"Jeder Mensch hat Fähigkeiten und Kenntnisse, mit denen er für andere eine unschätzbare Hilfe sein kann. Wer sich freiwillig für die Allgemeinheit engagiert, erhält dafür Dank und Bestätigung. Er gibt der Gesellschaft ein menschliches Gesicht. Und er stützt unser Gemeinwesen dort, wo der Staat die alleinige Verantwortung nicht tragen kann", erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, in der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements. Als persönlichen Beitrag zur laufenden Aktionswoche half die ausgebildete Ärztin heute selbst im Gesundheitszentrum für obdachlose Menschen der Dr. Jenny De la Torre-Stiftung in Berlin bei der medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten. "Die freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Zentrums stehen stellvertretend für die 23 Millionen Menschen in Deutschland, die sich unentgeltlich für Mitmenschen engagieren. Es ist wichtig, diesen Einsatz für die Gesellschaft sichtbar zu machen und stärker zu würdigen", so von der Leyen. "Anerkennung bedeutet aber auch, dass die Politik die Rahmenbedingungen für die freiwilligen Tätigkeiten verbessert. Wir müssen eine Struktur schaffen, in der sich bürgerschaftliches Engagement noch stärker entfalten kann als bisher, zum Vorteil aller."
Die Dr. Jenny De la Torre-Stiftung in Berlin bietet nicht krankenversicherten Patientinnen und Patienten in ihrem neu eröffneten Gesundheitszentrum in der Berliner Pflugstraße eine auf Reintegration ausgerichtete medizinische Behandlung. Der Bau des Zentrums wurde ausschließlich durch Geld- und Sachspenden von Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen ermöglicht.
Die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements dauert noch bis zum 24. September. In mehr als 400 Projekten demonstrieren tausende aktiver Bürgerinnen und Bürger ihr Engagement für das Allgemeinwohl. Organisator der Aktionswoche ist das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE).
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das bürgerschaftliche Engagement mit einer Vielzahl von Programmen und Projekten:
Mehrgenerationenhäuser
Das Aktionsprogramm sieht vor, bis zum Jahr 2010 in allen Städten und Landkreisen Deutschlands ein Mehrgenerationenhaus als Forum für familienorientierte Dienstleistungen, Erziehungs- und Familienberatung zu schaffen. Die offenen Tagestreffs für Jung und Alt verstärken die Infrastruktur, die die Gesellschaft zusammenhält und fördern und erschließen bürgerschaftliches Engagement. Sie verbinden freiwillige Nächstenhilfe, Selbsthilfe und professionelle Unterstützung zu einem umfassenden Angebot für Menschen jeden Alters. Mit den Mehrgenerationenhäusern soll ein Zentrum für bezahlbare familiennahe Dienstleistungen in jeder Region entstehen.
Freiwilliges Soziales / Freiwilliges Ökologisches Jahr
Die Bundesregierung beteiligt sich an der Finanzierung des Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahres. Sie achtet dabei besonders darauf, dass die jungen Freiwilligen im Rahmen ihres Engagements die Chance erhalten, sich weiter zu qualifizieren und wertvolle Kompetenzen zu erwerben, die ihnen später weiterhelfen. Ein neues Modellprogramm "Kompetenzerwerb benachteiligter Jugendlicher im Rahmen des Freiwilligen Sozialen / Ökologischen Jahres" soll im kommenden Jahr verstärkt jungen Menschen aus bildungsfernen Schichten den Zugang zum freiwilligen Engagement erleichtern. Jährlich werden rund 18.000 Plätze für die Freiwilligen und rund 4000 Plätze für Kriegsdienstverweigerer gefördert, die ein Freiwilliges Jahr anstelle des Zivildienstes leisten.
Generationsübergreifende Freiwilligendienste (GüF)
Das Modellprogramm soll neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements neben dem klassischen Vereins- und Verbandslebens erschließen. Mehr als 50 Projekte proben bereits bundesweit neue Angebote für Freiwillige. Im Juni 2006 waren in ganz Deutschland rund 3500 Freiwillige in 52 Modellprojekten von 140 Trägern und über 430 Standorten aktiv. Einsatzfelder sind Schulen, Kindertagesstätten, Familien, Stadtteilzentren, stationäre Einrichtungen und Hospize. Menschen jeden Alters übernehmen Verantwortung für Junge, für Alte, für Behinderte, Schülerinnen und Schüler oder für Familien, die besondere Lasten tragen. Ziel ist die Förderung eines neuen Miteinanders der Generationen und die Stärkung einer Kultur der Freiwilligkeit.
Lokale Bündnisse für Familie
Die Bundesinitiative Lokale Bündnisse für Familie will Akteure in den Kommunen anregen, sich Partner aus Politik und Verwaltung, Unternehmen, Kammern und Gewerkschaften, Kirchen, Verbänden, Vereinen, Einrichtungen und Initiativen zu suchen, um gemeinsam vor Ort die Bedingungen für Familien zu verbessern. Das Bundesfamilienministerium finanziert gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds ESF ein Servicebüro, das kostenlos Beratung und Unterstützung bei Gründung, Themenfindung, Arbeitsorganisation, Weiterentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit anbietet. Derzeit ist das Servicebüro in 604 Kommunen aktiv; in 327 Kommunen haben sich bereits lokale Bündnisse gegründet.
Erfahrungswissen für Initiativen
Das Modellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen" (EFI) schult ältere Menschen zu seniorTrainer und seniorTrainerinnen, die ihr Erfahrungswissen zur Beratung und Begleitung von Freiwilligeninitiativen, Einrichtungen, Vereinen und Verbänden oder zum Aufbau eigener Projekte einsetzen. Das Modellprogramm hat 2004 begonnen. Seither sind durch das Engagement und in der Regie der EFI-Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer viele hundert neue Freiwilligenprojekte entstanden.
Initiative Bürgerstiftungen
Die "Initiative Bürgerstiftungen" entwickelt die Idee der Bürgerstiftung weiter, mit dem Ziel Stiftungen flächendeckend in regionalen Infrastrukturen zu verankern. Inhaltlicher Schwerpunkt ist dabei die Förderung des generationsübergreifenden ehrenamtlichen Engagements. Auf Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beteiligen sich die Bertelsmann-Stiftung, die Körber-Stiftung, die Klaus Tschira-Stiftung und der Bundesverband Deutscher Stiftungen am Aufbau eines Kompetenzzentrums zum Thema Bürgerstiftung.