Der Gründungsboom von Bürgerstiftungen in Deutschland hält an. Die Hundertste dieser Stiftungen, in der Bürgerinnen und Bürger gemeinschaftlich in ihrem Lebensumfeld für soziale, ökologische oder kulturelle Belange eintreten, wird heute mit einem Festakt der "Initiative Bürgerstiftungen" in Berlin geehrt. Bundesministerin von der Leyen gratulierte im Haus Deutscher Stiftungen in Berlin 25 Stifterinnen und Stifter aus der Stadt Wesel aus Nordrhein-Westfalen, die dort die 100. Bürgerstiftung aus der Taufe gehoben haben.
"Im Zeitalter der Globalisierung haben die Menschen das besondere Bedürfnis, überschaubare Einheiten zu finden, die sie ganz persönlich beeinflussen können. Bürgerstiftungen machen für jeden erlebbar, dass man die eigene Umgebung mit den eigenen Ideen gestalten kann", so die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen. "Ich sehe Bürgerstiftungen als starke Partner des Staates. Sie können den Staat nicht ersetzen, aber sie ergänzen ihn wirkungsvoll. In Bürgerstiftungen nehmen sich Menschen vor Ort ganz konkrete Projekte vor, ohne auf den Staat zu warten, sei es das örtliche Hospiz oder die Stadtverschönerung, die Sportangebote für benachteiligte Kinder oder Stipendien für alleinerziehende Studierende. Mit kleinem Geld setzen sie oft Großes in Gang."
Bundesministerin Ursula von der Leyen und der Sprecher der "Initiative Bürgerstiftungen", Nikolaus Turner, ehren heute 25 Weseler Stifter stellvertretend für die bundesweit 4.000 Engagierten für ihr Engagement. Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Mitbegründer der Bürgerstiftungs-Bewegung und Leiter des Kriminologischen Instituts Niedersachsen, sagte in seiner Festansprache: "Ich habe die Bürgerstiftungen in New York kennen gelernt. Zeitgleich hat das Ehepaar Mohn zu einer Konferenz eingeladen. So sind die Bürgerstiftungen in Hannover und Gütersloh fast gleichzeitig gestartet." "Über die Stiftung wird zusätzliches Kapital für den gemeinnützigen Bereich erschlossen, was langfristig dem Gemeinwesen zugute kommt", hob Nikolaus Turner hervor. Mehrere Bürgerstiftungen stellen im Rahmen des Festaktes ihre Aktivitäten vor, darunter die Pioniere der Bürgerstiftungen aus Gütersloh, Hannover, Hamburg, Dresden und Wismar. Aber auch die jüngst gegründeten Bürgerstiftungen Juist, Krefeld, Rostock, Berlin-Neukölln, Pfalz und Eppstein bei Frankfurt sind der Einladung nach Berlin gefolgt.
Bürgerstiftungen sind Gemeinschaftsstiftungen vieler Bürgerinnen und Bürger, die in ihrer Stadt oder ihrem Landkreis Zwecke wie Kultur, Jugend, Bildung, Umwelt und Soziales fördern. Sie agieren als Treuhänder für besondere Stifteranliegen. Seit 2001 sind mehr als 11 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke durch die Bürgerstiftungen vergeben worden. Die erste Bürgerstiftung nach amerikanischem Vorbild wurde in Deutschland 1996 in Gütersloh gegründet. Das Modell der Bürgerstiftung stammt aus den USA. Die Community Foundations gibt es dort bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts; sie stellen eine wichtige Säule des Gemeinwesens dar.
Die "Initiative Bürgerstiftungen", die zum Festakt der 100. Bürgerstiftungsgründung eingeladen hat, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bertelsmann Stiftung, Bundesverband Deutscher Stiftungen, Klaus Tschira Stiftung und Körber Stiftung. Sie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Mott Foundation unterstützt. Die "Initiative Bürgerstiftungen" ist heute das führende Kompetenzzentrum im deutschen Bürgerstiftungssektor. Nahezu alle neu gegründeten Bürgerstiftungen wurden in ihrer Entstehungsphase von der Initiative kostenlos zu Themen wie Satzungsgestaltung, Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Steuern, Förderrichtlinien, Auswahl der Förderprojekte beraten und begleitet.
Für Rückfragen: Katrin Sachs, Projektleiterin der Initiative Bürgerstiftungen, 0171 766 55 48, katrin.sachs@stiftungen.org und www.die-deutschen-buergerstiftungen.de