Dauerhaft ungleich Neue Studie betrachtet Lohnlücke im gesamten Erwerbverlauf

Frau steht auf kleinerem Geldberg als Mann, Lohnlücke
Frauen haben in der Lebensverlaufsperspektive große Einkommenseinbußen © iStock/thorbjorn66

In der vom Bundesfrauenministerium geförderten Studie "Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland" nimmt die Autorin Dr. Christina Boll (Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut) erstmals das Lebenserwerbseinkommen nach Beruf und Geschlecht in den Blick. Die Studie zeigt, dass die "bereinigte" Lohnlücke, der sogenannte Gender Pay Gap, von sieben Prozent nur eine Momentaufnahme ist. Wie sehr Frauen an Einkommen gegenüber Männern einbüßen müssen, wird erst mit Blick auf das gesamte Erwerbsleben deutlich.  Die Geschlechterlücke beträgt hier ein Vielfaches des Gender Pay Gaps.

Je nach Beruf geht die Schere über das ganze Erwerbsleben hinweg unterschiedlich weit auf – auch, wenn Frauen und Männer gleicher Merkmale miteinander verglichen werden. So verdienen Akademikerinnen beispielsweise im gesamten Erwerbsleben gegenüber Akademikern berufsübergreifend rund 170.000 Euro weniger. In den unteren Einkommensklassen ist die prozentuale Lohnlücke sogar noch höher. 

Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen

Die Studie verdeutlicht die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die nach wie vor bestehende Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben. Ein wichtiger Schritt ist das Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen, das am 11. Januar vom Bundeskabinett beschlossen wurde. Aber auch Maßnahmen wie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung, mehr Partnerschaftlichkeit durch das ElterngeldPlus oder das geplante Rückkehrrecht von Teilzeit zur vorherigen Arbeitszeit helfen dabei, die Lohnlücke zu schließen.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Die Analyse der Tagesentgelte in den Berufssegmenten zeigt, dass Frauen in allen Berufssegmenten pro Tag weniger verdienen als Männer.
  • Frauen haben im Erwerbsverlauf durchschnittlich 49,8 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer. Dabei gibt es noch starke Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Einkommensklassen: Je niedriger das erzielte Einkommen, umso höher die Lücke im Lebensverlauf. Für die untersten fünf Prozent der Verdienenden liegt die Lücke bei 69 Prozent, für die obersten fünf Prozent noch bei 34 Prozent.
  • Mit 55 Jahren beträgt die Lücke in sozialpflegerischen Berufen 36 Prozent und in Verkaufsberufen 61 Prozent. Die Einkommensunterschiede gehen zwar im Zeitverlauf zurück, sie sind aber weiterhin erheblich. Das Niveau der Lücke ist in jüngeren Jahrgängen tendenziell geringer wegen der steigenden Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen, die sich der der Männer annähert.