95 Prozent der Männer und Frauen in Deutschland bewerten Gleichstellungspolitik als wichtig für eine gerechte und demokratische Gesellschaft. Die große Mehrheit (80 Prozent) verbindet mit der Gleichstellung von Frauen und Männern etwas Positives. Dies und mehr geht aus einer aktuellen repräsentativen Befragung von Kantar Public Deutschland hervor, die im Auftrag des Bundesgleichstellungsministeriums zu Fragen der Gleichstellung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie "Mehr Gleichstellung im Beruf, mehr Partnerschaftlichkeit im Privaten. Frauen- und Männerbefragung zu Fragen der Gleichstellung" wurden am 26. März veröffentlicht.
Bundesgleichstellungsministerin Franziska Giffey:
"Die Studie zeigt uns, wie wichtig und hochaktuell Gleichstellung als Fortschrittsmotor für eine demokratische und freie Gesellschaft ist, in der Männer und Frauen ihre Lebenschancen ergreifen können. Es wird aber auch deutlich, dass mehr als 80 Prozent der Befragten finden, dass das Ziel noch nicht erreicht ist und meinen damit die Gleichstellung von Frauen im Beruf und von Männern im Privaten. Aus der Befragung geht hervor, wie sehr Gleichstellung zu einer gemeinsamen Gesellschaftsaufgabe geworden ist. Eine ermutigende Botschaft und ein fortbestehender Auftrag."
Auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel
Dr. Sophia Schmid, verantwortliche Studienleiterin Kantar Public Deutschland, betonte, solche Befragungen würden zeigen, dass die Bevölkerung hinter dem gesellschaftlichen Projekt der Gleichstellung stehe und diese aktiv einfordere. Damit sei Gleichstellung kein Frauen- oder Elitethema, sondern komme Männern, Frauen und Kindern konkret in ihrem Alltag zugute - dem familiären und dem beruflichen. Die Mehrheit der Deutschen sei davon überzeugt, dass Politik und Wirtschaft von einer besseren Gleichstellung profitieren könnten. Deutschland sei auf einem guten Weg, aber noch längst nicht am Ziel, so Dr. Sophia Schmid.
Gleichstellung nutzt Frauen und Männern
Die Vorteile der Gleichstellung für Frauen werden vor allem in den Bereichen Lohngleichheit und Berufswahl frei von Rollenbildern gesehen. Aber auch Entlastung bei der Familienarbeit, mehr Zeit für Beruf und Karriere sowie bessere Chancen auf Frauen in Führungspositionen werden von mindestens zwei Dritteln als positive Aspekte wahrgenommen.
Die Vorteile der Gleichstellung für Männer werden vor allem darin gesehen, dass sie mehr Zeit für Familie und Kinder gewinnen könnten. Eine Mehrheit sieht zudem weniger Druck, die Rolle des Versorgers einnehmen zu müssen sowie - ähnlich wie bei Frauen - eine Berufswahl unabhängig von Rollenbildern.
Gleichstellung verbessert Bedingungen in Politik und Wirtschaft
Mehr als drei Viertel der Befragten sind zudem überzeugt, dass eine bessere Gleichstellung zu Verbesserungen in Politik und Wirtschaft führen würde. Eine deutliche Mehrheit (63 Prozent) spricht sich für eine verbindliche Frauenquote aus, um die Dominanz von Männern in Führungspositionen zu vermindern. Aus Sicht der Befragten gibt es aber noch viel zu tun, um das gesellschaftliche Ideal der Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen: So stimmen nur 14 Prozent der Aussage zu, dass Gleichstellungspolitik schon alles erreicht habe.
Für eine Zukunft frei von Geschlechterstereotypen
In Bezug auf die Ausrichtung der Gleichstellungspolitik besteht weitgehender Konsens, dass die Bedürfnisse von Männern genauso wie die von Frauen berücksichtigt werden müssen. Damit einher geht die Hoffnung von 90 Prozent der Befragten, dass Jungen und Mädchen sich in Zukunft frei von Geschlechterstereotypen entfalten können. Die Corona-Krise bezeichnen nur wenige als eine Chance für die Gleichstellung von Frauen und Männern (36 Prozent).
Über die Kantar-Befragung
Im Rahmen der Kantar-Befragung "Mehr Gleichstellung im Beruf, mehr Partnerschaftlichkeit im Privaten. Frauen- und Männerbefragung zu Fragen der Gleichstellung" wurden 1000 computergestützte Telefon-Interviews (CATI) durchgeführt. Dabei wurde die deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland repräsentativ für die gesamte Bundesrepublik befragt. Es erfolgte eine faktorielle Gewichtung nach sozioökonomischen Merkmalen, wie etwa Alter, Geschlecht, Bildung, Region. Befragungszeitraum war der 17. bis 30. November 2020.