Wie vertraut Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit dem Thema Demenz sind, welche Einstellungen sie zu Menschen mit Demenz haben und ob sie sich vorstellen können, einen an Demenz Erkrankten zu unterstützen, zeigt die jüngste Befragung im Rahmen des Deutschen Alterssurvey (DEAS). Die Ergebnisse wurden am 9. August vorgestellt. An der Befragung nahmen 5402 Personen zwischen 46 und 90 Jahren teil.
Zentrale Ergebnisse der Befragung
Die Befragung ergab:
- Erst knapp ein Drittel (32,6 Prozent) ist mit dem Thema Demenz vertraut.
- Fast die Hälfte (45,5 Prozent) kann das von sich nicht behaupten. Das hat Folgen für die Betreuung von Menschen mit Demenz und den Umgang mit ihnen. Denn die Bereitschaft, einen Angehörigen oder Bekannten mit Demenz zu betreuen, hängt stark davon ab, wie gut jemand mit dem Thema vertraut ist.
- Mehr als die Hälfte der Befragten (56,8 Prozent), die mit dem Thema Demenz vertraut ist, ist bereit, Menschen mit Demenz zu unterstützen.
- Dagegen kann sich das nur etwa ein Drittel (35,2 Prozent), die mit dem Thema nicht vertraut sind, vorstellen.
Die Ergebnisse der Befragung deuten darauf hin, dass es schwierig ist, die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz durch Angehörige sowie Personen aus dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft in ausreichendem Maße zu gewährleisten. Da etwa 30 Prozent bei der Frage nach der Betreuung unentschieden sind, zeigt sich hier ein Potenzial, das es zu nutzen gilt. Deshalb muss die Gesellschaft vertrauter mit dem Thema Demenz werden, damit sie eher bereit ist, Betroffenen zu helfen.
Unterstützung und Entlastung fördern
Aktuell sind in Deutschland schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. In der alternden Gesellschaft wird diese Zahl weiter steigen. Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Tatsache, dass die meisten Menschen in ihrem eigenen Zuhause alt werden möchten, ist die Bereitschaft, sich um Menschen mit Demenz zu kümmern, eine wichtige gesellschaftliche Ressource.
Daher ist es wichtig, mehr Öffentlichkeit für das Thema Demenz zu schaffen und passende Informationsangebote zur Verfügung zu stellen. Hier setzt auch die Nationale Demenzstrategie der Bundesregierung an, die insgesamt mehr als 160 Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen bündelt. Wichtige Ziele sind, individuelle Beratungs- und Entlastungsangebote, passende Wohnformen sowie das ehrenamtliche Engagement für Menschen mit Demenz zu stärken.
Wegweiser Demenz und Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz
Das Bundesseniorenministerium hat den Wegweiser Demenz als zentrale digitale Informations- und Austauschplattform eingerichtet. Es fördert zudem bundesweit Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz. Rund 500 Lokale Allianzen - haupt- und ehrenamtlich getragene Hilfe- und Unterstützungsnetzwerke vor Ort - sind derzeit aktiv, um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Demenz zu verbessern und sie und ihre Angehörigen bei Bedarf zu unterstützen. Ein anderes Anliegen ist, die Öffentlichkeit vor Ort zum Thema Demenz zu sensibilisieren und ehrenamtlich Tätige zu gewinnen, die Menschen mit Demenz unterstützen und ihre Angehörigen entlasten.
Der Deutsche Alterssurvey
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Die Befragung wird seit 1996 durchgeführt. Die jüngste fand im Zeitraum vom 4. November 2020 bis zum 1. März 2021 statt. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer telefonisch und nicht wie zuvor in einem persönlichen Interview befragt. Im Anschluss bekamen sie noch einen Fragebogen zugeschickt, den über 4400 Personen schriftlich oder online beantwortet haben.
In einem zweiten Schritt wurde mit den Daten des Deutschen Alterssurvey untersucht, ob die Einstellungen zu Menschen mit Demenz von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und Einkommen abhängen und ob es Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. In einem dritten Schritt wurde schließlich die Frage gestellt, ob Vertrautheit mit Demenz mit der Angst vor Menschen mit Demenz, der Bereitschaft zur Übernahme von Betreuung und Pflege sowie der Einschätzung von Unterstützungsmöglichkeiten zusammenhängt.