Die Aktionswoche gegen Einsamkeit findet in diesem Jahr vom 17. bis 23. Juni statt. Zum Auftakt veranstalteten das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) und das Bundesfamilienministerium zum dritten Mal in Folge eine Konferenz unter dem Titel der Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit".
Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Benjamin Landes, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und Leiter des Projekts Kompetenznetz Einsamkeit, eröffneten die Konferenz gemeinsam, auf der das Thema Einsamkeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und diskutiert wurde.
Im Mittelpunkt standen junge Menschen, aber auch die kommunale Ebene und der intergenerationelle Kontext sowie die Wechselbeziehung zu Demokratie und Zivilgesellschaft. Rund 200 Teilnehmende, darunter Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Engagierte, Politikerinnen und Politiker, Forschende sowie Vertreterinnen und Vertreter von Wohlfahrtsverbänden und anderen Projekten waren vor Ort.
Lisa Paus: "Wir holen Einsamkeit aus der Tabuzone - indem wir offen darüber reden. Einsamkeit ist keine Krankheit, aber sie kann krank machen und Millionen Menschen in Deutschland, ob jung oder alt, sind betroffen. Mit der wiederkehrenden Aktionswoche 'Gemeinsam aus der Einsamkeit' machen wir konkrete Hilfsangebote bekannt und bringen Menschen zusammen. Das tun wir mit den vielen Aktiven aus dem Engagement gegen Einsamkeit, seien es Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder Forschende. Uns alle vereint, dass wir gemeinsam gegen Einsamkeit aktiv werden. Denn ob ein Mensch von Einsamkeit betroffen ist, sieht man ihm nicht immer an. Ende 2023 haben wir die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit im Kabinett verabschiedet. Wir stärken das Wissen und bauen Angebote aus, zum Beispiel mit dem ersten Einsamkeitsbarometer und mit unseren Modellprojekten gegen Einsamkeit."
Benjamin Landes: "Einsamkeit hat nicht nur vielfältige negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen, sie schwächt auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb ist die Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, zu der viele Akteurinnen und Akteure beitragen können. Mit der Konferenz möchten wir einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema leisten. Die Veranstaltung soll den Diskurs in Deutschland weiter vorantreiben und für Interessierte öffnen. Dabei legen wir in diesem Jahr einen Fokus auf das Thema Einsamkeit bei jungen Menschen. Zudem sprechen wir über die Auswirkungen von Einsamkeit auf demokratische Einstellungen und über kommunale Aktivitäten gegen Einsamkeit."
Antworten auf Einsamkeit finden
Am 18. Juni lud der Malteser Hilfsdienst gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) und dem KNE zum zweiten Forum "Miteinander - Füreinander" ein. In mehreren Workshops beleuchteten die Teilnehmenden das Thema Einsamkeit aus unterschiedlichen Perspektiven. Außerdem wurden lösungsorientierte Ansätze aus Wissenschaft und Praxis vorgestellt, um Einsamkeit vorzubeugen oder ihr aktiv entgegenzuwirken.
Das Projekt "Miteinander - Füreinander" steht für Kontakt und Gemeinschaft im Alter und will Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Problem entschieden und präventiv begegnen. Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bereich der Seniorenarbeit, der Wohlfahrtsverbände, der Kommunen sowie der Landes- und Bundespolitik kamen zusammen und diskutierten neben den Evaluationsergebnissen zur Wirksamkeit des Projekts Miteinander-Füreinander auch notwendige Rahmenbedingungen und Forderungen an Politik und Gesellschaft im Kampf gegen Einsamkeit.
Einsamkeit birgt auch Gefahren für die Demokratie
Am 19. Juni fand die Jahrestagung des Deutschen Ethikrates zum Thema "Einsamkeit - Existenzielle Erfahrung und gesellschaftliche Herausforderung" statt. Bundesfamilienministerin Lisa Paus war zu Gast und diskutierte im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Herausforderungen, vor die Einsamkeit unsere Gesellschaft stellt. Dabei ging sie auch auf die mögliche Gefährdung der Demokratie ein, wenn auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu wenig für die Prävention und Linderung von Einsamkeit getan wird.
Diskutiert wurde auch, welche politischen Ebenen welche Aufgaben übernehmen sollten, um möglichst erfolgreich handeln zu können. Der Bund nimmt seine Verantwortung wahr und ermöglicht mit der Strategie gegen Einsamkeit erstmals eine politisch koordinierte Auseinandersetzung mit der strukturellen Bekämpfung von Einsamkeit.
Lisa Paus hilft mit Besuch in Berliner Nachbarschaft das Tabu um Einsamkeit zu brechen
Bundesfamilienministerin Lisa Paus kam am 20. Juni mit Menschen aus einer Schöneberger Nachbarschaft beim Kaffee zusammen um über das Thema Einsamkeit zu sprechen. Das Mehrgenerationenhaus Berlin-Schöneberg und die Geschäftsführerin der nebenan.de Stiftung, Katharina Roth, haben ebenfalls teilgenommen.
Besonders interessiert waren die Teilnehmenden daran zu erfahren, was Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort bewegt, wann sie sich einsam fühlen und wie die Politik am besten unterstützen könnte. Es ist wichtig, Anlässe zum Zusammenkommen zu finden. Eine Einladung zum Kaffee reicht hier oft schon aus und kann viel bewirken.
Über die Aktionswoche
Auch in diesem Jahr nutzt das Bundesfamilienministerium die Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit", um die Öffentlichkeit, Betroffene und Angehörige für das Thema Einsamkeit zu sensibilisieren und auf die vielfältigen Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen. Vom 17. bis 23. Juni können sich bundesweit Projekte, Initiativen und Organisationen beteiligen, die das Miteinander fördern. In diesem Jahr sind Projekte aufgerufen, auf eine Tasse Kaffee in der Nachbarschaft einzuladen und so auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Gesucht wird die längste Kaffeetafel in der Nachbarschaft. Bundesweit tragen viele Projekte und Angebote dazu bei, das Bewusstsein für Einsamkeit zu schärfen.
Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit
Die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit wurde Ende 2023 beschlossen. Die darin enthaltenden 111 Maßnahmen zahlen auf fünf Ziele ein: Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Wissen stärken, Praxis stärken, bereichsübergreifend agieren und Menschen unterstützen, Angebote ausbauen. Das Bundesfamilienministerium will das Thema damit strategisch angehen. Denn Einsamkeit schadet den Betroffenen und ihrem Umfeld, und auch unserer Demokratie.
Über das Kompetenznetz Einsamkeit
Das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) setzt sich mit den Ursachen und Folgen von Einsamkeit auseinander und fördert die Erarbeitung und den Austausch über förderliche und hinderliche Faktoren in der Prävention von und Intervention bei Einsamkeit in Deutschland. Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. führt das Projekt Kompetenznetz Einsamkeit mit Förderung des Bundesfamilienministeriums durch.