Das friedliche Zusammenleben von Menschen ist ohne eine rechtliche Gleichstellung und ohne politische Teilhabe von Minderheiten dauerhaft nicht zu erreichen. Sich einzusetzen für eine Gesellschaft, in der Vielfalt von Menschen und Kulturen als Quelle des Reichtums verstanden wird - das ist die Grundphilosophie des Modellprojekts "Transkulturelles und interreligiöses Lernhaus der Frauen". Im Rahmen der Fachtagung "Zivilgesellschaft braucht Kulturmittlerinnen und Kulturmittler" wurden dessen Ergebnisse jetzt in Frankfurt/Main vorgestellt.
Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Modellprojekt war Teil des Programms "Generationenübergreifende Freiwilligendienste", in dessen Rahmen neue Ansätze für bürgerschaftliches Engagement erprobt werden. Seit dem Frühjahr 2006 wurden an den Standorten Frankfurt, Köln und Berlin 60 Frauen aus fast 40 Ländern zu "Kulturmittlerinnen" qualifiziert. Das Projekt wurde von der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin - Stadt der Frauen koordiniert.
Das Angebot der Lernhäuser richtete sich an Frauen, die ehrenamtlich tätig sind, sich engagieren möchten oder eine berufliche Perspektive suchen. Es stützte sich auf die spezifischen Fähigkeiten von Frauen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft und verschiedener Wertorientierungen. Kern des Projekts war eine feste Lerngruppe, die im Rahmen des Prozesses eine Qualifizierung erfährt, die sich aus vier Bausteinen zusammensetzte: Basiswissen über die einzelnen Religionen und Kulturen, Einblick in unterschiedliche Berufsfelder mit Erfahrungsaustausch und Vernetzung, Werkzeugmodule zu Methoden und Techniken (zum Beispiel Konfliktmediation) und Workshops, zu aktuellen und öffentlich relevanten Themen.
Ziel des Projektes war es, dass die Teilnehmerinnen die erworbenen Qualifikationen und ihr Wissen sowohl als Multiplikatorinnen in den zivilgesellschaftlichen Prozess einbringen als auch für sich selber einsetzen, indem sie sich zusätzliche Chancen auch in beruflichen Bereichen erschließen. Im Rahmen der Fachtagung "Zivilgesellschaft braucht Kulturmittlerinnen und Kulturmittler", die am 27. Mai in Frankfurt/Main stattfand, wurde nun Bilanz gezogen. Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschafts- und Wohlfahrtsverbänden, Stiftungen, Politik und Verwaltung diskutierten dabei den spezifischen Ansatz des Projektes, die Qualifizierung von "Kulturmittlerinnen" sowie deren Einsatz und Nutzen für viele Felder zivilgesellschaftlichen Engagements. Dabei wurde deutlich, dass der Ansatz der "Lernhäuser" in verschiedensten Zusammenhängen für die kommunale Integrationsarbeit nutzbar gemacht werden kann.