerk ist eines von 14 Kompetenzzentren und -netzwerken im Bundesprogramm "Demokratie leben!". Mit der Erweiterung des Kompetenzzentrums gegen Hass im Netz zu einem Kompetenznetzwerk setzt die Bundesregierung eine Maßnahme des Kabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus um.
Bundesfamilienministerin Anne Spiegel betonte anlässlich der Auftaktveranstaltung: "Hass und Hetze, Sexismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit - all das vergiftet Diskussionen auf digitalen Plattformen und kann zu einer Belastung oder sogar zu einer ganz konkreten Bedrohung für die betroffenen Menschen werden. Die lautstarken Hetzer zu stoppen, ist die eine wichtige Seite. Genauso wichtig ist aber, dass wir uns viel mehr als bislang um die Betroffenen kümmern. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen bedroht, mundtot gemacht und aus demokratischen Debatten gedrängt werden. Genau hierfür stehen die Organisationen, die heute das Kompetenznetzwerk gemeinsam gründen. Ich bin sicher, dass das Kompetenznetzwerk die Beratung von Betroffenen sowie das Monitoring und die Forschung zu Hass im Netz ganz wesentlich voranbringen wird."
Beratung und Information
Das Netzwerk soll Expertise zum Thema Hass im Netz für die bundesweite Fachpraxis entwickeln und qualifizieren. Es bietet Beratung für Menschen, die von digitaler Gewalt betroffen sind, aber auch für pädagogische Fachkräfte und beobachtet systematisch Hass im Netz. Das gewonnene Wissen wird der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. So hat etwa der Träger HateAid den Leitfaden "Hass im Netz ist nicht Teil des Jobs" zu digitaler Gewalt gegenüber kommunal Engagierten veröffentlicht. Außerdem will das Netzwerk die internationale Zusammenarbeit fördern, um Hassrede im Internet zu bekämpfen.
Auf der Auftaktveranstaltung betonte Hanna Gleiß, Co-Leiterin der Koordinierungsstelle im Kompetenznetzwerk, dass ein ganzheitliches, strategisches Vorgehen in der Arbeit gegen Hass im Netz bisher fehlt. Um dem komplexen Phänomen besser begegnen zu können, müssen Synergien genutzt und neue Wege der Zusammenarbeit gegangen werden, so Hanna Gleiß.
Hass im Netz ist auch ein Angriff auf die Demokratie
Hass im Netz ist eine Form der digitalen Gewalt. Sie kann sich in Sticheleien, dem Ausdruck abwertender Haltungen, diskriminierenden und rassistischen Äußerungen bis hin zu Morddrohungen äußern. Etwa 50 Prozent der Menschen sagen, dass sie sich aus Angst vor Hass online weniger äußern. Das ist auch ein Angriff auf die Demokratie.
Studien zeigen immer wieder, dass es einen gestiegenen Bedarf an Sensibilisierung, Aufklärung, Monitoring und Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Hass im Netz gibt. Die Studie Jugend-Information-Medien (JIM 2021) hat festgestellt, dass 58 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren im Erhebungszeitraum mit Hassbotschaften im Internet konfrontiert worden sind. Insbesondere Engagierte sind von Hass im Netz betroffen - deshalb ist Beratung wichtig.
Bundesprogramm "Demokratie leben!"
Das Bundesfamilienministerium unterstützt mit dem Bundesprogramm "Demokratie leben!" seit 2015 deutschlandweit Projekte, die sich für Demokratie, Vielfalt und gegen Menschenfeindlichkeit einsetzen. Mit Beginn der zweiten Förderperiode wurden 2020 auf Bundesebene 14 Kompetenzzentren und Kompetenznetzwerke eingerichtet. Sie sind wichtige Kontakte für die Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik. Und sie entwickeln Qualifizierungsangebote und stellen Informationen, Arbeitshilfen und andere Materialien zur Verfügung.