Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Bundes werden als "Ressortforschung" bezeichnet. An der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik ist Ressortforschung besonders praxisnah und interdisziplinär ausgerichtet. Gleichzeitig werden in der Ressortforschung wissenschaftliche Fragestellungen auch langfristig und kontinuierlich bearbeitet. Damit bildet sie eine unverzichtbare Grundlage für viele politische Entscheidungen.
Der Ressortforschung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kommt aufgrund seines gesellschaftspolitischen Auftrages eine besondere Bedeutung zu. Sie hat das Ziel, Datenlücken zu schließen, fachliche Fragestellungen zu beantworten und politische Entscheidungen sowie Gesetzesvorhaben vorzubereiten.
Deutsches Jugendinstitut
Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist europaweit eines der größten außeruniversitären sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute. Der Schwerpunkt liegt in der anwendungsorientierten Forschung sowie der Politikberatung zu Lebensverhältnissen von Kindern, Jugendlichen und Familien. Die Themen sind vielfältig: sie reichen von Fragen der Kinderbetreuung, des Kinderschutzes über Fragen der Jugendkriminalität, des sexuellen Missbrauchs bis hin zu Trennungsfamilien oder der Entwicklung von Ganztagsschulen.
Teil der Politikberatung sind zum Beispiel die Kinder- und Jugendberichte. Sie werden von unabhängigen Sachverständigenkommissionen erstellt, die von der Bundesregierung berufen und vom DJI fachlich begleitet werden.
Träger des 1963 gegründeten Instituts ist ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Das DJI wird institutionell durch das Bundesfamilienministerium gefördert, auch die Bundesländer sind zu einem geringeren Anteil am Haushalt beteiligt. Hinzu kommen zahlreiche Projekte des Ministeriums, anderer Bundes- und Landesministerien sowie weiterer Förderer. Das DJI wächst kontinuierlich: Inzwischen arbeiten mehr als 360 Beschäftigte, davon über 235 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, am Hauptsitz in München und an den Außenstellen in Halle/Saale und Leipzig.
Deutsches Zentrum für Altersfragen
Das 1974 gegründete Deutsche Zentrum für Altersfragen e.V. (DZA) ist als Forschungsinstitut auf dem Gebiet der sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Gerontologie tätig. Als Gerontologie wird die Wissenschaft vom Altern des Menschen bezeichnet. Das vom Bundesseniorenministerium finanzierte, in Vereinsform organisierte Institut hat die Aufgabe, Erkenntnisse über die Lebenslage alternder und alter Menschen zu erweitern und für die Politikberatung zu nutzen. Ein wichtiges Instrument dafür ist der Deutsche Alterssurvey, eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte, die das DZA seit 1996 in regelmäßigen Abständen durchführt. Dabei geht es um die wirtschaftliche Lage und Wohnsituation, um familiäre und sonstige soziale Kontakte, das berufliche und ehrenamtliche Engagement sowie um Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensziele der Menschen im mittleren und höheren Lebensalter. Hinzu kommen weitere Projekte des Ministeriums und von Drittmittelgebern.
Eine wichtige Grundlage für Entscheidungen in der Seniorenpolitik sind auch die Altersberichte, die die Bundesregierung in jeder Legislaturperiode vorlegt. Zur Erstellung des Berichts wird jeweils eine ehrenamtlich tätige Sachverständigenkommission berufen, deren Geschäftsstelle seit 1995 beim DZA angesiedelt ist. Der Achte Altersbericht hat herausgearbeitet, welchen Beitrag Digitalisierung und Technik zu einem guten Leben im Alter leisten können und welchen Nutzen und Mehrwert sie für ältere Menschen haben. Auch die gesellschaftlichen, sozialen und ethischen Fragen, die eine zunehmende Technisierung des Alltags älterer Menschen mit sich bringt, wurden beleuchtet.
Der Sitz des DZA befindet sich in Berlin.
Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung
Um bestehende Strukturen der Migrations- und Integrationsforschung zu vernetzen und Forschungslücken zu schließen, wurde am 31. Juli 2017 das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung e.V. (DeZIM) gegründet.
Das DeZIM besteht aus zwei Säulen: dem DeZIM-Institut und der DeZIM-Gemeinschaft. Das DeZIM-Institut soll Forschung und Politikberatung leisten. Geleitet wird es von den Gründungsvorständen Prof. Dr. Naika Foroutan (Humboldt-Universität zu Berlin sowie Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung) und Prof. Dr. Frank Kalter (Universität Mannheim sowie Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung).
Die DeZIM-Gemeinschaft setzt sich aus zentralen Akteuren der Integrations- und Migrationsforschung zusammen. Durch den Aufbau eines Netzwerks sollen innovative Forschungsperspektiven entwickelt und Synergieeffekte gehoben werden. Unter anderem soll eine gemeinsame Dateninfrastruktur aufgebaut und weiterentwickelt werden. Eine Koordinierungsstelle an der Humboldt-Universität zu Berlin unterstützt die Netzwerkpartner.
Darüber hinaus schließt das Bundesfamilienministerium Kooperationsvereinbarungen mit Bundesländern. Damit verpflichten sich die Kooperationspartner, die an der DeZIM-Gemeinschaft beteiligten Einrichtungen in ihren Strukturen zu fördern, zum Beispiel durch Projektmittel oder die Einrichtung von Professuren und Nachwuchsgruppen. Die Länder sollen zudem als Gründungsmitglieder in den Gremien des DeZIM-Instituts vertreten sein. Bisher hat das Bundesfamilienministerium Kooperationsvereinbarungen mit den Ländern Baden-Württemberg, Berlin und Niedersachsen geschlossen.
Gründungmitglieder der DeZIM-Gemeinschaft
Folgende Institutionen gehören zu den sieben Gründungsmitgliedern der DeZIM-Gemeinschaft:
- Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Interdisziplinäres Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (InZentIM) an der Universität Duisburg-Essen
- Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
- Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) an der Universität Mannheim
- Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld
- Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück
- Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Darüber hinaus beteiligte Akteure waren das Zentrum für Integrationsforschung (ZfI) der Technischen Universität Dresden, das Europäische Forum für Migrationsstudien (efms), die Otto-Friedrich-Universität Bamberg, das Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), die Deutsche Gesellschaft für Soziologie und der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR).