Frauen vor Gewalt schützen Hilfe und Beratung bei Gewalt

In Deutschland stehen gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern rund 400 Frauenhäuser sowie über 40 Schutz- oder Zufluchtswohnungen mit mehr als 6000 Plätzen zur Verfügung. Hinzu kommen rund 750 Fachberatungsstellen bei Gewalt gegen Frauen. Auch für Männer, die von Gewalt betroffen sind, sowie für gewaltausübende Menschen gibt es solche Hilfsangebote.

Anlaufstellen für Betroffene und ihr Umfeld

Es folgt eine Übersicht zu Anlaufstellen, an die sich neben den Betroffenen auch deren Familienmitglieder und Freunde sowie Fachkräfte wenden können.

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" richtet sich an Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben. Unter der Nummer 116 016 können Frauen rund um die Uhr und kostenlos Kontakt zu Beraterinnen aufnehmen - vertraulich und anonym. Die Beratung kann per Telefon, Online-Chat oder E-Mail erfolgen. Auch Angehörige, der Freundeskreis und Fachkräfte können sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wenden, um Frauen zu helfen, die Opfer von Gewalt geworden sind.

Mithilfe von Dolmetscherinnen ist die Beratung beim Hilfetelefon in 18 Fremdsprachen möglich. Auf Wunsch können die Hilfesuchenden einen Kontakt zu geeigneten Beratungsstellen und Hilfsorganisationen in ihrem Umfeld erhalten. Das Angebot richtet sich auch ausdrücklich an Betroffene mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung. Sie können eine Beratung in Leichter Sprache oder in Deutscher Gebärdensprache erhalten.

Das bundesweite Hilfetelefon wurde 2013 per Gesetz (HilfetelefonG) beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben eingerichtet.

Frauenhäuser und weitere Hilfsangebote in der Nähe finden

Der vom Bundesfamilienministerium geförderte Verein Frauenhauskoordinierung e.V. bietet eine bundesweite Übersicht über freie Plätze in Frauenhäusern und Schutzwohnungen. Zudem unterstützt der Verein deutschlandweit Frauenhäuser und Fachberatungsstellen fachlich und bei ihrer politischen Arbeit.

Betroffene Frauen und ihr Umfeld finden außerdem auf der Website der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) Kontakte zu Frauenhäusern.

Beim Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) können betroffene Frauen und ihr Umfeld ein Hilfsangebot in ihrer Nähe finden. Im bff sind derzeit rund 200 Beratungsstellen und Notrufe organisiert. Die persönlichen oder telefonischen Beratungen in den Beratungsstellen sind kostenlos und anonym und werden von erfahrenen Mitarbeiterinnen durchgeführt. Die Website des bff informiert auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und in Deutscher Gebärdensprache. Der Verband wird vom Bundesfrauenministerium gefördert.

In vielen Bundesländern ergänzen zudem sogenannte Interventionsstellen das Beratungsangebot. Sie beraten Opfer von Gewalt vor allem im Zusammenhang mit einem polizeilichen Einsatz und unterstützen auch im Hinblick auf rechtliche Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen dabei auf die Betroffenen zu, stellen für Frauen und Kinder psychosoziale Unterstützungsangebote bereit und erstellen Sicherheitspläne zum Schutz der Opfer. Interventionsstellen sind regional unterschiedlich organisiert. Einige bieten auch insbesondere Hilfe für Jungen und junge Männer an. 

Frauen und Mädchen mit Behinderungen vor Gewalt schützen

Der Verein Weibernetz e.V. informiert zu Themen wie (sexualisierter) Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen, Antidiskriminierung und Gleichstellung behinderter Frauen. Das Bundesnetzwerk ist eine politische Interessenvertretung von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung und/oder chronischen Erkrankungen und setzt sich für deren Rechte und für ein selbstbestimmtes Leben ein.

Das Netzwerk engagiert sich zum Beispiel für barrierefrei zugängliche Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen sowie für einen umfassenden Gewaltschutz, der alle Lebensbereiche von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen umfasst.

Darüber hinaus gibt es bereits in vielen Einrichtungen der Behindertenhilfe sogenannte Frauenbeauftragte, die den Gewaltschutz in Einrichtungen stärken. Gewaltbetroffene Personen können sich dort jederzeit an die Frauenbeauftragten wenden. Die Erfahrungen zeigen, dass Frauen mit Lernschwierigkeiten sehr gut als Frauenbeauftragte arbeiten können, weil sie oft einen besseren, direkteren Zugang zu den Frauen in den Einrichtungen haben als das pädagogische Personal. Gleichzeitig können sie als Schnittstelle zwischen dem System der Behindertenhilfe und den Angeboten für gewaltbetroffene Frauen fungieren.

Hilfetelefon "Gewalt an Männern"

Das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt an Männern" ist unter der Nummer 0800 1239900 und online per Chat und E-Mail erreichbar. Zu den Sprechzeiten können gewaltbetroffene Männer beim Hilfetelefon von Montag bis Freitag kostenfrei und anonym Kontakt zu geschulten Beraterinnen und Beratern aufnehmen, die sie in Deutsch und gegebenenfalls auch in Englisch beraten.

Auch Angehörige, Freundeskreis und Fachkräfte können sich an das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" wenden, um Männern zu helfen, die Opfer von Gewalt geworden sind.

Das Hilfetelefon ist auf Initiative der Länder Nordrhein-Westfalen und Bayern entstanden. 

Beratung für Jungen und Männer

Das Bundesforum Männer hat die Beratungslandkarte Männerberatungsnetz online gestellt. Dort werden über 300 Beratungsangebote für Jungen und Männer gebündelt. Jungen, Männer und Väter finden hier Beratungsangebote in ihrer näheren Umgebung zu verschiedenen Themen - auch Gewaltbetroffenheit. Daneben bietet die Website "Echte Männer reden"  eine bundesweite Übersicht von Beratungsangeboten für Jungen und Männer, die sich in einer Krise befinden, Opfer von Gewalt oder selbst gewalttätig sind. Im Gespräch mit den Beraterinnen und Beratern werden Männer unterstützt, die Ursachen ihrer Krise zu verstehen und diesen entgegen zu wirken. "Echte Männer reden" ist ein Angebot des SKM Bundesverband e.V. und wird vom Bundesgleichstellungsministerium gefördert.

Um ein flächendeckendes Netz von Jungen- und Männerberatungsstellen in die vorhandene Beratungslandschaft in Deutschland zu integrieren, bedarf es insbesondere auch der Weiterbildung von Beraterinnen und Beratern. Der SKM Bundesverband e.V. hat dazu ein Weiterbildungskonzept erarbeitet, das Fachkräfte unterstützt, die Männerthemen in ihren Beratungsalltag integrieren wollen. Sie sollen gleichzeitig als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren, so dass männerfokussierte Beratung künftig vermehrt angeboten werden kann. Das Bundesgleichstellungsministerium fördert den präventiven Ansatz der männerfokussierten Beratung des SKM Bundesverband e.V.

Das digitale Angebot "Echte Männer reden" wurde mittlerweile um einen Bereich eigens für Fachkräfte der geschlechtersensiblen sozialen Arbeit erweitert, in dem Expertinnen und Experten fachliche Informationen und Material rund um die Jungen-, Männer- und Väterarbeit des SKM-Netzwerks "Echte Männer reden" finden.

Schutzeinrichtungen für Männer

Der Aufbau und Betrieb von Männerschutzeinrichtungen liegt in der Zuständigkeit der Länder. Bundesweit bieten derzeit (Stand Dezember 2023) 13 Einrichtungen mit insgesamt 45 Plätzen gewaltbetroffenen Männern und ihren Kindern eine zeitweilige Schutzunterkunft sowie Beratung zur Entwicklung gewaltfreier Lebensperspektiven. Weitere Schutzeinrichtungen sind geplant.

Damit Maßnahmen und Einrichtungen für von Gewalt betroffene Männer in allen Bundesländern etabliert werden, bietet die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) interessierten Trägern, Kommunen und Ländern sowie Landes- und Kommunalpolitikerinnen Beratung und Unterstützung an. Auf der Website der BFKM findet sich eine Übersicht der Schutzwohnungen für Männer. Aber auch Publikationen zum Themenbereich sind auf der Webseite zu finden. 

Hilfe für gewaltausübende Menschen

Wer gewalttätig gegenüber Partnerin oder Partner, gegenüber der Familie oder dem eigenen Umfeld ist und das ändern will, findet bundesweit Beratungsangebote. Die Angebote helfen, sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und zu beenden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. (BAG TäHG) ist der deutsche Dachverband der Einrichtungen, die in interinstitutionellen Kooperationsbündnissen gegen häusliche Gewalt und Ex-Partnerinnen- und Ex-Partner-Stalking mit gewaltausübenden Menschen - unabhängig vom Geschlecht - arbeiten. Die BAG TäHG wird vom Bundesgleichstellungsministerium gefördert.

  • Um Hilfesuchenden eine schnelle Vermittlung in eine nahegelegene Mitgliedseinrichtung zu gewährleisten, ist die Bundesgeschäftsstelle täglich von 8:00 bis 15:00 Uhr telefonisch erreichbar unter der Nummer 030 428 02 109. Alternativ können Beratungsstellen unter www.bag-taeterarbeit.de/beratungsstellen online gesucht werden.
  • Mit der Broschüre "Arbeit mit Tätern in Fällen häuslicher Gewalt" liegen für Beratungseinrichtungen und Justiz wichtige Eckpunkte für die Arbeit mit Tätern häuslicher Gewalt vor.

Antidiskriminierungsstelle

An die Antidiskriminierungsstelle des Bundes können sich alle Menschen wenden, die aufgrund ihres Alters oder Geschlechts, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, einer Behinderung oder chronischen Krankheit, ihrer ethnischen Herkunft oder sexuellen Identität Diskriminierung erlebt haben. Dazu zählt zum Beispiel auch sexualisierte Belästigung am Arbeitsplatz. Bei der Antidiskriminierungsstelle können Betroffene Informationen, rechtliche Beratung und Unterstützung erhalten.

Hilfseinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen bundesweit vernetzen

Das Bundesfamilienministerium unterstützt die Vernetzungsstellen der Frauenhäuser (FHK), der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) sowie der Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel (KOK). Sie bündeln die Fachkompetenz der einzelnen Einrichtungen zur Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen in Deutschland und bringen diese in die politische Diskussion, die Öffentlichkeit und die Gesetzgebung ein.