Am 27. Januar haben Bundesfamilienministerin Lisa Paus und der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten einen Kranz niedergelegt. Der Schwulen- und Lesbenverband (LSVD) Berlin Brandenburg e.V. hatte dort zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen.
Lisa Paus: "Die Opfer des Nationalsozialismus dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Das Leiden der Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden, blieb viel zu lange ungesehen. Deswegen hat der Deutsche Bundestag heute an sie erinnert. Dabei wurde deutlich, das queere Menschen auch nach 1945 kriminalisiert und ausgegrenzt wurden. Wir werden die Erinnerung daran wachhalten - und entschieden dafür eintreten, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben. Das ist unsere historische Pflicht und Verantwortung."
Sven Lehmann: "Die Verfolgung homo- und bisexueller Männer und Frauen, insbesondere in der NS-Zeit, aber auch ihre Kontinuität in der Bundesrepublik und der DDR, sind nicht ausreichend erforscht. Zur Geschichte von trans- und intergeschlechtlichen Menschen gibt es kaum Forschung. Die Aufarbeitung der Geschichte von LSBTIQ* in Deutschland und das Sichtbarmachen ihrer Lebens- und Leidensgeschichten ist ein wichtiges politisches Zeichen für die Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Mit Beschluss des Aktionsplans 'Queer leben' hat die Bundesregierung Vorhaben vereinbart, um die Erinnerungskultur in diesem Bereich zu stärken."
Gedenkstunde im Deutschen Bundestag
Die Kranzniederlegung hat im Anschluss an die offizielle Gedenkstunde im Deutschen Bundestag stattgefunden. Zu den Rednerinnen und Rednern gehörte auch die Holocaust-Überlebende Rozette Kats. Sie wurde 1942 in einer jüdischen Familie geboren und überlebte dank eines Ehepaars in Amsterdam, das sie als ihr eigenes Kind ausgab. Ihre Eltern wurden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Rozette Kats setzt sich verstärkt für die Rechte von LSBTIQ*-Personen ein.
Gemeinsames Gedenken mit Jugendlichen
Am Internationalen Holocaust-Gedenktag haben auch der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, sowie der Antiziganismusbeauftragte, Dr. Mehmet Daimagüler, an den Denkmälern für die ermordeten Juden sowie Sinti und Roma einen Kranz niedergelegt.
Dazu hatten die Beauftragten Jugendliche aus den jeweiligen Communities eingeladen.
Internationaler Holocaust-Gedenktag
Seit 1996 ist der 27. Januar der zentrale Gedenktag in Deutschland, um an den Völkermord an den europäischen Juden zu erinnern sowie an andere Opfergruppen. Dazu gehören Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas oder Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Initiative zu dem Gedenktag ging vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog aus. Im Jahr 2005 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, den Tag auch international zum Holocaust-Gedenktag zu machen. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit.