Rede der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, am 24. März 2007 anlässlich der Eröffnung des Jugendgipfels "Dein Europa - deine Zukunft" zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge, Rom

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, liebe Frau Wallström,
(Margot Wallström, Vize-Präsidentin der EU-Kommission),

sehr geehrter Herr Premierminister Prodi,
(Romano Prodi, italienischer Premierminister),

sehr geehrter Herr Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, lieber Herr Vidal-Quadras,
(Alejo Vidal-Quadras, Vize-Präsident des EU-Pralaments),

sehr geehrter Herr Kommissar Figel',
(Ján Figel', Europäische Kommission),

sehr geehrte Frau Schwarzmayr,
(Bettina Schwarzmayr, Präsidentin des Europäischen Jugendforums),

sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendgipfels,

"Dein Europa - deine Zukunft" lautet das Motto dieses ersten EU-Jugendgipfels,  wir feiern den fünfzigsten Geburtstagder Römischen Verträge.

50 Jahre - Wenn man jung ist, mag das als eine ziemlich lange Zeit erscheinen.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung Europas ist es jedoch kaum mehr als ein Wimpernschlag der Geschichte.

In dieser kurzen Zeit wurde aber unglaublich viel erreicht, was damals wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte.

Die Europäische Union hat unseren Bürgerinnen und Bürgern Freiheit, Stabilität und Wohlstand beschert.

Das alles ist Ergebnis eines langen Prozesses.

Eines Prozesses, der noch lange nicht am Ziel angekommen ist.

Im Grunde muss man so einen Prozess immer wieder erneuern, so wie man Freundschaften regelmäßig pflegt.

Lassen Sie uns eine kurze Bilanz ziehen und dazu das Motto dieses Jugendgipfelsmit einem Fragezeichen versehen: Können sich junge Menschen fünfzig Jahre nach Gründung der Staatengemeinschaft mit Europa identifizieren? Ist Europa ihre Zukunft? Was verbinden sie mit Europa?

Nach den letzten Eurobarometer-Umfragen in den Mitgliedstaaten können wir hinsichtlich der ersten Frage ein positives Ergebnis vorweisen:

  • Rund zwei Drittel der jungen Europäerinnen und Europäer glauben, dass es eine gute Sache ist, zur EU zu gehören.
  • Ebenfalls zwei Drittel wünschen sich eine stärkere politische Rolle der Europäischen Union.
  • Und fast die Hälfte der Jugendlichen haben das Gefühl, dass sich die Dinge in der Europäischen Union in die richtige Richtung entwickeln.

Doch zeigen die Umfragen auch deutliche Schwachstellen: 

  • Nur rund vier von zehn jungen Europäerinnen und Europäern haben den Eindruck, dass ihre Stimme in der Europäischen Union zählt. Dies zeigte sich bei den letzten Europawahlen 2004: Nur ein Drittel der Jugendlichen nahm daran teil. Und bei den Referenden zum Verfassungsvertrag haben insbesondere junge Menschen eine ablehnende Haltung eingenommen
  • Die Umfragen zeigen darüber hinaus, dass der Aufbau Europas gerade bei vielen jungen Menschen Gefühle der Unsicherheit weckt: Es geht vor allem die Angst um, dass Arbeitplätze in andere Mitgliedstaaten verlagert werden.

Dies führt zur zweiten Frage: Welche Zukunft bietet Europa jungen Menschen?

Das ist kein strahlendes Bild, das wir da zeichnen können!

  • 15 Prozent der europäischen Jugendlichen sind ohne Schulabschluss.

Im Jahr 2005 war in der EU fast jeder fünfte Jugendliche arbeitslos. Das kann so nicht bleiben! Europa  muss für alle jungen Menschen eine Zukunft bieten! Denn ohne die Jugend gibt es keine Zukunft für Europa!

Europäische Jugendpolitik muss konkreter werden.

1.   An den Übergängen dürfen Jugendliche nicht scheitern! Das sind vor allem die Schnittstellen von Schule, Ausbildung und Beruf.

2.   Die soziale und berufliche Integration wird vor Ort entschieden. Also brauchen wir vernetzte Strategien.

3.   Und bitte keine Angebote von der Stange! Die Probleme sind so vielfältig und unterschiedlich, dass wir passgenaue, individuelle und maßgeschneiderte Angebote für Jugendliche brauchen. Das ist auf den ersten Blick arbeits- und kostenintensiv, aber jeder investierte Euro zahlt sich später mehrfach aus,wenn die Jugendlichen zu leistungs- und verantwortungsbereiten Menschen heranwachsen.

In der Konsequenz bedeutet das: Ein Europa, das allen jungen Menschen eine Zukunft bietet, muss von Jugendlichen mitgestaltet werden.

Europa braucht Ihre Ideen, Ihre Kreativität und Ihre Visionen. In der Debatte über die Zukunft Europas, über unsere Zukunft,  spielen Sie die entscheidende Rolle.

Sie sind eingeladen, an diesem Wochenende in Rom neue Ideen zu entwickeln.

Die Ergebnisse dieses Gipfels werden auchin das Jugendevent der deutschen Ratspräsidentschaft im April 2007 in Köln einfließen. Hierzu haben wir junge Menschen aus 34 Länderneingeladen, um mit der EU-Kommission zu diskutieren.

Ich wünsche mir, dass Sie von diesem Wochenende viele Ideen in Ihre Heimatländer mitnehmen und dort für die europäische Idee werben.

Vielen Dank!