Deutscher Engagementpreis 2022 Projekte und Initiativen bürgerschaftlichen Engagements ausgezeichnet

Lisa Paus mit den Ausgezeichneten
Lisa Paus mit den Preisträgerinnen und Preisträgern des Deutschen Engagementpreises 2022 © Deutscher Engagementpreis/Svea Pietschmann

Am 1. Dezember wurde der Deutsche Engagementpreis 2022 verliehen. Sieben herausragende Projekte, Initiativen und Personen haben die bundesweite Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement erhalten. Der Preis wurde in fünf verschiedenen Kategorien vergeben. Außerdem hat jeweils ein Projekt einen Sonder- und einen Publikumspreis erhalten. Bundesfamilienministerin Lisa Paus hielt bei der Festveranstaltung eine Laudatio zum Sonderpreis für Engagement in Notsituationen und beantwortete Fragen der Moderatorin Alina Abboud zum Thema Engagement.

Lisa Paus: "Wir können den ehrenamtlichen Einsatz für andere Menschen nicht hoch genug schätzen. Freiwilliges Engagement hilft nicht nur der Allgemeinheit, sondern stärkt auch den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und unsere Demokratie. Wer sich für Andere einsetzt, verdient unseren Dank und unsere Anerkennung. Mit dem Deutschen Engagementpreis zeichnen wir heute Menschen aus, die Großartiges für die Allgemeinheit leisten. Sie stehen stellvertretend für die fast 29 Millionen Ehrenamtlichen, deren Einsatz von unschätzbarem Wert für unser Land ist."

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2022

In der Kategorie "Leben bewahren": Paul Goldschmidt mit einem Luftqualitäts-Messsystem

Der neunzehnjährige Paul Goldschmidt hat angestoßen von der Corona-Pandemie ein Luftqualitäts-Messsystem entwickelt. Es ermittelt intelligent den besten Zeitpunkt für Raumlüftung: So kann in Innenräumen eine verringerte Ansteckungsgefahr, eine gute Luftqualität und eine Einsparung von bis zu 6,5 Kilogramm CO2-Emissionen pro Woche und (Klassen-)Raum bewirkt werden. Das "Open-Source Air Monitoring Device (OSAMD)" ist quelloffen, preisgünstig und direkt einsetzbar.

In der Kategorie "Chancen schaffen": Africademics

Africademics ist eine Stipendienplattform und Online-Community für Studierende, Studieninteressierte und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in und aus Afrika. Das Stipendien-Botschafterprogramm bildet außerdem Ehrenamtliche aus ganz Afrika im Rahmen eines Online-Programms zu Stipendienberaterinnen und -beratern aus. Diese können dann bei den schwierigen Bewerbungsprozessen helfen und unterstützen. Des Weiteren finden regelmäßig Webinare (auch in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen) statt.

In der Kategorie "Demokratie stärken": Pinkstinks Germany e.V. - Schule gegen Sexismus

Der 2012 gegründete Verein Pinkstinks Germany e.V. setzt sich mit seinem Bildungsformat "Schule gegen Seximus" digital und offline gegen genderbasierte Diskriminierung ein. Bei dem Projekt handelt es sich um ein offenes Angebot im Sinne einer "Volkshochschule" mit dem Ziel, niedrigschwellig über sexistische Diskriminierung aufzuklären und Sexismus, sexualisierter Gewalt und Belästigung wirksam entgegenzutreten. Ehrenamtliche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren engagieren sich regelmäßig in Workshops in ihrem sozialen Umfeld und nutzen dazu die Bildungsangebote der "Schule gegen Sexismus".

In der Kategorie "Zusammenhalt leben": Die Kinderbürgermeisterinnen und -bürgermeister der Stadt Thalheim im Erzgebirge

In der Erzgebirgsstadt Thalheim werden seit 2018 Kinderbürgermeisterinnen und -bürgermeister im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren gewählt. Nikita Ihle und Josy Mohr hatten das Amt zuletzt knapp drei Jahre lang inne. Die Kinderbürgermeisterinnen und -bürgermeister beteiligen sich an den Prozessen der Stadtplanung und -entwicklung. Ziel ist es, mit dem passiven und aktiven Wahlrecht eine Demokratieerfahrung zu ermöglichen, die Identifikation mit der Heimatstadt zu stärken und konkrete Verbesserungen zu erreichen, beispielsweise hinsichtlich der Verkehrssicherheit und der Waldökologie. Nikita Ihle und Josy Mohre engagieren sich inzwischen in der Jugendbeteiligung, die es seit 2022 Jahr in der Stadt gibt.

In der Kategorie "Grenzen überwinden": Über den Tellerrand e.V.

Über den Tellerrand e.V. bringt seit 2013 mit niedrigschwelligen Begegnungsformaten, wie gemeinsamem Kochen, Tanzen oder Gärtnern, Menschen mit und ohne Flucht- und Migrationserfahrung zusammen. Das Prinzip der gleichberechtigten Teilhabe bricht die Rollen von Helferinnen und Helfern und Hilfe-Empfangenden auf. Das Projekt ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Es gab bereits 4500 Kochveranstaltungen und 67.500 Menschen wurden erreicht. Mittlerweile  engagieren sich außerdem 2000 Ehrenamtlichen im Projekt und es gibt 37 einzelne Regionalgruppen. Ergänzt wird das Angebot von Mentoringprogrammen. Der Verein gibt sein Wissen weiter und stellt alle Ansätze und Materialien Open Source zur Verfügung.

Der Empfänger des Publikumspreises: Marcel Wilhelm mit "Krebs kennt keine Kilometer"

Marcel Wilhelm ist Sanitäter aus Frankfurt am Main. Mit seinem Spendenlauf "Krebs kennt keinen Kilometer" sammelt er Geld, das an gemeinnützige Vereine geht, die sich für krebskranke und benachteiligte Kinder einsetzen: Aus seiner Heimatgemeinde Egelsbach läuft Marcel Wilhelm dafür in Rettungsdienstuniform in verschiedene Großstädte Deutschlands. Dabei sind bereits knapp 100.000 Euro zusammengekommen. Mit 12.533 von insgesamt 127.602 Stimmen konnte er die Abstimmenden des Publikumspreises für sich gewinnen.

Der Sonderpreis für Engagement in Notsituationen: Wäller Helfen e.V.

Wäller helfen e.V. ist ein großes Nachbarschaftsnetzwerk im Westerwald. Ursprünglich gegründet wurde es mit dem Schwerpunkt Nachbarschaftshilfe, später kam auch der Umweltschutz dazu. Seit dem Hochwasser im Ahrtal engagiert sich das Projekt besonders in der Katastrophenhilfe: Es wurden umfangreich Spenden organisiert und mit Bussen ins Ahrtal gefahren, um vor Ort praktisch zu helfen. Allgemeines Ziel des Projekts ist es, für Ehrenamt sowie Selbst- und Nachbarschaftshilfe der Bürgerinnen und Bürger zu werben. Auch geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer werden mittlerweile durch das Nachbarschaftsnetzwerk im Westerwald unterstützt.

Der Deutsche Engagementpreis

Der Deutsche Engagementpreis ist der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Nominiert werden alljährlich Preisträgerinnen und Preisträger anderer Engagementpreise in Deutschland. Der Preis würdigt das freiwillige Engagement von Menschen in Deutschland und all jene, die dieses Engagement durch die Verleihung von Preisen unterstützen. Ziel ist es, die Anerkennungskultur zu stärken und mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern.

Initiator und Träger des seit 2009 vergebenen Deutschen Engagementpreises ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit, ein Zusammenschluss von großen Dachverbänden und unabhängigen Organisationen des Dritten Sektors sowie von Expertinnen und Experten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Gefördert wird der Preis vom Bundesfamilienministerium, der Deutsche Fernsehlotterie und der Deutsche Bahn Stiftung.