Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen plant angesichts der prognostizierten Unternehmensentwicklung für das Jahr 2015 einen Ausbau der Belegschaft um bis zu zehn Prozent. Lediglich ein Viertel der Unternehmen geht allerdings davon aus, dabei innerhalb der nächsten 3 Jahre "viele qualifizierte Bewerber" vorzufinden. Fast die Hälfte der Unternehmen hat sogar explizit die Sorge, es werde "zu wenig qualifizierte Bewerber" geben. Im Zusammenspiel von guter wirtschaftlicher Entwicklung und dem demographischem Wandel sind diese Ergebnisse als ein Alarmsignal für einen drohenden Fachkräftemangel zu verstehen.
Dies ist das Ergebnis der Studie "Dynamische Arbeitsmarktlandschaft Deutschland: Beschäftigungspotenziale für Frauen", die das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend gemeinsam mit der Managementberatung Kienbaum und dem WifOR-Institut von Februar bis Mai 2011 durchgeführt hat. Die Studie zeigt auch: Bei den Unternehmen besteht Einsicht, dass eine wesentliche Antwort auf den drohenden Fachkräftemangel in der Steigerung des Beschäftigtenanteils von Frauen ebenso bestehen muss, wie in der Förderung von Frauen in Führungsetagen. Knapp ein Drittel (29 Prozent) der befragten Unternehmen geht dabei davon aus, dass sie eine Zielgröße von 30 Prozent von Frauen in Führungspositionen erreichen werden.
"Die Unternehmen haben die Potenziale der Beschäftigung von Frauen für ihren zukünftigen Unternehmenserfolg grundsätzlich erkannt", sagt Staatssekretär Josef Hecken. "Allerdings ist es mit der Einsicht alleine nicht getan. Jetzt müssen gezielte Fördermaßnahmen folgen. Mit dem Stufenplan der Bundesregierung für mehr Frauen in Führungspositionen bieten wir dafür einen gemeinsamen Rahmen. Unser Konzept eines Flexi-Quoten-Gesetzes fungiert hier schlicht und einfach als Vernunftbeschleuniger", so Hecken.
Das von Bundesfamilienministerin Schröder vorgeschlagene Flexi-Quoten-Gesetz verpflichtet Unternehmen, sich individuell und auf das konkrete Unternehmen zugeschnittene eigene Zielmarken zu setzen und sieht für den Fall der Nichteinhaltung gesellschaftsrechtliche Sanktionen vor. Unternehmen, die einen Frauenanteil von 30 Prozent an Führungspositionen erreicht haben, sind von der Pflicht zur Selbstverpflichtung befreit.
"Der demographisch und politisch bestehende Druck zur Veränderung in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld scheint den Bedarf an weiblichen Kompetenzen zu fördern. Zudem denke ich, dass die kontinuierliche Veränderung diese Unternehmen dazu bringt, ihren Horizont bei der Rekrutierung zu erweitern, sie sind flexibler und offener", sagt Jochen Kienbaum, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kienbaum Consultants International. Im Umkehrschluss sagen diejenigen Unternehmen, die bereits einen hohen Frauenanteil in Managementpositionen haben, dass auch ihr zukünftiger Bedarf groß, und vor allem größer als der anderer Unternehmen ist - die Unternehmen haben also gute Erfahrungen mit weiblichen Führungskräften gesammelt. Ohne externe Unterstützung und politischen Druck bleibt die personalpolitische Veränderungsbereitschaft der dynamischen Unternehmen allerdings zu gering: Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen gibt an, in den nächsten Jahren bei höchst anspruchsvollen Tätigkeiten den Frauenanteil nicht verändern zu wollen. Die Hälfte der Unternehmen setzt sich als Zielmarke nur eine leichte Steigerung (bis zu 10 Prozent). Bei hochqualifizierten und qualifizierten Tätigkeiten sehen die Zahlen fast identisch aus (22 Prozent / 29 Prozent der Unternehmen votieren für Konstanz, 54 Prozent / 57 Prozent für leichte Steigerung beim Frauenanteil).
Die Studie fördert auch erhebliche Stadt-Land-Unterschiede bei den Unternehmenseinstellungen gerade beim Thema "Mehr Frauen in Führungspositionen" zutage.