Geschlechterstereotypen in allen Lebensbereichen überwinden

Lisa Paus mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der vierten Fachtagung der "Initiative Klischeefrei"
Lisa Paus mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der vierten Fachtagung der "Initiative Klischeefrei"© Marc Beckmann

Die Gleichstellungspolitik des Bundesfamilienministeriums zielt darauf ab, dass Frauen, Männer, Mädchen und Jungen sowie diversen Personen unabhängig von ihrem Geschlecht ihre Potenziale voll ausschöpfen können - im Berufsalltag und in der Freizeit. 

Eine gleichstellungsorientierte Berufs- und Studienwahlbegleitung macht junge Frauen und Männer mit vielfältigen Lebensentwürfen bekannt. So können sie ihren eigenen Lebensweg freier gestalten und lernen, wie sie ihre individuellen und familiären Zukunftsvorstellungen als Erwachsene verwirklichen. Sie macht auf Chancen und Risiken aufmerksam, die mit der Berufswahl verbunden sind - und zeigt Wege auf, wie diese fair verteilt werden können, um Risiken wie Altersarmut durch lange Erwerbsunterbrechungen zu verringern.

Genderkompetenz weiterentwickeln

Mit dem Ziel insbesondere Jugendlichen zu befähigen, relevante Geschlechteraspekte zu erkennen, zu hinterfragen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten fördert das Bundesfamilienministerium verschiedene Initiativen.

Geschlechtergerechte Berufswahl ermöglichen: "Initiative Klischeefrei"

Um eine geschlechtergerechte Berufs- und Studienwahl bundesweit zu etablieren, bringt das Bundesfamilienministerium mit der "Initiative Klischeefrei" Fachleute aus den Bereichen Schule, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammen. In der "Initiative Klischeefrei" arbeiten all diejenigen zusammen, die geschlechtersensible Berufs- und Studienwahlbegleitung bereits anbieten oder künftig anbieten wollen. Die Kooperationspartnerinnen und -partner verpflichten sich, in ihrem eigenen Arbeitsbereich Genderkompetenz auf- und weiter auszubauen. Sie überprüfen, ob ihre eigenen Methoden, Materialien und Medien geschlechtersensibel sind, überarbeiten diese, wenn nötig, und stellen sie für den Austausch und die Veröffentlichung zur Verfügung. Im Rahmen dieser Kooperation können Evaluationen und Forschungsvorhaben gemeinsam entwickelt werden und dazu beitragen, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu steigern.

Das Webportal der "Initiative Klischeefrei" bietet alltagstaugliches (Unterrichts-)Material, Hintergrundinformationen und Beispiele gelungener Praxis zur geschlechtersensiblen Berufsorientierung. Es richtet sich an Fachkräfte aus der Frühkindpädagogik, aus Schulen und Hochschulen, aus Unternehmen und Gewerkschaften sowie aus der Berufsberatung, aber auch an Eltern. Alle am Berufswahlprozess Beteiligten sind eingeladen, die Website für ihren Arbeitsalltag zu nutzen und sich an der Kooperation zu beteiligen.

Unter dem Dach der Initiative werden der Girls'Day und Boys'Day geführt. 

Männer für Pflegeberufe gewinnen: Ausbildungsoffensive Pflege und "Mach Karriere als Mensch!"

Im Juli 2018 startete die Konzertierte Aktion Pflege mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern und die Ausbildung in der Pflege zu stärken. Die Arbeitsgruppe 1 der Konzertierten Aktion Pflege hat daraufhin unter Federführung des Bundesfamilienministeriums die "Ausbildungsoffensive Pflege" erarbeitet. Ein zentrales Ziel dieser ist es, die Einführung der neuen Pflegeausbildungen zu begleiten und die Zahl der Auszubildenden in der Pflege insgesamt zu erhöhen. Eine Zielgruppe der dazu gestarteten Informations- und Öffentlichkeitskampagne "Mach Karriere als Mensch!" sind junge Männer, um den noch immer geringen Männeranteil in der Pflege zu erhöhen.

Jugendlichen eine Plattform für Gender-Themen bieten: meinTestgelände - das Gendermagazin für Jugendliche

MeinTestgelände ist ein gemeinsames Projekt der BAG Bundesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit und der BAG Mädchen*politik. Junge Menschen können sich online einzeln oder in Gruppen zu Geschlechterthemen, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Beteiligung oder Vielfalt äußern. Zum Konzept gehört, dass die Themen und Ausdrucksformen der Texte, Videos, Songs und Bilder vollkommen frei sind, solange niemand verletzt oder beleidigt wird. So ist mit Unterstützung der beiden Bundesarbeitsgemeinschaften ein Online-Magazin entstanden, das umfassend darüber informiert, was junge Menschen zu Geschlechterfragen bewegt - ausschließlich aus ihrer eigenen Perspektive betrachtet. MeinTestgelände ist ein einzigartiges Partizipationskonzept, mit dem es gelingt, Jungen und junge Männer umfassend einzubeziehen. Derzeit finden sich auf meinTestgelände 900 Beiträge zu 90 Geschlechterthemen von 70 Autorinnen und Autoren und 30 Redaktionsgruppen. Pro Jahr werden 70.000 Zugriffe registriert. 

Zur Verbreitung der Inhalte wurden auch Social-Media-Präsenzen aufgebaut, die eine eigenständige Wirkung entwickeln. Außerdem wurde eine Fachgruppe geschlechtersensible Pädagogik auf Facebook gegründet, die seit 2014 den direkten Transfer in die geschlechterpädagogische Fachwelt herstellt. Im Jahr 2021 ging zudem eine neue gleichnamige Website online, auf der die Beiträge der jungen Menschen fachlich gewürdigt und unterfüttert werden. Darüber hinaus wird zu aktuellen Themen der Geschlechterpädagogik Stellung bezogen und die fachlichen Prinzipien, nach denen das Gesamtprojekt arbeitet, ausführlich dargestellt. Im nächsten Schritt wird mit Hochschulen kooperiert, um die Beiträge auf meinTestgelände in die Forschung einzubringen.

Inklusive Sportkultur leben: "Klischeefrei im Sport - No Stereotypes"

Seit März 2023 setzt sich das Projekt "Klischeefrei im Sport - No Stereotypes" für eine inklusive und klischeefrei Sportkultur in Deutschland ein. Das vom Bundesfamilienministerium geförderte Projekt wird vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. durchgeführt. Wichtige Kooperationspartner sind der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Durch Schulungen, Öffentlichkeitsarbeit, den Einsatz von Vorbildern und Faktenblättern sollen immer mehr Menschen für die Bedeutung einer klischeefreien Sportkultur sensibilisiert werden. Die bisher veröffentlichten Faktenblätter zeigen unter anderem, dass auch Jungen und Männer von Klischees im Sport negativ beeinflusst werden. So nennen Jungen und Männer den Sport häufig als einen sozialen Raum, in dem sie durch sexistische Äußerungen in ihrer Männlichkeit abgewertet werden.