Eine gezielte Familienpolitik ist ein bedeutsamer Wachstumstreiber für die deutsche Volkswirtschaft. Durch familienpolitische Maßnahmen kann es gelingen, die Wertschöpfung in den nächsten Jahrzehnten spürbar zu steigern. Bis zum Jahr 2050 ist eine familienpolitische Wachstumsdividende von fast 25 Prozentpunkten zu erwarten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Expertise des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die am Donnerstag auf dem gemeinsamen Symposium "Wachstumsfaktor Familie" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und des IW in Berlin vorgestellt wurde.
Die Expertise ermittelt auf der Basis eines Wachstumsmodells des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, welche Wachstumseffekte durch eine nachhaltige Familienpolitik entstehen können, die sich strategisch auf eine Erhöhung der Geburtenrate, eine Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und bessere Bildungschancen für Kinder konzentriert. Ergebnis: Während in einem Basisszenario demografiebedingt die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate bis zum Jahr 2030 auf 0,7 Prozent zurückgehen dürfte, kann durch eine zielgerichtete Familienpolitik der Wachstumspfad auf 1,1 Prozent angehoben werden. Bis zum Jahr 2050 kann das Wachstumspotenzial sogar von 1,3 auf 1,7 Prozent erhöht werden.
Als Bestandteile einer wachstumsorientierten Familienpolitik empfiehlt die Expertise die Einführung eines Elterngeldes, den Ausbau der frühkindlichen Kinderbetreuung, die Verkürzung der Schul- und Ausbildungszeiten bei gleichzeitiger Einführung von Ganztagsschulen sowie die fortgesetzte und verstärkte Modularisierung der Ausbildung.
"Die Expertise belegt eindrucksvoll, dass eine bevölkerungsorientierte Familienpolitik einen eigenständigen und wirksamen Beitrag dazu leisten kann, den demografiebedingten Bremseffekten auf Wachstum und Wohlstand entgegenzuwirken", sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen auf der Veranstaltung. "Besonders freut mich, dass die Expertise den von uns eingeschlagenen Weg nachhaltiger Familienpolitik in allen wichtigen Handlungsfeldern bestätigt."
BDI-Präsident Jürgen R. Thumann betonte: "Familienpolitik ist immer auch Wirtschafts- und Wachstumspolitik. Wie richtig diese Gleichung ist, unterstreicht das IW mit seiner Studie nachdrücklich. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie wir bessere Voraussetzungen für mehr Kinder in Deutschland schaffen. Die verstärkte Aufmerksamkeit für das Thema Familienfreundlichkeit - auch in den Unternehmen - sollte genutzt werden, mit gebündelten Kräften daran zu arbeiten."
"Es ist hohe Zeit für eine demografische Vorsorgepolitik", sagte der Direktor des IW, Prof. Dr. Michael Hüther. "Dazu kann und muss auch eine bevölkerungsorientierte Familienpolitik einen eigenständigen Beitrag leisten. Ihr Ziel muss es sein, knappe Ressourcen so zu dosieren und zu konzentrieren, dass die wesentlichen Funktionen von Familie - Reproduktion, Unterhaltssicherung, Sozialisation, Daseinsvorsorge - mit ökonomischen Zielen harmonieren können."
Mit dem gemeinsamen Engagement im Rahmen der "Allianz für die Familie" wollen BMFSFJ, BDI und IW der wachstumspolitischen Debatte in Deutschland eine bevölkerungsorientierte Facette hinzufügen. Dies soll zeigen, wie Synergien zwischen Familienpolitik, Bildungspolitik und Beschäftigungspolitik wirksam werden können.
Die Kurzfassung der Expertise "Wachstumseffekte einer bevölkerungsorientierten Familienpolitik" ist hier abrufbar.
Kontakte:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Iris Bethge 03018 - 555 10 60
Bundesverband der Deutschen Industrie
Thomas Hüne 030 - 2028 1449
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Axel Plünnecke 0177 - 233 8238