Neben der frühen Sprachförderung stellt die Verbesserung der Teilhabechancen von Migrantinnen das zweite Schlüsselthema gelingender Integration dar. Dies ist das Ergebnis der zweitägigen deutsch-französischen Fachkonferenz, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zusammen mit seinen französischen Partnern und der Stiftung Genshagen am Vorabend des deutsch-französischen Ministerrates in Schloss Genshagen durchgeführt hat.
"Die von meinem Haus finanzierte Sinus-Studie 'Lebenswelten von Migrantinnen und Migranten in Deutschland' hat gezeigt: Fünf der acht Migrantenmilieus sind durch starke Assimilationstendenzen gekennzeichnet, nur in drei Milieus zeigen sich Haltungen einer aktiven oder passiven Integrationsverweigerung. Bei den Vorstellungen zur Gleichberechtigung aber zeigt sich das umgekehrte Bild: Fünf der acht Milieus haben tradierte Rollenvorstellungen, nur drei Milieus stehen der Gleichberechtigung der Frau offen gegenüber. Diese Zahlen belegen: Das Festhalten an überkommenen Rollenbildern und geschlechtshierarchischen Verhaltensweisen kann zu einer massiven Behinderung gelingender Integration werden - nicht nur da, wo erhöhte Gewaltbereitschaft gegen Frauen in Migrantenfamilien, Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen eine echte Menschenrechtsverletzung darstellen, sondern auch dort, wo im Alltag jungen Mädchen gleichberechtigte Teilhabechancen in Schule und Ausbildung verwehrt werden", so Bundesministerin Ursula von der Leyen.
Die Erkenntnisse der französischen Partner bestätigten in Genshagen das vom Bundesfamilienministerium gezeichnete Bild: Die Situation der Migrantinnen in den Banlieus ist prekär, gelingende Integration der Einwandererfamilien steht und fällt mit der Integration der Mütter und Töchter. "Mein französischer Kollege, Minister Bertrand, und ich werden daher im Rahmen des deutsch-französischen Ministerrates gemeinsam die wirksame Verbesserung der Situation von Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund einfordern - als wichtiges Anliegen der Gleichstellungspolitik und Voraussetzung gelingender Integration," so Ministerin von der Leyen.
Das Bundesfamilienministerium hat sich verpflichtet, die zusammen mit Frauenorganisationen und Migrantinnenselbstorganisationen im Rahmen des nationalen Integrationsplans entwickelten Projekte entschlossen umzusetzen. Besondere Chancen bieten dabei u. a. die Mentoring-Projekte Network 21. Mädchen - und in einer Parallelgruppe auch junge Männer - haben in diesem Projekt die Chance, von einer Mentorin oder einem Mentor in der kritischen Berufsorientierungsphase begleitet zu werden. Die auf ganzheitliche Lebensplanung zielende Begleitung wird von den jungen Frauen sehr gut angenommen; die Parallelgruppe der jungen Männer ist besonders stark gefordert, mehr zu sein, als Berufseinstiegshilfe. Ursula von der Leyen: "Wir werden die Programme fortsetzen und uns dazu mit unseren französischen Partnern regelmäßig austauschen."