Ehrenamtliches Engagement hilft nicht nur einzelnen Menschen, sondern stärkt unsere Gesellschaft und ist eine wichtige Stütze der Demokratie.
Zur Auszeichnung von außerordentlichem Engagement fand am 2. Dezember die Verleihung des Deutschen Engagementpreises statt. Es ist die bundesweite Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement. Herausragende Projekte, Initiativen und Personen werden in fünf Kategorien geehrt. Darüber hinaus gibt es einen Sonder- und einen Publikumspreis.
Die geschäftsführende Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht hielt bei der Festveranstaltung die Laudatio auf den Gewinner des Sonderpreises für Engagement in der Corona-Pandemie: das Projekt „Lern-Fair“ aus Bonn. Weitere prominente Laudatorinnen und Laudatoren sind u.a. der Organist und Komponist Cameron Carpenter und der Aktivist Raúl Krauthausen.
Christine Lambrecht, geschäftsführende Bundesfamilienministerin: „Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Deutschen Engagementpreises 2021 sehr herzlich. Sie alle stehen für das herausragende freiwillige Engagement, das für unsere Demokratie und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unschätzbar wichtig ist. Die heute ausgezeichneten Initiativen sind Beispiele für all das, was fast 30 Millionen Ehrenamtliche in Deutschland leisten. Ich freue mich besonders, heute den Sonderpreis für Engagement in der Pandemie verleihen zu können. Damit würdigen wir diejenigen, die mit ihrem Engagement ganz besonders Kindern, Jugendlichen und Familien in der schweren Zeit der Corona-Pandemie geholfen haben.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2021
und die Bewertungen der Jury:
- Kategorie „Demokratie stärken“:
Zivilcourage für ALLE e.V. (Brunnthal, Bayern)
Zivilcourage sichert öffentliche Freiräume – der Verein Zivilcourage für ALLE setzt sich aktiv für ein diskriminierungsfreies und gewaltfreies Miteinander ein. Mit zielgruppenspezifischen Trainings werden Wissen und Handlungsfähigkeit erlangt, um in Notsituationen kompetent zu handeln und zu helfen, ohne sich selbst zu gefährden. Gründungsimpuls war der gewaltsame Tod von Dominik Brunner, der an einem Bahnhof in München-Solln in eine gewalttätige Auseinandersetzung eingegriffen hatte, um zu helfen. Es ist ein Angebot, das Bürgerinnen und Bürger befähigt, für persönliche und öffentliche Freiräume einzutreten. - Kategorie „Leben bewahren“:
AMSOC e. V. – Patenschaften für Kinder
psychisch erkrankter Eltern (Berlin)
Psychische Erkrankungen sind eine Belastung für Kinder, nicht selten erkranken Kinder selbst: AMSOC e. V. aus Berlin hat seit 2005 ein neues Konzept entwickelt, das für die betroffenen Kinder verlässliche, langfristige ehrenamtliche Patinnen und Parten qualifiziert, findet und begleitet. So wird eine gesunde Entwicklung von Kindern unterstützt, Familien bleiben erhalten und psychische Erkrankungen werden enttabuisiert. Das innovative Modell dient inzwischen als Vorbild und Orientierung für ähnliche Projekte deutschlandweit. Die Jury würdigt, dass mit diesem freiwilligen Engagement ein präventives Angebot für psychische Gesundheit von Kindern geschaffen wird, das Beständigkeit, Innovation und Qualität beispielgebend verbindet. - Kategorie „Grenzen überwinden“:
Breathe in Break out (Halle, Sachsen-Anhalt)
Das Hip-Hop-Projekt setzt Zeichen gegen Sexismus, Rassismus und Gewalt – für Weltoffenheit in Halle an der Saale. Seit 2010 lockt das Team um Max Rademacher erfolgreiche internationale Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker zum Festival "Breathe in Break out" nach Halle und aktiviert damit Jugendliche aus sozial benachteiligten Vierteln: Es entsteht ein besonderer, kreativer Raum für freie Ausdrucksformen ohne Ausgrenzung. Der strahlende Beitrag einer partizipativen Musikkultur für ein gleichberechtigtes Miteinander wird hier gewürdigt. - Kategorie „Generationen verbinden“:
Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. (Sachsen)
Rehasport im Bad für Ältere, Schwimmkurse für alle Kinder: Dafür bewahrt und pflegt seit über 20 Jahren der Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. das historische lokale Freibad, sorgt für Angebote und Sicherheit. Abwanderung aus der Region und klamme kommunale Kassen haben dieses Engagement hervorgerufen. Hier lebt ein soziales Gesamtkunstwerk mit Vorbildfunktion für Sachsen. Im Förderverein Romanusbad Siebenlehn e. V. erkannte die Jury eine besonders bedarfsgerechte sozialräumliche Selbstorganisation mit direkter Wirkung für die Lebensqualität der Menschen und der Region. - Kategorie „Chancen schaffen“:
Vorbilder – Future of Ghana Germany e. V. (Hamburg)
Schwarze Vorbilder? Vielen schwarzen Jugendlichen fehlt es daran. Das Projekt „Vorbilder“ richtet sich seit 2016 an junge schwarze Menschen. Durch gezieltes Mentoring mit persönlichen Gesprächen, Workshops und Ausflügen ermutigen und fördern die schwarzen Mentorinnen und Mentoren die Entfaltung von Begabungen und Möglichkeiten ihrer Mentees. So entstanden bereits mehr als 100 einzigartige Patenschaften. Die Verbindung von Mentoring und rassismussensiblem Empowerment ist aus Sicht der Jury besonders überzeugend und bedeutsam. - Publikumspreis:
Expedition Grundeinkommen (Berlin)
Eine soziale Innovation anstoßen – auch dafür ist freiwilliges Engagement gut. Die Expedition plant Modellversuche zum Grundeinkommen, an denen sich deutschlandweit Städte und Gemeinden beteiligen können. Die Idee: Mindestens 10.000 Menschen er halten drei Jahre lang ein bedingungsloses Grundeinkommen. Eine wissenschaftliche Begleitstudie berichtet über die Wirkungen und liefert so neue Erkenntnisse zu dieser Zukunftsidee. Getragen wird die Bewegung von einem Kampagnenbüro, das tausende Engagierte mobilisiert, die überregional argumentieren und Unterschriften sammeln. Die Abstimmung über den Publikumspreis gewann die Expedition Grundeinkommen mit 12.136 Stimmen. - Sonderpreis für Engagement in der Corona-Pandemie:
Lern-Fair von Corona School e. V. (Bonn, NRW)
Pandemiebedingte Schulschließungen und Distanzunterricht überfordern viele Eltern und Kinder. In der Corona-Pandemie entwickeln sich Kenntnisstand und Bildungschancen höchst unterschiedlich, denn nicht alle Familien können sich Nachhilfe und Laptops leisten. Daher hat der Verein Corona School e.V. seit 2020 digitale, kostenfreie Bildungs- und Förderangebote für Schülerinnen und Schüler entwickelt, mit einer interaktiven Lernplattform, 1:1-Lernunterstützung und Gruppenkursen. Etwa 15.000 Studierende und 60 Koordinierende engagieren sich für dieses Angebot und haben erfolgreich 14.000 Lerntandems initiiert. Die Jury wurde von der Innovationskraft einer jungen Generation überzeugt, die in einer globalen und sozialen Krise solidarisch eine digitale Lösung für mehr Bildungsgerechtigkeit platziert.
Insgesamt wurden 403 herausragend engagierte Personen und Initiativen von 141 Preisausrichterinnen und Preisausrichtern nominiert. Bei der Abstimmung über den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises haben über 114.000 Menschen teilgenommen und für ihre Favoritinnen und Favoriten abgestimmt.
Livestream zur Verleihung des Deutschen Engagementpreises
Sie können die Veranstaltung am Donnerstag, den 2. Dezember 2021, aber 18 Uhr live verfolgen unter:
https://www.deutscher-engagementpreis.de/preisverleihung2021/
Über den Deutschen Engagementpreis
Der Deutsche Engagementpreis ist der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Nominiert werden können alljährlich Preisträgerinnen und Preisträger anderer Engagementpreise in Deutschland. Der Deutsche Engagementpreis würdigt das freiwillige Engagement von Menschen in unserem Land und all jene, die dieses Engagement durch die Verleihung von Preisen unterstützen. Ziel ist es, die Anerkennungskultur in Deutschland zu stärken und mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern.
Initiator und Träger des seit 2009 vergebenen Deutschen Engagementpreises ist das Bündnis für Gemeinnützigkeit, ein Zusammenschluss von großen Dachverbänden und unabhängigen Organisationen des Dritten Sektors sowie von Expertinnen und Experten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Förderer sind das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Deutsche Fernsehlotterie und die Deutsche Bahn Stiftung.
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