Seit zehn Jahren bietet das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" Beratung und Hilfe für gewaltbetroffene Frauen an. Aus Anlass des Jubiläums hatte Bundesfrauenministerin Lisa Paus am 1. Juni zu einer Veranstaltung ins Bundesfrauenministerium eingeladen. Dort wurde auch die neue Rufnummer vorgestellt. Das Hilfetelefon in Deutschland ist ab sofort unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr erreichbar. Die bisherige Rufnummer wird somit verkürzt und vereinfacht. Die Nummer 08000 116 016 bleibt jedoch mindestens ein Jahr weiter parallel erreichbar.
Die Einführung der einheitlichen Kurz-Telefonnummer 116 016 in der Europäischen Union (EU) geht auf eine Initiative der deutschen EU-Ratspräsidentschaft aus dem Jahr 2020 zurück. Bislang haben sich 15 EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, nationale Hilfetelefone unter dieser Rufnummer einzurichten.
Bundesfrauenministerin Lisa Paus betonte: "Wenn eine Frau Gewalt erfährt, ist einfach zugängliche, kompetente und vertrauliche Hilfe das Wichtigste. In zehn Jahren ist das Hilfetelefon zur ersten Anlaufstelle für gewaltbetroffene Frauen in Deutschland geworden und mittlerweile weithin bekannt und akzeptiert. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde und Bekannte von Betroffenen wenden sich immer häufiger an das Hilfetelefon. Allerdings zeigen die vielen Anrufe auch den steigenden Bedarf an Unterstützung von Frauen, die unter Gewalt leiden. Ich bin froh, dass die vereinfachte Rufnummer künftig auch in anderen europäischen Ländern als nationale Notrufnummer gilt und gewaltbetroffene Frauen kompetente Hilfe und Unterstützung finden."
Petra Söchting, Leiterin des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen": "Gerade in Krisensituationen wird das Hilfetelefon für viele Frauen zu einem wichtigen Rettungsanker. Das zeigt unter anderem der Beratungsbedarf aus dem Jahr 2022, der um 18 Prozent höher war als 2019 vor dem Aufkommen der Corona-Pandemie. Seit 2022 beraten wir auch auf Ukrainisch. Vertraulichkeit und Anonymität erleichtern von Gewalt betroffenen Frauen den Schritt nach außen. Unsere Botschaft lautet: 'Es ist gut, dass Sie den Mut haben, Ihr Schweigen zu brechen. Sie haben ein Recht auf Unterstützung.' Das ist unser Wegweiser sowohl der letzten zehn Jahre als auch für die Zukunft."
Über 380.000 Beratungen in zehn Jahren
Seit dem Start im März 2013 wurde insgesamt rund 387.710 Mal per Telefon, E-Mail oder Chat beraten, davon 26.353 Mal in einer Fremdsprache. 216.417 von Gewalt betroffene Personen haben das niedrigschwellige Angebot genutzt. Auch die anderen Zielgruppen des Hilfetelefons wurden erreicht: Rund 78.688 Personen aus dem sozialen Umfeld Betroffener sowie Fachkräfte wandten sich an die Beraterinnen. Besonders häufig war häusliche Gewalt Anlass der Gespräche. 193.834 Mal vermittelten die Beraterinnen Ratsuchende an Einrichtungen vor Ort, davon in 82 Prozent der Fälle an Beratungsstellen und Frauenhäuser.
Bei der Podiumsdiskussion zur Jubiläumsveranstaltung hat sich Lisa Paus unter anderem mit Petra Söchting darüber ausgetauscht, wie sich das bundesweite Beratungsangebot in den letzten zehn Jahren entwickelt hat und welche politischen Herausforderungen im Themenfeld Gewalt gegen Frauen aktuell anstehen. Als Expertinnen und Begleiterinnen des Hilfetelefons haben außerdem Dr. Maria Furtwängler, Stifterin und Vorstandsmitglied der MaLisa Stiftung, promovierte Ärztin, Schauspielerin und Produzentin, die Geschäftsführerin des Frauenhauskoordinierung e.V. Heike Herold und Asha Hedayati, Rechtsanwältin für Familienrecht und Autorin, an der Podiumsrunde teilgenommen.
Über das Hilfetelefon
Das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" richtet sich an gewaltbetroffene Frauen, an Menschen aus ihrem Umfeld sowie an Fachkräfte. Es berät kostenfrei, anonym und vertraulich zu allen Formen der Gewalt, darunter Partnerschaftsgewalt, Mobbing, Stalking, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Menschenhandel. Rund 100 qualifizierte Beraterinnen sind unter der Telefonnummer 116 016 sowie per E-Mail, Sofort- oder Terminchat an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Die Beratungen finden in 18 Fremdsprachen statt, darunter Englisch, Polnisch und Russisch. Seit Mai 2022 können Beratungen auch auf Ukrainisch angeboten werden.