Seit 2015 wird jährlich am 20. Juni der deutschen Vertriebenen sowie der Opfer von Flucht und Vertreibung weltweit gedacht. Mit diesem Datum knüpft die Bundesregierung an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen an.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus eröffnete die diesjährige zehnte Gedenkstunde der Bundesregierung im Konzerthaus Berlin. Zu den weiteren Rednerinnen und Rednern gehörten die Stellvertretende Generaldirektorin a. i. der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Irena Vojáčková-Sollorano, und der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius. Persönlich von Flucht und Vertreibung Betroffene tauschten sich in einem Podiumsgespräch über ihre Erfahrungen aus.
Zeichen setzen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung
In ihrer Begrüßungsrede betonte Lisa Paus, dass Flucht und Vertreibung Menschheitsthemen seien und verwies auf die Schicksale der Menschen, die derzeit weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind. Die Bundesfamilienministerin gedachte auch der vielen deutschen Vertriebenen im 20. Jahrhundert. Sie hob die außerordentliche Leistung der in Deutschland angekommenen Menschen hervor, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, die sie in Teilen ablehnte.
Auch vor diesem Hintergrund mahnte Lisa Paus die sich zuspitzende aktuelle Debatte um Flucht und Migration an. Als für das Thema Engagement zuständige Bundesministerin dankte sie ausdrücklich den vielen ehrenamtlich Engagierten, die sich für die Integration von Geflüchteten einsetzen und damit ein Zeichen setzen, dass sich dieses Land nicht spalten lässt.
Lisa Paus: "Mehr als 110 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Sie teilen das Schicksal von Millionen Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten. Hinter jeder Flucht steht eine persönliche Geschichte und mitunter viel Leid. Nicht immer werden Geflüchtete jedoch mit offenen Armen empfangen. Gerade im Bewusstsein unserer Geschichte und im Einklang mit unseren völkerrechtlichen Verpflichtungen aus der Genfer Flüchtlingskonvention müssen wir an der Seite der Schutzsuchenden stehen. Wir müssen uns stark machen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Deshalb unterstütze ich mit dem Partnerschafts-Programm 'Menschen stärken Menschen' Engagierte, die sich für Menschlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen."
Über 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht
Im 20. Jahrhundert mussten Millionen Deutsche aufgrund von Flucht und Vertreibung ihre Heimat verlassen. Hunderttausende Menschen kamen dabei ums Leben, viele wurden Opfer von Gewalt und Misshandlung.
Laut Angaben des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) waren 2023 rund 117,3 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Darunter sind 37,6 Millionen Flüchtlinge, von denen etwa die Hälfte unter 18 Jahren alt ist.