Josef Hecken: "Frauen leisten einen existenziellen Beitrag zum Familieneinkommen"

Eine lächelnde Frau mit verschränkten Armen. Bildquelle: Y. Arcurs / shutterstock.com
Unterstützung für Familienernährerinnen
Am 22. Mai veranstalteten das Bundesfamilienministerium und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Fachtagung "Was nun? Wenn Frauen die Familien ernähren" in Düsseldorf.

Sie rückten damit eine wachsende Gruppe von Frauen in den Mittelpunkt, die viel zu selten im Fokus der Öffentlichkeit steht: Frauen, die mit ihrem Verdienst den Löwenanteil zum Familieeinkommens beisteuern. Ob phasenweise oder dauerhaft, unfreiwillig oder geplant - immer häufiger tragen Frauen die finanzielle Verantwortung für die Familie.

"Familienernährerinnen machen deutlich, dass sich der Blick auf die Erwerbstätigkeit von Frauen ändern muss", sagte Josef Hecken, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. "Frauen sind schon lange keine bloßen Zuverdienerinnen mehr, sondern leisten einen existenziellen Beitrag zum Familieneinkommen. Unsere Aufgabe ist es, die notwendigen Rahmenbedingen dafür zu schaffen, um die Situation von Familienernährerinnen zu verbessern."

Frauen ernähren eine Familie unter anderen Voraussetzungen als Männer: Sie arbeiten häufig in Teilzeit oder üben eine geringfüge Beschäftigung aus. Sie haben schlechtere Aufstiegschancen und verdienen häufig weniger als ihre männlichen Kollegen. Zudem sind sie häufig mit familienunfreundlichen Arbeitsbedingungen und stereotypen Geschlechterrollenbildern konfrontiert.

Projekt "Familienernährerinnen"

Im Rahmen des vom DGB initiierten und vom Bundesfamilienministerium finanzierten Projektes "Familienernährerinnen" haben die Projektpartner in einer ersten Projektphase von 2010 bis 2012 über die Situation von Familienernährerinnen informiert. Mit den relevanten gesellschaftlichen Akteuren wurde ein gemeinsamer politischer Fahrplan erarbeitet, der konkrete Maßnahmen und politische Handlungsoptionen zur nachhaltigen Verbesserung der Situation von Familienernährerinnen aufzeigt.

Um Familienernährerinnen zu unterstützen müssen demnach die Voraussetzungen für eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen geschaffen und die Vereinbarkeit von Beruf und Fürsorge verbessert werden. Auch müssen die Möglichkeiten für Frauen und Männer, vielfältige Rollenbilder leben zu können, verbessert werden.

Maßnahmen für Familienernährerinnen

Um das zu verwirklichen wollen die Projektpartner zum Beispiel gegen die Ausweitung des Niedriglohnbereiches vorgehen und den beruflichen Wiedereinstig für Frauen nach familienbedingten Erwerbsunterbrechungen unterstützen. Gewerkschaftliche Akteure und Akteurinnen sollen für die Situation von Familienernährerinnen und ihren Partner sensibilisiert werden.

In der zweiten Projektphase, die jetzt gestartet ist und bis 2014 läuft, soll die Umsetzung des politischen Fahrplans am Arbeitsmarkt und in den Betrieben befördert werden. Dazu werden unter anderem Qualifizierungs- und Abendveranstaltungen mit gewerkschaftlichen und politischen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren durchgeführt. Die ergänzende Öffentlichkeitsarbeit soll durch neue Partner unterstützt werden.