Asexuell
Asexuelle Menschen empfinden keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen und/oder haben kein Verlangen nach Sexualität. Asexualität ist eine eigenständige sexuelle Orientierung bzw. Identität. Das Spektrum der Asexualität umfasst auch Menschen, die kaum oder nur unter bestimmten Umständen sexuelle Anziehung empfinden.
Der Begriff "grau-asexuell" oder "grausexuell" (von: "Grauzone") beschreibt Personen, die beispielsweise nur selten, schwach oder unter bestimmten Umständen sexuelle Anziehung erfahren. Dazu gehören demisexuelle Menschen, die sich erst sexuell zu einer anderen Person hingezogen fühlen, wenn sie zuvor eine emotionale Bindung zu dieser aufgebaut haben.
Menschen, die nicht asexuell sind, werden als allosexuell bezeichnet.
Bisexuell
Bisexualität ist eine mögliche Bezeichnung für sehr unterschiedliche Formen der geschlechterübergreifenden Lust und Liebe. Bisexuelle Menschen erleben romantische, emotionale und sexuelle Anziehung zu mehr als einem Geschlecht. Vor allem viele jüngere Menschen nutzen inzwischen auch den Begriff "pansexuell", um hervorzuheben, dass das Geschlecht einer Person bei der Anziehung für sie keine Rolle spielt.
Cis, cisgeschlechtlich
Die Begriffe "cisgeschlechtlich", "cisgender" oder "cis" (lat. "cis-": diesseits) beschreiben Menschen, die sich dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Sie erleben häufig eine Übereinstimmung zwischen ihrem Körper und ihrer Geschlechtsidentität.
Cisgeschlechtlichkeit wird in unserer Gesellschaft als "normal" angesehen. Das führt häufig dazu, dass Menschen abgewertet und ausgegrenzt werden, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren, zum Beispiel transgeschlechtliche Personen.
Coming-out
Als Coming-out (engl. "come out": herauskommen) wird der Prozess bezeichnet, die eigene (Geschlechts-)Identität und/oder sexuelle Orientierung anzuerkennen und offen zu leben, obwohl sie von den in der Gesellschaft vorherrschenden Normen abweicht.
Offen mit Familie, Bekannten oder in der Öffentlichkeit über die eigene sexuelle Orientierung oder die eigene Geschlechtsidentität zu sprechen, ist für LSBTIQ* auch heute oft noch ein aufwühlender Prozess. Dabei wird mitunter zwischen einem inneren und äußeren Coming-out unterschieden. Beim inneren Coming-out wird sich jemand der eigenen Identität oder sexuellen Orientierung bewusst; das äußere Coming-out beschreibt dann die selbstbestimmte "Veröffentlichung" zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in der Familie. Letztlich ist das Coming-out jedoch ein lebenslanger Prozess, da sich die Frage, wie und ob man seine sexuelle Orientierung und/oder Geschlechtsidentität thematisiert bei jeder Begegnung mit neuen Menschen stellt.
Community
Der Begriff "Community" (dt. Gemeinschaft, Gemeinde) bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die sich aufgrund gemeinsamer Interessen, Eigenschaften oder Erfahrungen einander zugehörig fühlen. Die Mitglieder einer Community kennen sich nicht alle persönlich, teilen jedoch häufig bestimmte Grundwerte und stehen zum Beispiel über Veranstaltungen, Medien und soziale Netzwerke miteinander im Austausch.
Für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen sind Communities oft ein wichtiger Raum für Unterstützung und Empowerment. Gruppen überschneiden sich und Menschen können sich zeitgleich verschiedenen Communities zugehörig fühlen.
Cross-Dressing, Drag
Cross-Dressing bezeichnet das Tragen von Kleidung, die nicht der stereotypen Geschlechterrolle einer Person entspricht. Das kann zum Beispiel aus Lust am Verkleiden oder als bewusste Abgrenzung gegen ebensolche Geschlechterstereotype geschehen.
Drag Queens oder Drag Kings betreiben die zuweilen auch überspitzt humoristische Darstellung von Geschlecht als Kunstform.
Damit unterscheiden sich sowohl Cross-Dresser als auch Dragkünstlerinnen und Dragkünstler von trans* Menschen, da sie sich nicht mit dem anderen Geschlecht identifizieren, sondern nur vorübergehend in eine Rolle schlüpfen.
De-/Retransition
Detransition, seltener auch Retransition, bezeichnet den Prozess, eine Transition aufzuhalten oder (teilweise) rückgängig zu machen. Manche Menschen treffen ihre Entscheidung für eine Detransition während ihrer Transition, andere lange Zeit nach deren Abschluss. Gründe für eine Detransition können Diskriminierungserfahrungen, medizinische Probleme und ein verändertes Verständnis der eigenen Geschlechtsidentität sein. Wie eine Transition auch, kann eine Detransition dementsprechend soziale, medizinische und rechtliche Aspekte umfassen. Welche davon umgesetzt werden können und/oder sollen, ist individuell sehr unterschiedlich.
Deadname, Deadnaming
Der Begriff "Deadname" (engl. "toter Name") bezeichnet den Vornamen, den eine trans* Person oder eine nicht-binäre Person bei der Geburt erhalten, inzwischen aber abgelegt und durch einen neuen Vornamen ersetzt hat. Der bei der Geburt vergebene Name wird nicht mehr benutzt und wurde mitunter auch rechtlich geändert.
"Deadnaming" kann unabsichtlich geschehen oder gezielt dazu genutzt werden, die betreffende Person zu verletzen und zu diskreditieren, denn die Verwendung des abgelegten Namens kann Rückschlüsse auf die frühere Geschlechtsidentität zulassen. Insofern kann dies auch eine Form von (Zwangs-)Outing bedeuten. Das seit dem 1. November 2024 geltende Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) regelt in §§ 13 und 14, dass "Deadnaming" unter bestimmten Voraussetzungen einen Verstoß gegen das sogenannte "Offenbarungsverbot" darstellen und mit einem Bußgeld geahndet werden kann.
Diskriminierung
Diskriminierung (lat. "discriminare": trennen, unterscheiden) bedeutet, dass Menschen schlechter behandelt werden oder Nachteile für sie bestehen, weil sie bestimmte Merkmale haben beziehungsweise ihnen diese Merkmale zugeschrieben werden. Zum Beispiel: Ein Trans* Mann wird nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen, nur weil er transgeschlechtlich ist.
Diskriminierung kann sich nicht nur in individuellen Handlungen wie etwa Beleidigung oder Mobbing äußern, sondern auch in Gesetzen oder gesellschaftlichen Strukturen, die die Teilhabe und freie Entfaltung bestimmter Gruppen beschneiden, oder in Darstellungen in Werbung und Medien, die bestimmte Menschen herabwürdigen.
Unter anderem für den Bereich des Arbeitslebens schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder aus rassistischen Gründen, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Identität. Beratungsstellen und Betroffene ordnen darüber hinaus weitere Handlungen und Umstände, die nicht im AGG berücksichtigt sind, als diskriminierend ein.
Diskriminierung ist eng verbunden mit der Konstruktion von Gruppen, denen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, und trägt dazu bei, gesellschaftliche Machtverhältnisse und Hierarchien aufrechtzuerhalten.
Drittes Geschlecht / divers
Inter*, trans* und nicht-binäre Menschen haben in Deutschland die Möglichkeit, als Eintrag im Personenstandsregister neben "männlich" und "weiblich" auch "divers" zu wählen bzw. den Geschlechtseintrag offen zu lassen. "Divers" bzw. die "Dritte Option" ist folglich eine Sammelkategorie für unterschiedliche Identitäten. Umgangssprachlich wird diese manchmal auch als "Drittes Geschlecht" bezeichnet.
Das "Dritte Geschlecht" ist nicht gleichbedeutend mit Intergeschlechtlichkeit. Inter* Menschen haben zwar körperliche Geschlechtsmerkmale, die sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich klassifizieren lassen, sie identifizieren sich jedoch unterschiedlich, zum Beispiel als weiblich, männlich, nicht-binär und/oder als inter*.
Dyadisch
Der Begriff "dyadisch" (griech. "dýas": Zweiheit) beschreibt Menschen, deren Körper sich nach medizinischen Normen eindeutig als weiblich oder männlich einordnen lassen. Das Gegenteil ist intergeschlechtlich. Ein anderes Wort für "dyadisch" ist "endogeschlechtlich" oder kurz "endo".
Dyadische Menschen werden in der Gesellschaft als die Norm angesehen und genießen gesellschaftliche Vorteile, wie zum Beispiel sich oder ihren Körper nicht erklären zu müssen, keinen geschlechtsverändernden Eingriffen unterzogen und/oder nicht pathologisiert zu werden.
Empowerment
Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie andere queere Menschen (LSBTIQ*) erleben häufig Gewalt oder Diskriminierungen, die zu einem Gefühl der Ohnmacht führen können. Empowerment (dt. Ermächtigung, Stärkung) bedeutet, aus diesem Ohnmachtsgefühl herauszutreten und sich wieder als aktiv und handlungsfähig zu erleben. Zum Beispiel kann es als empowernd empfunden werden, sich durch politische Aktionen für die eigenen Rechte stark zu machen. Auch eine Selbsthilfe- oder Freizeitgruppe für Mitglieder der Community zu gründen oder in der Peer-Beratung anderen mit den eigenen Erfahrungen zu helfen kann das Gefühl der Selbstwirksamkeit stärken.
Gender
Der Begriff "Gender" (dt. Geschlecht) wurde insbesondere in den Sozialwissenschaften eingeführt und bezeichnet das soziale beziehungsweise gelebte Geschlecht oder auch die Geschlechtsidentität eines Menschen, in Abgrenzung zum bei der Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesenen Geschlecht (engl. "sex").
Gendern, Gender-Sternchen, Gender-Gap
Geschlechtergerechtes Schreiben und Sprechen geht von zwei Annahmen aus:
- In Texten und gesprochener Sprache wird häufig verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet, also zum Beispiel "Leser". Dadurch werden aber nicht alle Geschlechter sprachlich abgebildet.
- Sprache sollte nicht einfach einen überwiegenden Teil der Menschen ausblenden.
Die Ziele geschlechtergerechter Sprache (umgangssprachlich auch "gendern") sind also die Gleichstellung auf sprachlicher Ebene sowie die explizite Darstellung geschlechtlicher Vielfalt. Für die praktische Umsetzung gibt es unterschiedliche Vorschläge.
Schreibweisen wie "Lehrerinnen und Lehrer" oder "LehrerInnen", die weibliche und männliche Lehrkräfte sichtbar machen, sind den meisten Menschen bekannt. Sollen in einem umfassenderen Sinne alle Personen eingeschlossen werden, die unterrichten - also etwa auch nicht-binäre Menschen -, kann das zum Beispiel so aussehen: Lehrer_innen, Lehrer*innen oder Lehrer:innen. Das Gender-Zeichen wird beim Vorlesen durch eine kurze Pause kenntlich gemacht.
Eine weitere Möglichkeit inklusiver Sprache ist die Nutzung neutraler Formulierungen, die mit keiner geschlechtlichen Festlegung verbunden sind, zum Beispiel "Lehrkräfte", "Mitarbeitende" oder "Beschäftigte".
Gender(non)konform
Der Begriff "genderkonform" beschreibt die Übereinstimmung des eigenen Geschlechtsausdrucks mit gesellschaftlich vorherrschenden und unterstützten Ideen über ein bestimmtes Geschlecht. "Gendernonkonform" beschreibt die Abweichung davon. Wenn es zum Beispiel heißt, ein Mädchen verhalte sich nicht genderkonform, so kann damit gemeint sein, dass es laut ist oder sich prügelt, keine Kleider trägt oder nicht mit Puppen spielt.
Welches Verhalten oder Aussehen als gender(non)konform wahrgenommen wird, hängt von den gesellschaftlichen Normen und den individuellen Vorstellungen der Personen ab, die diese Einschätzung vornehmen.
Geschlecht
Geschlecht ist in unserer Gesellschaft ein wichtiges Ordnungsprinzip und eine einflussreiche soziale Kategorie. Aus der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht ergeben sich Erwartungen an ihr Aussehen und Verhalten, an ihre Art der Kommunikation und vieles mehr. Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen aufgrund des Geschlechts sind noch immer an der Tagesordnung, obwohl sie im Grundgesetz und im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verboten sind.
Geschlecht ist also wichtig. Aber die Definitionen darüber, was Geschlecht eigentlich ausmacht, unterscheiden sich stark: Für viele ist Geschlecht vor allem eine Eigenschaft des Körpers, die bei der Geburt von Ärzt*innen festgestellt wird (und zwar als entweder männlich oder weiblich). Dabei umfasst das Geschlecht einer Person nicht nur körperliche Merkmale, sondern zum Beispiel auch die soziale Rolle, das Aussehen und Auftreten - Aspekte, die durch den Begriff "Geschlechtsausdruck" beschrieben werden. Das Empfinden des eigenen Geschlechts wiederum ist ein wesentlicher Aspekt der "Geschlechtsidentität". Diese muss nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen. Auch der von anderen wahrgenommene Geschlechtsausdruck lässt nicht unbedingt Schlussfolgerungen auf die Geschlechtsidentität einer Person zu. So muss ein androgyner Geschlechtsausdruck nicht heißen, dass sich jemand nicht als Mann oder Frau versteht. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang allein, was ein Mensch über sich selbst sagt.
Geschlechtsangleichende Maßnahmen
Als "geschlechtsangleichend" werden medizinische Behandlungen bezeichnet, die den Körper an die eigene Geschlechtsidentität anpassen. Dazu gehören beispielsweise Hormontherapien sowie operative Veränderungen der Genitalien und/oder des körperlichen Erscheinungsbildes.
Viele trans* Menschen nehmen sie in Anspruch, um sich ihrem geschlechtlichen Selbsterleben anzunähern und entsprechend zu zeigen. Medizinische Maßnahmen zur Geschlechtsangleichung bilden damit eine Form der Transition ab. Ein veralteter, von den meisten trans* Menschen als respektlos und irreführend abgelehnter Begriff ist "Geschlechtsumwandlung". Die Durchführung geschlechtsangleichender Maßnahmen ist keine Voraussetzung dafür, um entsprechend der selbst empfundenen Geschlechtsidentität leben zu können. Es gibt auch trans* Personen, die keine oder nur bestimmte geschlechtsangleichenden Maßnahmen anstreben.
Gelegentlich wurden und werden auch solche Eingriffe als "geschlechtsangleichend" bezeichnet, die an intergeschlechtlichen Menschen, insbesondere Kindern, ohne deren Einwilligung vorgenommen wurden. Dabei handelte es sich jedoch vielmehr um geschlechtsverändernde Eingriffe. Seit dem Jahr 2021 schützt das "Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung" diese vor unfreiwilligen medizinischen Eingriffen.
Geschlechtsausdruck
Geschlechtsausdruck bezeichnet die Art und Weise, wie Menschen ihre Geschlechtsidentität nach außen darstellen beziehungsweise sich präsentieren.
Zumeist werden unter anderem Kleidung, Frisur, Styling, Körperhaltung, Gestik, Mimik und Sozialverhalten oft als "eher männlich" oder "eher weiblich" eingeordnet und wahrgenommen. Der Geschlechtsausdruck einer Person ist ihre individuelle Mischung der als männlich oder weiblich wahrgenommenen Ausdrucksformen.
Der Geschlechtsausdruck kann sich mit der Geschlechtsidentität decken, muss es aber nicht; er kann in sich vielfältig, widersprüchlich oder wechselhaft sein.
Geschlechtseintrag
Als Geschlechtseintrag wird der behördliche Vermerk über das Geschlecht im Geburtsregister und in Ausweisdokumenten bezeichnet.
Die erste Zuordnung zu einem Geschlecht erfolgt in der Regel vor und/oder direkt nach der Geburt anhand des Aussehens der äußeren Genitalien. Neben "männlich" und "weiblich" gibt es auch den Geschlechtseintrag "divers" sowie die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag offen zu lassen.
Trans*, inter* und nicht-binäre Personen haben seit der Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes die Möglichkeit, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen im Personenstandsregister durch eine Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen.
Geschlechtsidentität
Die Geschlechtsidentität bezeichnet das Wissen und Empfinden eines Menschen über sein eigenes Geschlecht. In Deutschland empfinden sich viele Menschen als Frau oder Mann, andere als nicht-binär oder ganz anders.
Die Auswahl der möglichen Geschlechtsidentitäten, ihre jeweilige Bedeutung, ihr Status und ihre Sichtbarkeit sind in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten unterschiedlich.
Die Geschlechtsidentität kann sich auf Körpermerkmale beziehen, muss es aber nicht. Sie ist von außen nicht sichtbar und jeder Mensch kann nur selbst darüber Auskunft geben.
Geschlechtsverändernde Eingriffe
Mit geschlechtsverändernden Eingriffen werden Körper - insbesondere die Genitalien - von intergeschlechtlichen Menschen so verändert, dass sie den sozialen und medizinischen Vorstellungen über einen "typisch" männlichen oder weiblichen Körper entsprechen.
Dafür wurden bereits Neugeborene irreversiblen Operationen unterzogen, die unter anderem die Fortpflanzungsfähigkeit und die sexuelle Empfindsamkeit beschädigen können und lebenslange Folgen für die Betroffenen haben. Inter*-Aktivist*innen kritisierten diese Praxis lange Zeit als massive Menschenrechtsverletzung. In Deutschland gilt seit 2021 das "Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung". Es erlaubt medizinische Eingriffe bei Kindern nur noch, wenn dies erforderlich ist, um eine lebensbedrohliche Gefahr abzuwenden.
Mitunter werden solche Eingriffe fälschlich und verharmlosend als "geschlechtsangleichend" bezeichnet. Eine geschlechtsangleichende Behandlung erfolgt jedoch ausschließlich auf ausdrücklichen und persönlichen Wunsch der betreffenden Person.
Heterosexuell
Wenn Frauen sich von Männern romantisch und/oder sexuell angezogen fühlen, oder Männer von Frauen, werden sie als heterosexuell bezeichnet (griech. "heteros": ungleich; lat. "sexus": Geschlecht). Zugleich beschreibt "heterosexuell" auch sexuelle Handlungen zwischen einer Frau und einem Mann.
Heterosexualität ist im Alltag, in Kultur und Medien vorherrschend präsent. Sie wird in unserer Gesellschaft oft selbstverständlich vorausgesetzt und unhinterfragt als Norm angesehen. Das hat zur Folge, dass andere sexuelle Orientierungen oft nicht als gleichwertig, sondern als Abweichung gesehen und teilweise missbilligt werden.
Homosexuell
"Homosexuell" (griech. "homos": gleich; lat. "sexus": Geschlecht) ist ein Begriff, der sexuelle Handlungen, Begehren und Beziehungen zwischen Angehörigen des gleichen Geschlechts beschreibt.
Als der Begriff "Homosexualität" Ende des 19. Jahrhunderts in Europa aufkam, wurde er zunächst als psychische Störung aufgefasst. Es dauerte fast ein Jahrhundert lang, bis am 17. Mai 1990 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Krankheiten- und Diagnosekatalog zu streichen. Von LSBTIQ* selbst wird der Begriff "homosexuell" heute eher selten verwendet. Stattdessen haben sich eher die Selbstbezeichnungen "lesbisch" oder "schwul" durchgesetzt.
Intergeschlechtlich, inter*
Intergeschlechtliche (lat. "inter": zwischen) Menschen haben angeborene körperliche Merkmale, die sich nach medizinischen Normen nicht eindeutig als (nur) männlich oder (nur) weiblich einordnen lassen. Das betrifft zum Beispiel die Geschlechtsorgane, den Chromosomensatz oder die Hormonproduktion. Insofern wird auch von Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale gesprochen. Intergeschlechtlichkeit kann bereits bei der Geburt oder erst später sichtbar werden und zeigt sich auf ganz unterschiedliche Weise.
Intergeschlechtliche Menschen haben unterschiedliche Geschlechtsidentitäten, sie können sich zum Beispiel als weiblich, männlich, nicht-binär und/oder intergeschlechtlich identifizieren. Als Selbstbezeichnungen werden unter anderem "Inter*", "intersexuell", "Mann", "Intersex", "Zwitter", "Frau", "Hermaphrodit" oder "Herm" verwendet. Das Sternchen in "inter*" soll dieser Vielfalt Ausdruck verleihen und wird als Oberbegriff verwendet. Ebenso wie selbstgewählte Pronomen sollte auch die individuell gewählte Selbstbezeichnung respektiert werden. So verwenden zwar einige Menschen für sich den Begriff "intersexuell", andere empfinden ihn jedoch als unpassend, da er fälschlicherweise nach Sexualität klingt, obwohl es um Geschlecht geht.
Intergeschlechtlichkeit ist nicht zu verwechseln mit Transgeschlechtlichkeit.
Lesbisch
Frauen, die sich emotional und/oder sexuell in erster Linie zu Frauen hingezogen fühlen, bezeichnen sich häufig als lesbisch. Damit kann die eigene sexuelle Orientierung und/oder ein Teil der eigenen Identität benannt werden.
Der Begriff geht auf die griechische Insel Lesbos zurück, auf der die antike Dichterin Sappho (6. Jh. v. Chr.) unter anderem Gedichte über die Liebe zwischen Frauen schrieb. Obgleich der Begriff umgangssprachlich auch in beleidigender Weise verwendet wurde und immer noch wird, ist "lesbisch" heute eine positive Selbst- und neutrale Fremdbezeichnung.
LSBTIQ*
"LSBTIQ*" oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche sowie andere queere Menschen. Diese Abkürzung umfasst folglich sehr unterschiedliche Menschen. Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel "a" für asexuell, ein Sternchen (*) oder ein Pluszeichen (+) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen hinzugefügt.
Misgendern
Misgendern (engl. "misgender": falsch gendern, das falsche Geschlecht verwenden) bedeutet, einen Menschen mit dem falschen Pronomen, dem falschen Namen oder falsch gegenderten Begriffen anzusprechen beziehungsweise zu bezeichnen. Ein Beispiel ist, wenn für eine trans* Frau "er" als Pronomen verwendet wird, oder ein trans* Mann als "Köchin" anstatt als "Koch" benannt wird.
Inter*, trans* und nicht-binäre Menschen sind aufgrund von inter- und transfeindlichen gesellschaftlichen Normen (zum Beispiel bezüglich des Aussehens und Körpern) besonders oft von unabsichtlichem wie absichtlichem Misgendern betroffen.
Für viele inter* und trans* Menschen ist es sehr verletzend, misgendert zu werden. Misgendern, insbesondere wenn es absichtlich und/oder wiederholt passiert, ist eine Form von Diskriminierung und Gewalt.
Monosexuell
Monosexualität (altgriech. "monos": allein, einzig; lat. "sexus": Geschlecht) beschreibt eine sexuelle Orientierung, die sich nur auf Menschen eines bestimmten Geschlechts richtet. Wenn jemand sich emotional/sexuell nur zu Männern, nur zu Frauen oder nur zu Menschen eines weiteren Geschlechts hingezogen fühlt, ist sie*er monosexuell. Dies gilt zum Beispiel für viele Schwule, Lesben und Heterosexuelle. Das Gegenteil sind bi-, poly- und pansexuelle Orientierungen, bei denen sich Begehren und/oder Anziehung auf verschiedene Geschlechter richtet.
Nicht-binär, non-binary
Nicht-binäre Personen identifizieren sich weder ausschließlich als männlich noch als weiblich, sondern außerhalb oder zwischen diesen Geschlechtskategorien. Zugleich wird nicht-binär (engl. non-binary) auch als Oberbegriff für diverse andere Geschlechtsidentitäten verwendet, die nicht (nur) weiblich oder (nur) männlich sind, zum Beispiel "agender", "genderqueer" oder "genderfluid".
Norm
Gesellschaftliche Normen (lat. "norma": Richtschnur, Regel) bezeichnen allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Verhaltensregeln, die das Zusammenleben von Menschen organisieren. Normen reichen von expliziten Verboten (zum Beispiel strafbare Handlungen) bis zu impliziten und wenig verbindlichen Handlungsanweisungen (Nachbar*innen grüßen einander).
Sie durchziehen alle Gesellschaftsbereiche und betreffen auch die Art und Weise, wie Geschlecht und Beziehungen zu leben sind. Geschlechternormen reichen von Körpernormen über Regeln zum Geschlechtsausdruck bis zu Anweisungen über Verhalten und Kommunikation. Normen verändern sich im Laufe der Geschichte: Zum Beispiel ist die Regel, dass Männer Frauen die Tür aufhalten, heute weniger verbindlich als früher.
Diese gesellschaftlichen Normen benachteiligen zumeist Frauen, da sie oft in traditionell-stereotype Rollenverteilungen gedrängt werden und beispielsweise einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen. Gleichzeitig schränken Geschlechterstereotype und strukturelle Ungleichheiten ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und gesellschaftliche Teilhabe ein.
Normen werden (oft unbewusst) in Familien vermittelt, aber auch über Sprache, Medien und Gesetze festgeschrieben. Auch medizinische Diagnosen können Normen festlegen oder erhärten. Durch die Beschreibung bestimmter Eigenschaften oder Verhaltensweisen als "Krankheit" werden diese aus dem "normalen" Bereich einer Gesellschaft ausgegrenzt, zum Beispiel Intergeschlechtlichkeit, psychische Krankheiten und andere.
Wer von den Normen der eigenen Umgebung abweicht - zum Beispiel in Verhalten, Aussehen, Fähigkeiten oder Interessen -, kann Abwertung, Ausgrenzung oder andere Benachteiligung erfahren.
Pansexuell
Als pansexuell (griech. "pan": ganz, alles) bezeichnen sich Menschen, die ihr Begehren, ihre emotionale und/oder sexuelle Anziehung zu anderen Personen als unabhängig vom Geschlecht dieser Person empfinden. Pansexuelle Menschen können sich in Menschen aller Geschlechter verlieben. Manche Menschen verwenden "bisexuell" mit der gleichen Bedeutung. Obwohl es zwischen den beiden Begriffen starke Überschneidungen gibt, bevorzugen andere Menschen die Bezeichnung "pansexuell", weil sie auch die Anziehung zu nicht-binären und inter* Personen deutlicher einschließt.
Pathologisierung
Pathologisierung (von altgriechisch: "páthos", dt. "Krankheit, Leiden") bedeutet, dass die Identität, der Körper, die Empfindungen, Wahrnehmungen oder Beziehungen einer Person als "krankhaft" oder "gestört" bezeichnet werden.
Der Begriff stammt aus der Medizin und beschreibt krankhafte physische oder psychische Prozesse. Auf dieser Grundlage wurden Identitäten, Körper oder Verhaltensweisen von LSBTIQ* jahrhundertelang pathologisiert.
In sozialen Kontexten äußert sich ein solches pathologisierendes Verständnis von LSBTIQ* als "krank", "unnatürlich" oder "gestört" in Diffamierungen, Hassverbrechen und anderen Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung.
Peerberatung
Peerberatung (engl. "peer": gleichrangige, ebenbürtige Person) ist eine Beratung, bei der die beratende Person die gleichen oder ähnliche Erfahrungen, Lebensumstände oder Identität(en) hat wie die Person, die beraten wird.
Das bedeutet also zum Beispiel, dass bei einer Inter*-Peerberatung die beratende Person selbst intergeschlechtlich ist. Oder dass bei einer Peerberatung für LSBTIQ* of Color die Beratenden auch LSBTIQ* of Color sind.
Polyamourös
Der Begriff "polyamourös" (auch "polyamor" oder kurz "poly") bedeutet, dass sich ein Mensch gleichzeitig in mehrere Menschen verlieben kann und/oder - mit dem Wissen und Einverständnis von allen Beteiligten - mehrere romantische und/oder sexuelle Beziehungen gleichzeitig haben kann. Einige sehen Polyamorie als Identität, andere als Lebensweise und als Gegenentwurf zur Monogamie.
Polysexuelle Menschen hingegen fühlen sich zu mehreren Geschlechtern sexuell hingezogen. Welche Geschlechter dies konkret sind, unterscheidet sich individuell.
Queer
In Deutschland wird "queer" oft als Sammelbezeichnung für "lesbisch, bisexuell, schwul, trans*, inter* und mehr", aber auch als eigenständige Selbstbezeichnung verwendet, die die begrenzenden Kategorien "homo-/bi-/heterosexuell", "männlich/weiblich", "cis-/transgeschlechtlich" in Frage stellt. Im akademischen Kontext wurde "queer" in den 1990er-Jahren aufgegriffen, um gesellschaftliche Normen zu Geschlecht und Begehren wissenschaftlich zu untersuchen.
Regenbogenfamilie
Als Regenbogenfamilien werden Familien bezeichnet, in denen Kinder mit mindestens einem LSBTIQ* -Elternteil aufwachsen. Das können Patchworkfamilien mit Kindern aus einer früheren heterosexuellen Beziehung sein, lesbische oder schwule Paare, die sich gemeinsam für Kinder entscheiden, trans- oder intergeschlechtliche Eltern, die in unterschiedlichsten Konstellationen für Kinder Verantwortung tragen. Regenbogenfamilien sind Familien mit leiblichen, Adoptiv- oder Pflegekindern.
Schwul
Mit dem Begriff "schwul" bezeichnen sich Männer, die sich emotional und/oder sexuell von anderen Männern angezogen fühlen. Damit kann die eigene sexuelle Orientierung und/oder ein Teil der eigenen Identität benannt werden.
Nicht alle Männer, die Sex mit Männern haben, bezeichnen sich als schwul, weshalb in manchen Kontexten auch die Bezeichnung "MSM" ("Männer, die Sex mit Männern haben") verwendet wird. Obgleich der Begriff umgangssprachlich auch in beleidigender Weise verwendet wurde und immer noch wird, ist "schwul" heute eine positive Selbst- und neutrale Fremdbezeichnung.
Sexuelle Orientierung
Die sexuelle Orientierung beschreibt, mit Menschen welchen Geschlechts oder welcher Geschlechter jemand eine sexuelle und/oder romantische Beziehung eingehen möchte. Beispiele für sexuelle Orientierungen sind Hetero- und Homo-, Pan- und Bisexualität. Die sexuelle Orientierung ist demnach wesentlicher Teil der eigenen Identität.
"Transsexualität" und "Intersexualität" bezeichnen keine sexuellen Orientierungen, sondern sind veraltete Begriffe für Transgeschlechtlichkeit und Intergeschlechtlichkeit, die von vielen Menschen als irreführend abgelehnt werden. Denn sie beziehen sich nicht auf das Begehren, sondern auf das körperliche Geschlecht und/oder die Geschlechtsidentität.
trans*, transgeschlechtlich
Trans* Menschen identifizieren sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Manche trans* Menschen haben seit ihrer Kindheit das Gefühl, in einem Körper zu stecken, der nicht ihrer Identität entspricht, anderen wird irgendwann bewusst, dass sie sich zum Beispiel weder als Mann noch als Frau fühlen. Manche nehmen einen neuen Vornamen an, andere nutzen nach Beratung durch Mediziner*innen oder Therapeut*innen und geschlechtsangleichende Maßnahmen wie Hormone und/oder Operationen.
Die Selbstbezeichnungen von trans* Menschen sind vielfältig: Als trans* Mann bezeichnen sich zum Beispiel Männer, die bei ihrer Geburt noch nicht als Junge wahrgenommen wurden. Weitere übliche Begriffe sind "transgeschlechtlich", "transgender" oder"transident". "Trans*" wird häufig als Oberbegriff verwendet, wobei das Sternchen als Platzhalter für die unterschiedlichen Endungen stehen soll. Inzwischen eher wenige Menschen wählen für sich die Selbstbezeichnung "transsexuell". Viele trans* Personen kritisieren den Begriff, weil er als psychiatrische Diagnose verwendet wurde und wird und/oder weil er fälschlicherweise nahelegt, dass es um Sexualität gehe.
Transgeschlechtlichkeit ist zu unterscheiden von Intergeschlechtlichkeit.
Transition
Als Transition (engl. Übergang, Durchquerung) bezeichnen transgeschlechtliche und nicht-binäre Menschen den Zeitraum der Annäherung an ihre Geschlechtsidentität. Dieses als stimmig empfundene Geschlecht kann Mädchen/Frau oder Junge/Mann, aber auch eine andere Geschlechtsidentität wie zum Beispiel agender, genderfluid oder nicht-binär sein. Die Transition kann die Verwendung eines neuen Namens umfassen, die Veränderung des Kleidungsstils, die Anpassung des Geschlechtseintrags, medizinische Behandlungen (Hormone, Operationen) und anderes. Es ist individuell sehr unterschiedlich, welche dieser Maßnahmen eine transgeschlechtliche Person anstrebt und umsetzt oder umsetzen kann.
Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale
Die Beschreibung "Menschen mit Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale" meint in der Regel intergeschlechtliche Menschen. Dabei verweist der Begriff "Variationen" (von lat. "varius": mannigfaltig) auf die Vielfalt von Menschen, die sich auch hinsichtlich ihres körperlichen Geschlechts stark voneinander unterscheiden. Die Verwendung von "Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale" wendet sich damit gegen ein Verständnis von Intergeschlechtlichkeit als "Störung" oder "Krankheit". In der Medizin ist auch der Begriff "Varianten der körperlichen Geschlechtsmerkmale" gebräuchlich.
Die englischsprachige Bezeichnung "DSD" wird in medizinischen Kreisen als Abkürzung für "disorders of sex development" (dt. Störungen der Geschlechtsentwicklung) verwendet. Der Begriff dient als Oberbegriff für verschiedene medizinische Diagnosen von Intergeschlechtlichkeit. Inter*-Initiativen lehnen diese Bezeichnung ab, mit der Begründung, sie stelle gesunde intergeschlechtliche Körper als krank und behandlungsbedürftig dar.
In Reaktion darauf wird die Abkürzung heute auch als "differences of sex development" beziehungsweise auf Deutsch als "Unterschiede/Besonderheiten in der Geschlechtsentwicklung" ausgelegt.