Studie "Frauen leben 3" liefert wichtige Erkenntnisse über ungewollte Schwangerschaften

Mehrzahl der ungewollten Schwangerschaften wird ausgetragen
Familienplanung braucht eine moderne Familienpolitik © Bildnachweis: iStock
Mehr als die Hälfte der ungewollten Schwangerschaften wird ausgetragen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Studie "Frauen leben 3 – Familienplanung im Lebenslauf", die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Auftrag gegeben und auf Initiative des Bundesfamilienministeriums durchgeführt wurde. Im Fokus der Untersuchung, deren erste Ergebnisse nun vorliegen, stehen ungewollte Schwangerschaften und die Gründe diese auszutragen oder abzubrechen. Wesentliche Voraussetzung für Kinder sind demnach eine gefestigte berufliche und finanzielle Situation sowie eine stabile Partnerschafft.

Die Studie "Frauen leben 3 - Familienplanung im Lebenslauf", deren erste Forschungsergebnisse nun vorliegen, setzt die Vorgängerstudien zur Familienplanung im Lebenslauf von Frauen  ("Frauen leben 1") und zu Familienplanung und Migration im Lebenslauf ("Frauen leben 2") fort und schließt eine Forschungslücke im Bereich ungewollter Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche. Zusammen ergibt sich ein umfassendes Bild der Familienplanung im Lebenslauf von 20 bis 44-jährigen Frauen. Die Untersuchung geht dabei von einem breiten Verständnis von Familienplanung aus und verfolgt einen konsequenten Lebenslauf- und Lebenslagenansatz. Sie liefert dadurch praxisrelevante Erkenntnisse für den Bedarf an Informationen und Beratung zur Familienplanung sowie zur Förderung der Akzeptanz ungewollt eingetretener Schwangerschaften. 

Repräsentative Untersuchung

Für das Forschungsvorhaben hat das Sozialwissenschaftliche FrauenForschungsInstitut Freiburg (SoFFI F.) in Kooperation mit dem Institut für Soziologie der Universität Freiburg 4.002 Frauen im Alter von 22 bis 44 Jahren telefonisch befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Bundesländer Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachen und Sachsen. Vertieft wurde die Befragung durch eine qualitative Interviewstudie mit 97 Frauen.

Alter und Partnerschaft als Einflussfaktoren

In der Altersspanne von 25 bis 34 Jahren traten Schwangerschaften am häufigsten auf und waren im Vergleich mit anderen Altersgruppen am seltensten ungewollt (12 Prozent). In diesem Alter wurde auch ein höherer Anteil an ungewollten Schwangerschaften ausgetragen. Die Studie bestätigt, dass eine gefestigte berufliche und finanzielle Situation sowie eine stabile Partnerschaft zu den wesentlichen Voraussetzungen für Kinder zählen. Bei instabiler Partnerschaft waren Schwangerschaften fast sechs Mal so häufig ungewollt wie beim Vorhandensein einer stabilen Partnerschaft. Deutlich häufiger entschieden sich Frauen bei instabiler Partnerschaft für einen Abbruch.

Bildung als Einflussfaktor

Die Studie bestätigt, dass hoch-qualifizierte Frauen seltener ungewollt schwanger werden und die Familiengründung auf Grund längerer Bildungszeiten und beruflicher Ambitionen aufschieben. Hoch qualifizierte Frauen brachen häufiger eine erste Schwangerschaft ab: Bei 76 Prozent der hoch qualifizierten Frauen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben, betraf dies die erste Schwangerschaft. Bei den niedrig qualifizierten Frauen war dies nur bei 47 Prozent der Fall.

Verhütungsverhalten als Einflussfaktor

Ein weiteres Ergebnis ist, dass auch bei explizit ungewollten Schwangerschaften aufgrund falscher Einschätzung von Fruchtbarkeit und Sicherheit von Verhütungsmitteln oder fehlender Geld- oder Zeitmittel häufig nicht verhütet wurde. Bei Schwangerschaften, die erst zu einem späteren Zeitpunkt gewollt waren, wurde (nur) zu 36 Prozent verhütet, meist mit der Pille. 52 Prozent der Frauen gaben an, trotz der Pille schwanger geworden zu sein. Als Gründe wurden Anwendungsfehler, Pillenwechsel und eine zu niedrige Dosierung genannt. 

Die Befragungsergebnisse zeigen auch, dass der Anspruch auf kostenlose Schwangeren(konflikt)beratung nicht genügend bekannt oder nicht akzeptiert zu sein scheint. Bei ungewollten Schwangerschaften, die ausgetragen wurden, suchte nur knapp ein Drittel der Frauen eine Beratung auf.

Ausführliche Ergebnisse zu kinderlosen Frauen, zum Kinderwunsch sowie zu weiteren Aspekten der Familienplanung werden im Abschlussbericht beschrieben werden. Dieser wird voraussichtlich 2014 in der Reihe "Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veröffentlicht.