Strategie gegen Einsamkeit Wissen zu Einsamkeit vertiefen

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Ergebnisse des "Einsamkeitsbarometers 2024" zeigen, dass die Einsamkeitsbelastungen innerhalb der deutschen Bevölkerung (18 Jahre und älter) von ungefähr 8 Prozent in 2017 auf rund 28 Prozent in 2020 gestiegen sind und in 2021 bei etwa 11 Prozent lagen.

Datenbasis für das Einsamkeitsbarometer sind repräsentative Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zwischen 1992 und 2021. Einsamkeitsbelastet sind diejenigen, die angaben, sich häufiger als "manchmal" einsam zu fühlen.

Insgesamt zeigt sich demnach ein Rückgang der Einsamkeitsbelastungen nach der Corona-Pandemie. 
 

Die Daten des Einsamkeitsbarometers zeigen außerdem: 
 

  • Ältere und jüngere Menschen sind am häufigsten von Einsamkeit betroffen. 
  • Frauen weisen eine höhere Einsamkeitsbelastung als Männer auf, wobei die Corona-Pandemie diesen Effekt noch weiter verstärkt hat.
  • Einsamkeit wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus. 
  • Armut, Care-Arbeit und Migration hängen stark mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen zusammen. 
  • Gesellschaftliche Teilhabe, soziale Bindungen und Bildung wirken vorbeugend gegen Einsamkeit.
  • Einsamkeitsbelastete Menschen zeigen ein signifikant niedrigeres Vertrauen in politische Institutionen.

Einsamkeit bei älteren Menschen

Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys 2020 (DEAS) zeigten: Im Sommer 2020 lag der Anteil einsamer Menschen im Alter von 46 bis 90 Jahren bei knapp 14 Prozent und damit 1,5-mal höher als in den Befragungsjahren 2014 und 2017. Der vierte Bericht zum Einsamkeitsempfinden der Studie "Hohes Alter in Deutschland" (D80+) zeigt jedoch, dass auch während der Corona-Pandemie hochaltrige Menschen durchschnittlich eher selten von Einsamkeit betroffen sind. Allerdings hat sich der Anteil einsamer hochaltriger Menschen während der Corona-Pandemie verdoppelt. Mit steigendem Alter wächst auch das Risiko für den Übergang in eine Pflegeeinrichtung und hier besteht ein größeres Risiko, einsam zu werden: Der Anteil einsamer älterer Menschen in Heimen beträgt etwa 35 Prozent, während er in Privathaushalten rund 10 Prozent beträgt.

Von Einsamkeit betroffene ältere Menschen sind noch stärker auf Hilfen angewiesen als jüngere. Insbesondere bei Über-80-Jährigen besteht ein deutlich höheres Risiko einer sozialen Isolation, wenn unterschiedliche Problemlagen zusammenkommen, die Einsamkeit und soziale Isolation begünstigen oder auslösen können. Betroffene brauchen daher Unterstützung, um aus ihrer Vereinsamung und aus sozialer Isolation herauszufinden.

Wie gesellschaftlich isolierte ältere Menschen zu erreichen sind, hat im Jahr 2020 ein Praxisforschungsprojekt des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. (ISS) untersucht. Der Abschlussbericht gibt Anregungen wie Strukturen und Angebote vor Ort weiterentwickelt und gestaltet werden können, um Vereinsamung und gesellschaftlichen Ausschluss im Alter zu überwinden.

Einsamkeit bei jüngeren Menschen

Das "Einsamkeitsbarometer 2024" zeigt, dass Personen über 75 Jahre im Längsschnitt am stärksten von Einsamkeit betroffen sind. Im ersten Pandemie‐Jahr 2020 waren erstmals jüngere Personen (zwischen 18 und 29 Jahren) mit etwa 32 Prozent stärker mit Einsamkeit belastet als Personen im Alter über 75 Jahren (rund 23 Prozent). Während jüngere Altersgruppen in 2021 auf höherem Niveau verharren, liegen die Einsamkeitsbelastungen bei älteren Personen in etwa auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Gemäß der Studie "Extrem einsam?" des Progressiven Zentrums e.V. besteht ein potenzieller Zusammenhang zwischen Einsamkeit unter Jugendlichen und ihrer Distanz zu Demokratie. Die Forschung zeigt, dass jugendliche Einsamkeit autoritäre Einstellungen begünstigen kann. Wenn sich Menschen in der Jugend häufig einsam, isoliert und missverstanden fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verschwörungserzählungen glauben, politische Gewalt befürworten und autoritären Haltungen zustimmen.

Einsamkeit international betrachtet

Bei Ihrer Japanreise im Juni 2023 unterzeichnete Bundesfamilienministerin Lisa Paus gemeinsam mit dem damaligen japanischen Minister gegen Einsamkeit Masanobu Ogura ein Joint Statement. Darin verpflichteten sie sich, zukünftig gemeinsam gegen Einsamkeit und soziale Isolation vorzugehen und im Austausch darüber zu bleiben. Daran anknüpfend veranstaltete das Bundesgesellschaftsministerium gemeinsam mit dem Office für Policy on Loneliness and Isolation am Cabinet Office in Japan und dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin ein Online-Symposium "Politik und Praxis gegen Einsamkeit und soziale Isolation - Deutsche und japanische Perspektiven". Japanische und deutsche Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten Ergebnisse aus der Forschung sowie Angebote und Wirkungen konkreter Projekte für verschiedene Zielgruppen.