Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor Neuer Bericht zeigt: Medienaufmerksamkeit für Rassismus ist gestiegen

Die neue Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt, dass die Medienaufmerksamkeit für Rassismus in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat

 "Zwischen Anerkennung und Abwehr: (De-)Thematisierungen von Rassismus in Medien, Recht und Beratung" - unter diesem Titel hat das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) am 16. Juli den neuen Bericht des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) vorgelegt. Vor dem Hintergrund einer verstärkten gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Rassismus, die wesentlich auf das Engagement von Betroffenen zurückzuführen ist, untersucht der Bericht, wie Rassismus in Medien, Recht und Beratung thematisiert und ausgehandelt wird. 

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: "Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor legt regelmäßig Daten zu Ursachen, Formen, Ausmaß und Folgen von Rassismus sowie Empfehlungen zum Umgang damit vor. Die vorliegenden Analysen zu Medien, Recht und Beratung zeigen etwa Fortschritte in der öffentlichen Berichterstattung über Rassismus und bei der Unterstützung von Betroffenen - zugleich aber auch Herausforderungen auf. 

Rassistisch motivierte Straftaten sind in Deutschland im Jahr 2023 um knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen - auf 3786 Delikte. Das belegen aktuelle Zahlen des Bundesinnenministeriums. Jeder einzelne dieser rassistischen Vorfälle ist einer zu viel!

Gerade in Zeiten, in denen rassistische, rechtsextreme und antisemitische Hetze und Gewalt zunehmen, braucht Deutschland eine starke Zivilgesellschaft und eine wehrhafte Demokratie. Deshalb fördern wir mit dem Bundesprogramm 'Demokratie leben!' Engagement für mehr Demokratie, Vielfalt und gegen jede Form von Extremismus."

Rassismus wird häufiger thematisiert - und abgewehrt

Der Bericht enthält Befunde und Erkenntnisse zu der Frage, wie sich die mediale Sichtbarkeit und Thematisierung von Rassismus in der Berichterstattung verändert hat und welche Möglichkeiten und Hürden für Betroffene bestehen, sich gegen Rassismus zu wehren. Es wird festgestellt, dass Rassismus heute einerseits gesellschaftlich stärker anerkannt und adressiert wird, andererseits aber häufig de-thematisiert oder abgewehrt wird. Dies geschieht vor allem dadurch, dass individuelle Gewalttaten als rassistisch identifiziert werden und ein struktureller gesellschaftlicher Rassismus ausgeblendet wird. Der Bericht schließt mit Handlungsempfehlungen, die aus der Forschung und Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie der Medien abgeleitet wurden. 

Trend zu mehr Berichterstattung über Rassismus

Zentraler Bestandteil des Berichts ist eine Medienanalyse über die Berichterstattung zu Rassismus. Untersucht wurden knapp 42.000 Artikeln aus drei ausgewählten deutschen Tageszeitungen, die zwischen 1990 und 2021 erschienen sind. Die Autorinnen kommen zu dem Ergebnis, dass es seit 2010/2011 einen nachhaltigen Trend zu mehr Berichterstattung über Rassismus zu geben scheint. 

Der stetige Anstieg der medialen Aufmerksamkeit für Rassismus, die häufigere deutliche Benennung und die stärkere Sichtbarkeit auch subtilerer Formen werden als Zeichen einer gewachsenen Sensibilisierung der Medien gedeutet. Weitere Ergebnisse verweisen auf bestehende Herausforderungen in der Rassismusberichterstattung wie der Fokus vieler Berichte auf einzelne rassistische Gewalttaten, Einzeltäter und -täterinnen und den Rechtsextremismus. 

Das zeitgleich mit dem Bericht veröffentlichte Dashboard NaDiRa.Medien dokumentiert das Vorgehen der Forschung und die Ergebnisse zu Veränderungen und Kontinuitäten im Zeitverlauf und macht sie interaktiv zugänglich. 

Der Nationale Diskriminierungs- und
Rassismusmonitor

Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor legt regelmäßig Daten zu Ursachen, Formen, Ausmaß und Folgen von Rassismus sowie Empfehlungen zum Umgang damit vor. Die vorliegenden Analysen zu Medien, Recht und Beratung zeigen etwa Fortschritte in der öffentlichen Berichterstattung über Rassismus und bei der Unterstützung von Betroffenen, zugleich aber auch Herausforderungen auf. Neben der Medienanalyse enthält der NaDiRa-Bericht Ergebnisse aus der Untersuchung ausgewählter gerichtlicher Entscheidungen mit Rassismusbezug (Stichwortsuche) im Zeitraum von 2020 bis 2023. Außerdem wurden mindestens 15 qualitative Interviews mit Akteurinnen und Akteuren zivilgesellschaftlicher Beratungsstrukturen mit explizitem Rassismusbezug in Berlin und Sachsen sowie überregionalen Verbänden und Selbstorganisationen geführt. Anschließend wurden die Ergebnisse und Empfehlungen mit 18 Vertreterinnen und Vertretern aus Zivilgesellschaft und Medien konsultiert.