Von der Leyen: "Gemeinsam für gleiche Chancen in Europa"

Unter dem Vorsitz der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, beraten die Gleichstellungs- und Familienministerinnen und -minister der EU-Mitgliedsstaaten sowie die EU-Kommission am 15. und 16. Mai 2007 in Bad Pyrmont, wie Gleichstellungs- und Familienpolitik vereint zu mehr Chancengleichheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Europa beitragen können.

"Europa braucht eine Politik, die es Frauen und Männern leichter macht, in einem gleichberechtigten Miteinander Erwerbs- und Familienarbeit sowie die Sorge für Angehörige zu vereinbaren. Gleichstellungspolitik ist heute besonders dort erfolgreich, wo sie aktiv familienpolitische Instrumente nutzt. Und Familienpolitik ist heute dann besonders erfolgreich, wenn sie sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientiert und nicht von traditionellen Rollenerwartungen den Blick verstellen lässt. Deswegen freue ich mich, dass wir hier in Bad Pyrmont neue Konzepte und kluge Ideen entwickeln werden, die wir gemeinsam mit unseren Partnerländern der Teampräsidentschaft dauerhaft in Europa verankern können", sagt Ursula von der Leyen.

Das zweitägige Treffen im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, an dem auch der EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, Vladimír Spidla, teilnimmt, steht unter dem Motto "Gleiche Chancen für Frauen und Männer im Erwerbs- und Familienleben". 38 Delegationen mit insgesamt rund 150 Mitgliedern beraten an den zwei Tagen vier Themenschwerpunkte:

  • Der Wandel der Rollenbilder und damit verbundene Herausforderungen vor allem für Männer
  • Strategische Allianzen mit der Wirtschaft, für eine bessere Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Chancengleichheit von Frauen und Männern in Unternehmen
  • Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen und engagierte Väter in Führungspositionen
  • Fördermodelle für Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen stellt außerdem mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Ländern der ersten EU-Teampräsidentschaft, dem portugiesischen Staatssekretär Jorge Lacão und der slowenischen Ministerin Marjeta Cotman, eine gemeinsame Initiative vor, die wichtige gleichstellungspolitische Anliegen nachhaltig in der europäischen Politik verankern soll. Über 18 Monate hinweg wollen sich die Partnerländer Deutschland, Portugal und Slowenien als aufeinander folgende Ratspräsidentschaften auf europäischer Ebene für die Erweiterung der Rollenbilder für Frauen und Männer, die Chancen- und Entgeltgleichheit für Frauen und Männer im Erwerbsleben sowie die Förderung von Frauen mit Migrationshintergrund stark machen.

Eine auf der Tagung vorgestellte Studie von "Sinus Sociovision" im Auftrag des Bundesfamilienministeriums belegt, dass große Teile der deutschen Bevölkerung Gleichstellungs- und Familienpolitik als zwei Seiten einer Medaille wahrnehmen. Gleichstellung als Wert ist in unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedlich akzeptiert. Gut gebildete jungen Frauen und Männer orientieren sich heute wie selbstverständlich an gleichberechtigten Rollenvorstellungen und partnerschaftlichen Lebensentwürfen. In eher traditionsverwurzelten Milieus und weniger gebildeten Schichten mit niedrigem Einkommen und begrenzten Lebensperspektiven sind Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit als Werte hingegen kaum verankert. "Die Studie zeigt, dass Gleichstellung für viele Menschen als abstraktes Ideal fremd bleibt, wenn sie ihren Wert nicht konkret und praktisch in ihrem Lebensalltag erfahren. Die meisten Frauen und Männer bewerten Gleichstellungspolitik vor allem dann als wertvoll und nützlich, wenn sie ihnen mit ganz konkreten Angeboten erleichtert, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen", so Ursula von der Leyen. Um auf europäischer Ebene zu weiteren Ergebnissen zu kommen, ist auch eine Ausweitung der in Deutschland durchgeführten SINUS-Studie auf andere Länder der Europäischen Union geplant.

Weitere Erhebungen untermauern die Dringlichkeit der in Bad Pyrmont besprochenen Themen: In der Europäischen Union liegt die durchschnittliche Quote erwerbstätiger Frauen nach wie vor 15 Prozent unter der der Männer. (durchschnittliche Erwerbstätigkeitsquote Frauen in der EU (25) 2005: 56,3 Prozent, Männer: 71,3 Prozent; Bericht der EU-Kommission zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2007) In den obersten Entscheidungsgremien der jeweils 50 größten, börsennotierten Unternehmen der Europäischen Mitgliedsstaaten kommt im EU-Durchschnitt eine Frau auf 10 Männer. Dass eine Frau gar den Platz auf dem obersten Chefsessel einnimmt, kommt nur in 4 Prozent der Fälle vor. Deutschland liegt beispielsweise mit 11 Prozent weiblichen Vorständen im EU-Schnitt (Schweden 24 Prozent), aber ohne eine einzige Frau an der Spitze eines der größten 50 Unternehmen in dieser Kategorie am unteren Ende der Skala. Zum Vergleich: Das Teampräsidentschaft-Partnerland Slowenien kommt sowohl bei den Vorstandsmitgliedern, als auch bei den Konzernlenkerinnen auf eine imponierende Quote von 21 Prozent (Datenbank: "Frauen und Männern in Entscheidungsprozessen" - soziale und wirtschaftliche Domäne, Entscheidungsfindung in den 50 größten, börsennotierten Unternehmen, EU Dezember 2006). Dass es sich nicht nur um ein Problem der Managerinnen handelt, belegt ein Blick auf die Erwerbstätigenquote von Frauen mit und ohne Familie. Beim Anteil kinderloser Frauen zwischen 25 und 54 Jahren, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, liegen zum Beispiel Deutschland mit rund 78 Prozent und Dänemark mit rund 79 Prozent noch fast gleichauf im vorderen Drittel der Industrienationen. Wenn zwei und mehr Kinder da sind, zeigen sich jedoch drastische Unterschiede. Während in Dänemark immer noch oder wieder rund 78 Prozent der (25- bis 54-jährigen) Mütter im Beruf stehen, ist die Quote in Deutschland um 20 Prozent gesunken (Vereinbarkeit von Familie und Beruf Benchmarking Deutschland Aktuell, Bertelsmann Stiftung, 2003).

Über erste Ergebnisse und Verlauf der Konferenzgespräche informieren Ursula von der Leyen und EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, Vladimír Spidla, am morgigen 16. Mai um 11 Uhr, im Konzerthaus, Bad Pyrmont. Eine Meldung dazu finden Sie dann auch im Internet unter: www.bmfsfj.de

Weitere Informationen über das informelle Treffen der Gleichstellungs- und Familienministerinnen und -minister sowie Schwerpunkte und Veranstaltungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft finden Sie im Internet unter: www.bmfsfj.de/eu